„Wetter macht Geschichte“. Unter dem Titel gibt es mittlerweile so manches Buch zu kaufen. Auch manchen historischen Ausflug unter dem Titel „Klima macht Geschichte“. Jetzt gibt es auch eine von Leipziger Wissenschaftler/-innen gestaltete Online-Ausstellung, in der sie zeigen, wie die Folgen von Wetterereignissen sich in der bildliche Erinnerung der Menschheit niedergeschlagen hat. Denn für Historiker ist die Frage genauso interessant: Wie ging die Menschheit mit Wetterereignissen eigentlich in ihrer Geschichte um?

Die Online-Ausstellung „Die Wetterseiten der Geschichte“ des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) macht erstmals Klimageschichte anhand von Objekten aus 12.000 Jahren Menschheitsgeschichte sichtbar. Gezeigt werden vielfältige Zeugnisse aus unterschiedlichsten Ländern von Höhlenmalerei über teils kuriose technische Erfindungen wie die Draisine bis hin zu Wetterberichten auf Zigarettenschachteln aus Hongkong.

Die Schau, die in Deutsch und Englisch verfügbar ist, entstand in Zusammenarbeit mit der CRIAS-Arbeitsgruppe des internationalen Forschungsverbundes Past Global Changes (PAGES).

Seit jeher ist der Mensch mit wechselnden Umweltbedingungen und Klimaveränderungen konfrontiert. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Hochwasser und Stürme oder Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche brachten oftmals Zerstörung und Tod. Sie prägten sich in das Gedächtnis der Überlebenden ein und hinterließen mal mehr, mal weniger sichtbare Spuren in Kunst, Wissenschaft und Alltagsleben.

Einigen dieser Spuren folgt die Ausstellung „Die Wetterseiten der Geschichte“. Manche Objekte mögen überraschende Zeugen für die Erinnerung an Wetterkatastrophen sein; sie zeigen aber auch, wie geschickt sich historische Gesellschaften an Klimaveränderungen anpassten.

Die Auswahl der Objekte ist global, doch gerade aus dem deutschsprachigen Raum sind bemerkenswerte Stücke darunter: Der älteste noch trinkbare Wein der Welt, der seine Entstehung einem Jahrtausendsommer verdankte; ein Miniaturhorn aus Ton zum Schutz vor Gewitter aus Martin Luthers Elternhaus oder die Glocke, die Friedrich Schiller zu seinem gleichnamigen Gedicht inspirierte.

Ostblick 1 – Digitale Ausstellung „Die Wetterseiten der Geschichte“ / „Weathered History“

Kuratiert wurde die Online-Ausstellung von den GWZO-Mitarbeiter/-innen Diana Lucia Feitsch und Dr. Martin Bauch, der am Institut die von der VW-Stiftung geförderte Freigeist-Nachwuchsforschungsgruppe „The Dantean Anomaly (1309–1321)“ leitet. Diese untersucht den rapiden Klimawandel am Anfang des 14. Jahrhunderts und seine Auswirkungen auf das spätmittelalterliche Europa.

„Das Einzigartige an der Schau ist, dass vor uns noch niemand versucht hat, Klimawandel an Objekten zu zeigen. Jeder Forschende kennt das eine oder andere Objekt, aber man hat sie noch nie zusammengebracht. Das haben wir in einer Auswahl versucht. Wir haben so das gesammelte Wissen einer großen Fachgemeinschaft aus Geistes- und Naturwissenschaft erfolgreich zusammengetragen“, sagt Martin Bauch.

Die größte Schwierigkeit bei der Realisierung der Ausstellung war dabei die aktuell global angespannte Pandemielage. „In diesen Zeiten war es eine besondere Herausforderung, die Rechte an den Bildern aus der ganzen Welt zu klären und diese mit einer angemessenen Auflösung zu erhalten“, erklärt Diana Lucia Feitsch. „Archive und Bibliotheken sind geschlossen oder für Anfragen kaum verfügbar.“

Auf dem YouTube-Kanal des GWZO geben die beiden Kurator/-innen einen detaillierteren Einblick in die Schau „Die Wetterseiten der Geschichte“, die ab sofort online besucht werden kann. Sie erklären beispielsweise ihre Beweggründe zur Erarbeitung dieser Ausstellung und stellen ihr persönliches Lieblingsstück vor. Das Interview ist die erste Folge der neuen hauseigenen GWZO-Videoreihe „Ostblick“, welche Einblicke in die Arbeit am GWZO auch unter Pandemiebedingungen erlaubt.

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