Es ist Herbst. In den Märkten locken die Ernteprodukte des Jahres. Man möchte am liebsten jeden Tag hinlaufen und frisches Gemüse einsammeln. Aber dann hat man es zu Hause in der Küche und rätselt: Was fange ich damit an? Was mache ich damit, damit es frisch und lecker wird? So wird der Herbst zur Suppenzeit. Denn nichts ist einfacher, als mit den Gaben des Herbstes lauter leckere Suppen zu zaubern, leicht, festlich, bunt, herzwärmend und sättigend. Mit Regina Röhner bekommt man die Grundlagen für die große Suppen-Zauber-Kunst.
Obwohl es ja keine Zauberei ist, sondern eine jahrtausendealte Praxis in den Küchen der Menschen. Selbst archäologische Funde erzählen von den Suppenfreuden vergangener Zivilisationen. Aber man kann es auch heute noch lernen, wenn man die Begeisterung für Suppen und Eintöpfe nicht von den Eltern gelernt hat.
Deshalb hat Regina Röhner in diesem Buch nicht einfach nur lauter leckere Suppenrezepte versammelt, sondern gibt in den Einstiegskapiteln auch die Grundlagen mit, wie man Suppen und Brühen herstellt und damit immer auch die Ausgangsbasis für alle möglichen Suppen hat, die man dann mit seinen Mitbringseln vom Markt zaubern kann. Denn Brühen aller Art sind der Anfang. Wenn man die beherrscht, ist der Rest ein Zaubern mit Freude an den Zutaten.
Und wenn man dann auch noch Standards wie Grießklößchen, Fleischklößchen und Eierstich drauf hat, hat man auch gleich noch die nächsten Bausteine beisammen, um dann weiterzuzaubern. Denn jetzt ist der Weg frei für all die Zutaten, nach denen einen schon beim Markteinkauf gelüstete.
Dafür gibt es dann jeweils eigene Kapitel, die Kartoffelsuppen, Gemüsesuppen, deftige Suppen und Eintöpfe versammeln. Und da merkt man schon beim Rezepttitel, wie einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Von den Fotos ganz zu schweigen, die einmal mehr zeigen, dass das Auge immer mitisst.
Was dann gerade bei den Gemüsesuppen zu einer regelrechten Farb-Orgie wird in Orange (Möhrensuppe mit Ingwer), Knallrot (Tomatensuppe) oder Knallgrün (Minestrone verde – große grüne Suppe). Es wird, wie man sieht, auch ein wenig international. Denn Suppen gehören weltweit zu den guten Küchen.
Vom Süppchen zum Eintopf
Und wer glaubt, mit diesen „einfachen“ Suppen nicht satt zu werden, für den wird es dann mit Erbsensuppe, Irish Stew, Pichelsteiner, Minestrone, Graupen- und Kartoffeltopf richtig gehaltvoll. Auch weil Regina Röhner die deftigen Zutaten nicht kleinschnippelt, damit sie sich im Topf verlieren, sondern in ordentlichen Happen in die Suppe wandern lässt.
Da wird Gehalt eben auch sichtbar und der hungrige Esser kann selbst erleben, dass Suppe kein wässriges Vergnügen sein muss, sondern eine richtig herzhafte Mahlzeit werden darf, mit den in der Regel gesunden Gaben der Jahreszeit.
Wie üppig so eine Suppe auch schon mal an Kaiserhöfen werden konnte, erzählt Regina Röhner im Vorwort. Diese sogenannte Spanische Suppe muss natürlich nicht so luxuriös geraten wie am Wiener Hof, wo sie tagelang zusammengekocht wurde, sondern kann auch als Olla Podrida aus dem heimischen Suppentopf begeistern.
Wobei man dafür kein besonderes Rezept im Buch findet, denn am Kaiserhof galt da wohl zuallererst: so viel wie möglich von allem Möglichen. Mit 90 Zutaten ein Tagewerk für Köche mit riesigen Kessel. Also Prachtentfaltung einfach durch Menge und Masse.
Das hat man heutzutage ja nicht wirklich mehr nötig. Auch weil die schiere Zutatenmenge den Esser am Ende erschlägt, das Besondere der Beigaben aber letztlich verloren geht. Und tatsächlich sind die meisten hier versammelten Rezepte eine Feier der jeweils verwendeten Zutaten.
Sei es in der Feinen Blumenkohlsuppe mit Safran oder in der quietschgrünen Brennnesselsuppe. So wird Suppe-Kochen geradezu zur Kunst. Und zu einem Vergnügen für fast alle Sinne, wenn der Teller dann auf den Tisch kommt und der Suppentag zu einer Feier der Jahreszeit wird.
Und wer es nicht glauben will ohne zitierte Autoritäten, für den lässt Regina Röhner auch noch Heine, Lichtenberg und Molière zu Wort kommen. Denn manches Glück und manche große Tat wurden auf einer guten Suppe begründet. Das sollte man schon wissen, wenn man sich diesen Rezepten anvertraut und sich mit wachsendem Appetit den Freuden der Suppenkunst widmet.
Regina Röhner Rezepte aus meiner Suppenküche Buchverlag für die Frau, Leipzig 2025, 12,95 Euro.
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