Das sogenannte Deutschlandticket soll eigentlich dafür sorgen, dass nachhaltige Mobilität für viele Menschen günstiger zu haben ist. Doch ausgerechnet für eine große Gruppe mit überwiegend geringem Einkommen könnte es das Gegenteil bewirken: Student*innen droht wegen des Deutschlandtickets das Ende der günstigeren Semestertickets.

Bislang sind Semestertickets in den Bundesländern nicht einheitlich geregelt. Wer beispielsweise in Leipzig studiert, zahlt aktuell 165 Euro im Semester für ein im gesamten MDV-Gebiet gültiges Ticket. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Solidaritätsmodell: Alle müssen es zahlen, egal, ob sie es nutzen wollen oder nicht. Ohne ein solches Modell wären die Kosten für Einzelne deutlich höher, so die Argumentation.

Diese Argumentation gerät jedoch mit dem Deutschlandticket ins Wanken. Für knapp 20 Euro mehr im Monat ist nun ein Ticket verfügbar, das sogar einen noch größeren Geltungsbereich besitzt. Dass zudem viele Student*innen, die sich ohnehin ein Deutschlandticket kaufen, weiterhin gezwungen sind, zusätzlich für ein Semesterticket zu zahlen, wirft offenbar rechtliche Probleme auf. Gerichte könnten diese Pflicht als unverhältnismäßig einstufen, so die Befürchtungen.

Bund-Länder-Treffen erneut ohne Lösung

Bund und Länder beraten seit Monaten über eine Lösung für ein vergünstigtes Deutschlandticket für Student*innen. Laut der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) hat auch ein Treffen am Montag kein Ergebnis gebracht.

„49 Euro im Monat ist einfach zu viel für viele Studierende“, beklagt KSS-Sprecher Ludwig Firkert. „Eine günstige und rechtlich sichere Lösung muss also her, und zwar schnell.“ Laut KSS ist es vor allem der Bund, der eine solche Lösung blockiert.

Ähnlich sieht es der „freie zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs). Dieser wirft vor allem der FDP vor, das Semesterticket zu „verschleppen“ und drei Millionen Studierende im Stich zu lassen. „Es geht Finanzminister Lindner und der FDP anscheinend darum, mit dem Vorwand der Sparsamkeit eine wichtige Errungenschaft der verfassten Studierendenschaft zu zerstören: das solidarisch finanzierte Semesterticket“, so fzs-Vorstand Pablo Fuest.

Es droht ein Wintersemester ohne günstige Tickets

Der Druck auf Bund und Länder ist enorm. An vielen deutschen Hochschulen wurden bereits Verträge gekündigt oder nicht verlängert. Studierende müssten dort im kommenden Wintersemester das Deutschlandticket oder ein anderes Monatsticket kaufen, das in der Regel deutlich teurer als die bisherigen Semestertickets sein dürfte.

Bislang gibt es lediglich Regelungen für Student*innen, die freiwillig das Deutschlandticket nutzen möchten. In Leipzig können diese ihr Semesterticket für rund 20 Euro pro Monat „upgraden“.

Unter anderem Sachsen macht sich für ein vergünstigtes Deutschlandticket für 29,40 Euro pro Monat stark. Ähnlich wie bisher beim Semesterticket soll es dafür ein „Solidarmodell“ geben, das alle Student*innen zum Kauf verpflichtet. Auf ein solches Modell konnten sich Bund und Länder aber bislang nicht einigen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

René Loch über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar