Als ich am 6. Januar 1964, es war ein Montag, mit noch kürzeren Beinen als heute, diese Treppe zur damaligen Leibniz POS hinaufstieg, war ich Schüler der Klasse 1c und das erste Halbjahreszeugnis stand kurz bevor. Am Samstag, dem 6. Januar 1973, war ich in der Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen der 10. Klasse und die Treppe war dieselbe.

59 Jahre nach dem Datum im ersten Absatz fiel der 6. Januar auf einen Freitag und der Verein der Freunde und Förderer der Leibnizschule Gymnasium e.V. lud, nach zweijähriger Pause, wieder zum Absolvententreffen ein. Die Treppe ist immer noch da.

Inzwischen ist also aus der alten „polytechnischen Oberschule“ das Leibniz-Gymnasium geworden, aber meine alte Schule erkenne ich immer noch wieder. Der Charme der Gewölbedecken, der halbrunden Oberlichter über den Türen und natürlich das breite Treppengeländer, welches wir gern heruntergerutscht wären. Wenn da nicht diese blöden Kugeln gestört hätten. Genug der Erinnerung.

Vieles ist anders geworden

Die Leibnizschule ist 100 Jahre alt, den Förderverein gibt es seit 30 Jahren und es hat sich auch rein baulich viel verändert. So sind die Wasserflecken, die bei meiner Einschulung die Decken in der oberen Etage zierten und im Laufe der 10 Jahre Schulbesuch bis ins Erdgeschoss wanderten, nicht mehr da. Die Klassenzimmer sind modern ausgestattet und die Aula hat eine ordentliche Bestuhlung und Beleuchtung.

Apropos Aula, da gibt es jetzt auch eine mobile Bühnenkonstruktion, an der Umsetzung des Projektes war der Förderverein maßgeblich beteiligt.

Was ist der Förderverein und was macht dieser sonst noch?

Der Förderverein besteht aus ca. 130 Mitgliedern und hat einen ehrenamtlichen Vorstand. Aus den Mitgliedsbeiträgen und eingeworbenen Spendengeldern werden verschiedene Aktivitäten und Projekte gefördert. Die Mitglieder und der Vorstand des Fördervereins unterstützen darüber hinaus die Schule bei ihren Aktivitäten.

Auftritt von Nora Lyn Handschuh in der Aula des Leibniz-Gymnasiums. Foto: Thomas Köhler
Der Auftritt von Nora Lyn Handschuh in der Aula des Leibniz-Gymnasiums. Foto: Thomas Köhler

Am 6. Januar 2023 lud der Förderverein nun wieder zum Absolvententreffen ein und es kamen doch, nach meiner Schätzung, etwa 100 Ehemalige. Die Absolventin des Leibniz-Gymnasiums, Musikerin und Studentin der Musik, Nora Lyn Handschuh, gestaltete ein vielfältiges Programm und fand wahrscheinlich neue Fans.

Es gab natürlich ein Catering und Führungen durch die Schule, beides von Schülerinnen und Schülern der 10. und 12. Klassen organisiert und durchgeführt.

Personalnot auch hier ein großes Thema

Ein gelungener Abend, auch wenn leider niemand aus meinem Jahrgang da war. Gute Gespräche mit Ehemaligen, Vorständen des Fördervereins und der Vertreterin der aktuell erkrankten kommissarischen Schulleiterin.

Ja, da gibt es das (nicht nur am Leibniz-Gymnasiums bestehende) personelle Problem. Es fehlen nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, es fehlen auch Schulleiterinnen und Schulleiter. Das aber nur am Rande, es ist gleichwohl wichtig.

Vielen Dank an den Förderverein, wenn es an Eurer/Ihrer Schule auch einen gibt, der solche Veranstaltungen und andere Aktivitäten macht, schreibt es doch auf und schickt es uns. Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten sind wichtig für unsere Kinder.

Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen. 

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Mein Vater und seine beiden Brüder gingen in den späten 1930er Jahren in die Leibnizschule. Der älteste der drei erhielt das Abitur 1939 oder 1940, er starb am 28.02.1943 in Жиздра, der nächstältere 1940 ein sog. Notabitur und kamen – der jüngere als Offiziersschüler – noch 1941 zügig in den Krieg, den beide überlebten, mein Vater, am 21.2.1945 mit Granatsplitterdurchschuß am Oberschenkel schwer verwundet, erlebte das Kriegsende in Göppingen im Lazarett, sein Bruder kommandierte noch bis 8.5.1945 Kanonen in der Nähe von Riga und kam erst kurz vor Weihnachten 1949 nach Leipzig zurück. Beide erzählten mir von einem Lehrer der Leibnizschule, der den Spitznamen “der Schwarze” hatte, angeblich wegen seines dunklen Teints. Der hätte als Hobby die Verbesserung des Reichsbahnfahrplans gehabt (und sei auch tatsächlich offiziell einbezogen worden), und hätte seinen Schülern dauernd absurde Fragen nach Enfernungen gestellt, darunter “Wieviel Bahnkilometer sind es von Brest nach Narvik? Das müssense wissen!” Sowohl Brest als auch Narvik waren 1940 besetzt, das ließ auch den Lehrer seltsam groß denken. – Bis heute kann ich nicht an der Leibnizschule vorbeigehen, ohne an meinen Vater, der 1982 starb, und seine Brüder, der jüngste starb erst 2019, zu denken.

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