Not macht nachdenklich. Und wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Menschen nachdenklich werden darüber, wie das weitergehen soll mit unserer Welt. Und wie man sein Leben vielleicht so ändern kann, dass man der Umwelt möglichst nicht zur Last wird und auch nicht zu den Zerstörungen auf anderen Kontinenten beiträgt. Hülsenfrüchte können da richtig helfen, merkt Carola Ruff unter anderem an. Gesund und nahrhaft sind die Dinger nämlich auch noch.

„Früher galten Hülsenfrüchte als dickmachende Beilagen von fetten Fleischgerichten, dabei sind sie so reich an wertvollen Inhalts- und Ballaststoffen, dass sie heute zu den Highlights jeder Ernährungsform von vegan bis paleo gehören“, schreibt die Autorin.

Das große Nachdenken über unsere Ernährung räumt derzeit mit so manchen falschen Märchen auf. Vieles, was die Industrie in den vergangene Jahrzehnten als Fit- und Schlankmacher anpries, erweist sich als Placebo oder gar als höchst schädlich für die Verdauung. Denn Magen und Darm lassen sich nicht betrügen. Das angesiedelte Mikrobiom hat sich in Jahrmillionen an natürliche Nahrung gewöhnt, kann damit prima umgehen und die darin enthaltenen Vitamine und Wertstoffe bestens verarbeiten.

Die Fleisch-Frage

Aber was ist mit dem Fleisch, für das Hülsenfrüchte aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als idealer Ersatz gelten, sodass auch viele Fleischsurrogate aus ihnen hergestellt werden?

Fleisch gehörte bei unseren Vorfahren ganz bestimmt nicht so häufig und in diesen riesigen Mengen auf den Tisch, wie das heute in den wohlhabenden Ländern der Fall ist. Es gilt zwar als Wohlstandsnahrung und manche Männer glauben, sie würden vom Fleisch fallen, wenn sie keine Fleischberge mehr vertilgen. Aber das ist alles Einbildung. Und es ignoriert, wie Fleisch heute mit massiven Schäden für die Umwelt produziert wird. Vom Leid der Tiere in der Massentierhaltung ganz zu schweigen.

Es gibt also gute Gründe, Hülsenfrüchte öfter auf den eigenen Speiseplan zu setzen und sich wieder an Gerichten zu erfreuen, die bei Oma sowieso regelmäßig auf den Tisch kamen. Und damit man sie besser kennenlernt, stellt Carola Ruff die wichtigsten Hülsenfrüchte natürlich auch im Porträt vor – von den Bohnen, von denen es weltweit bis zu 200 verschiedene Arten gibt, über Erbsen, Kichererbsen und Linsen bis zu Sojabohnen und Süßlupine.

Wobei sie bei den Sojabohnen auch nicht vergisst zu erwähnen, wie diese gerade in Südamerika in enormen Mengen auf abgeholzten Regenwaldflächen angebaut werden, um Futter für die deutsche Massentierhaltung zu erzeugen. Und das bei einer geradezu miserablen Bilanz, was zum Beispiel den Wasserverbrauch betrifft. Natürlich darf und sollte man da ein schlechtes Gewissen haben, wenn man seine Rindfleischberge brutzelt: Schon im Fleischberg selbst steckt eine riesige klimaschädliche Bilanz.

Omas unübertroffener Bohneneintopf

Aber es geht ja in diesem Büchlein um den direkten Verzehr der Hülsenfrüchte. Also gibt es auch noch die wichtigsten Küchentipps, wie man mit ihnen am besten umgeht. Und dann geht es wieder in die für die Mini-Büchlein typische Rezeptsammlung. Obwohl es natürlich nur eine kleine, sehr eigensinnige Auswahl sein kann. Mit Hülsenfrüchten-Gerichten könnte man richtig dicke Kochbücher füllen.

Aber immerhin kommt mit den neueren Entwicklungen bei der Suche nach Ernährungsalternativen nun auch so etwas wie Lupinen-Aufstrich ins Gespräch, glutenfreies Sojabrot, Hummus und natürlich auch diverse Salate und Bowls. Bei Bowls ist ein dickflüssiger Smoothie Grundlage für die Obstschüssel, bei dem dann auch Soja- oder Lupinenmilch eine Rolle spielen.

Aber wer beim Lesen solcher Büchlein Hunger bekommt, der blättert sich natürlich gleich zu Linsensuppe und Omas Bohneneintopf durch, zu Erbseneintopf und Chili sin Carne, also ohne Fleisch. Carola Ruff hat auch ein paar „Ratzfatz-Gerichte“ beigegeben für alle, die schnell was Leckeres mit Hülsenfrüchten auf den Abendbrottisch zaubern wollen – so etwas wie Pasta mit veganer Linsen-Bolognese oder gefüllte Tomaten. Oder – da sieht man dann Terence Hill direkt beim Spachteln direkt aus der Pfanne: Cowboy Baked Beans.

Der arme Esau

Mit Risi-Bisi, Spargel-Bohnen-Auflauf und dem traditionellen Linsengericht Mujaddara zeigt sie dann noch, dass man mit Hülsenfrüchten tatsächlich vielfältig und fantasievoll kochen kann. Wobei dieses Linsengericht natürlich an eine der berühmtesten Szenen aus der Bibel erinnert – denn für ein Linsengericht dieser Art verkaufte ja Esau sein Erstgeburtsrecht. Und das möglicherweise eben deshalb, weil es so gut schmeckte.

Und vielleicht ist das tatsächlich der Weg, von seinen alten, belastenden Ernährungsgewohnheiten wegzukommen, die meist noch immer die unserer schwer schuftenden Vorfahren sind, die ja tatsächlich jede Menge Kalorien essen mussten, um die schwere Arbeit im Wald oder auf dem Feld leisten zu können. Die meisten Deutschen sitzen heute am Schreibtisch und wundern sich über ihre wachsenden Bäuche. Dann doch lieber öfter ein Linsengericht!

Oder einen lustigen Kichererbsensalat und mit den Kolleginnen und Kollegen kichern in der Kantine.

Carola Ruff „Das Hülsenfrüchte-ABC“, Buchverlag für die Frau, Leipzig 2023, 6 Euro.

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