Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 62Eine islamistische Weltanschauung bewegte Anis Amri vor zwei Jahren, einen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin zu verüben. Cehrif Chekatt hatte nach derzeitigen Erkenntnissen ähnliche Motive, als er das Feuer auf Passanten in Straßburg eröffnete. „Leipzig gegen Islamismus“ sieht in der Al-Rahman-Moschee in der Roscherstraße und dessen Iman Hassan Dabbagh eine Basis für islamistisches Gedankengut. Am 21. Dezember gab es eine erste Kundgebung vor der Moschee. Über die Ansichten und Forderungen hat LZ mit dem Sprecher* der Initiative gesprochen.

Was ist eure Kritik an der Al-Rahman-Moschee?

Diese Moschee orientiert sich klar am Salafismus und ist die größte ihrer Art in Sachsen. Der Imam der Moschee, Hassan Dabbagh, ist einer der führenden Köpfe der Salafistenszene in Deutschland und bei den deutschen Sicherheitsbehörden einschlägig bekannt. Nachweislich hatte Dabbagh Kontakte zu verschiedenen Jihadisten, so z. B. zum ehemaligen Finanzchef von Al-Qaida oder zur „Hamburger Zelle“, die für die Terroranschläge am 11. September 2001 verantwortlich war.

Dabbagh bildet in seiner Moschee mutmaßlich salafistische Imame aus und gibt sich nach außen gern gemäßigt. Hinter verschlossenen Türen agitiert er aber gegen Juden, Ungläubige und Ketzer. Ein sächsisches Gericht untersagte ihm deshalb die Gründung eines Kindergartens.

Erst jüngst ergaben Recherchen des Journalisten Shams Ul-Haq, dass in der Moschee Muslime radikalisiert werden. Diese Fakten sind natürlich sehr beunruhigend, besonders da seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 ein massiver Zulauf zu den Freitagsgebeten zu beobachten ist. Durch Scharfmacher wie Dabbagh werden notwendige Integrationsbemühungen unterlaufen und Flüchtlinge teilweise in islamische Parallelgesellschaften integriert.

Was habt ihr für Forderungen?

Von den zuständigen Behörden fordern wir eine Aberkennung der Gemeinnützigkeit des Moscheevereins und die Einleitung eines Verbotsverfahrens. Generell wünschen wir uns ein strikteres staatliches Vorgehen gegen islamistische Zentren und Vereine. Notwendig sind aber auch Präventionsprojekte, die das reaktionäre Frauen- und Familienbild des Islam, den islamischen Antisemitismus und den Hass auf Homosexualität und Individualismus in den Blick nehmen.

Jungen Muslimen müssen Wege zur Selbstreflexion und zur Abkehr von solchen Vorstellungen und Lebensweisen aufgezeigt werden.

Seht ihr auch eine Verantwortung in der Zivilgesellschaft?

Auch zivilgesellschaftliche Initiativen sind in der Pflicht, denn es braucht eine Enttabuisierung der Islamkritik und eine klare Benennung der Probleme. Andernfalls wird sich die deutsche Gesellschaft weiter polarisieren.

In der öffentlichen Debatte ist die Kritik an radikalen Ausprägungen des Islam stark polarisiert. Wo seht ihr euch in der Debatte und worüber sollte eigentlich debattiert werden?

Unsere Initiative versteht sich als ein parteiunabhängiges Bündnis von Personen mit verschiedenen politischen Orientierungen. Uns eint das Interesse am Erhalt einer liberal, demokratisch und säkular verfassten Gesellschaft. Diese sehen wir nicht nur durch die radikale Rechte, sondern zunehmend auch durch den politischen Islam bedroht. Wir wollen in Leipzig eine öffentliche Debatte über die Gefahren des Islamismus und die Probleme des Alltagsislams jenseits fremdenfeindlicher Zuschreibungen oder kultursensibler Verharmlosung anregen. Ziel dieser Debatte sollte ein gesellschaftlicher Minimalkonsens sein, der sich klar zum Säkularismus bekennt.

Das Eintreten für einen solchen Konsens wird fatalerweise auch immer wieder von Teilen der politischen Linken torpediert. Der Islam wird aus falsch verstandener Toleranz vor Kritik in Schutz genommen und das notwendige Engagement gegen den islamischen Fundamentalismus unter Rassismusverdacht gestellt. Debattiert werden müsste also über die Frage, wie man den Einzelnen vor religiösem und kulturellem Gemeinschaftszwang schützen kann und welche politischen Maßnahmen dafür notwendig wären.

Friedlicher Protest am 21.12.2018 vor der Al-Rahman-Moschee in der Roscherstraße. Foto: L-IZ.de
Friedlicher Protest am 21.12.2018 vor der Al-Rahman-Moschee in der Roscherstraße. Foto: L-IZ.de

Wo seht ihr Defizite im Umgang mit Muslimen in der deutschen Gesellschaft, die islamistische Strömungen stärken, wo seht ihr allerdings auch Veränderungen, die von den muslimischen Gemeinden selbst kommen müssen?

Den fatalen Umgang mit dem Islamismus konnte man jahrelang an der Deutschen Islamkonferenz beobachten. Die Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft wurde dort letztlich durch das Hofieren reaktionär-konservativer Islamverbände und durch den Ausschluss von liberal-islamischen oder dezidiert islamkritischen Stimmen untergraben. Zumindest in diesem Jahr hat sich dahingehend etwas geändert, da auch die „Initiative Säkularer Islam“ teilnehmen konnte.

Sie setzt sich für eine strikte Trennung von Religion und Politik ein und möchte für diejenigen Muslime ein Angebot sein, die sich schon von den reaktionär-islamischen Vorstellungen entfremdet haben.

Man darf sich aber auch keine Illusionen machen, denn solche Vorstöße genießen eine sehr marginale Zustimmung unter deutschen Muslimen. Die Initiatoren der Initiative werden massiv angefeindet und müssen teilweise unter Polizeischutz leben. Gerade deshalb ist es aber wichtig, solchen Stimmen mehr Gehör und Unterstützung zu verschaffen und nicht länger reaktionäre Islamverbände als Gesprächspartner anzuerkennen.

Es braucht auch unter Muslimen eine Debatte, für die es eine Voraussetzung ist, dass man die eigene Opfermentalität ablegt und sich mit Kritik konfrontiert. Weitere sinnvolle Maßnahmen, um ein reaktionäres Islamverständnis zurückzudrängen, wären für uns bspw. die bundesweite Anwendung des Berliner Neutralitätsgesetzes und ein Verbot des Kinderkopftuchs.

Wie sahen die Reaktionen aus auf Unterstützungsanfragen? Was habt ihr erwartet, wovon wart ihr überrascht?

Überrascht hat uns, wie reflexhaft unserer Initiative von linken Gruppen Rassismus vorgeworfen wurde, obwohl wir uns strikt von einer fremdenfeindlichen Identitätspolitik abgrenzen. So wurden wir in die Nähe von NPD und AfD gerückt, eine Politikerin der Partei Die Linke sah in unserem Aufruf die Grenze zum „islambezogenen Rassismus“ überschritten. Nicht nur weil einige unserer Mitglieder sich schon seit Jahren gegen Neonazismus in Sachsen engagieren, sind diese Vorwürfe ärgerlich.

Die ihnen zugrunde liegende kulturrelativistische Haltung verunmöglicht letztlich jede Kritik an freiheits- und menschenfeindlichen Einstellungen, wenn diese nicht aus der Kultur der Mehrheitsgesellschaft resultieren. Bestärkt wird dadurch wiederum eine islamische Opfermentalität, die jede Kritik als „Islamophophie“ oder „Rassismus“ abtut. Und auf der anderen Seite wird so auch der Rechtsextremismus gestärkt, da er sich als einzige Stimme der „Islamkritik“ aufspielen kann, die dort oft nur ein Deckbegriff für fremdenfeindliche Hetze ist.

Mit euren Vorhaben steht ihr andererseits bestimmt nicht allein. Wer unterstützt euch und wie sieht die Unterstützung aus?

Unser Bündnis wird von einem breiten Spektrum von Initiativen und Einzelpersonen unterstützt, zu denen u. a. zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ und der Zentralrat der Ex-Muslime, aber auch antifaschistische Gruppen zählen. Für unsere Kundgebung am 21.12. haben diese Unterstützer Redebeiträge und Grußworte beigesteuert, die wir im Nachgang auf unserer Homepage dokumentieren werden.

Die Website der Initiative ist unter gegen-islamismus.de zu finden.

*Anmerkung der Redaktion: Der Name des Sprechers wurde nicht publiziert, da es bereits konkrete Drohungen gegen die Initiatoren aus dem Moscheeumfeld gab.

Kundgebung, Infostand und Debatten vor der Leipziger Al-Rahman-Moschee: Es bleibt kompliziert

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