Zu den riesigen Finanzproblemen der Stadt Leipzig gehören auch längst die ausbleibenden Fördergelder für Schulsanierungen. Selbst beim Schulneubau hat der Freistaat seine Förderung drastisch zurückgefahren. Aber für Sanierungen der dringend fälligen Schulen – wie der Schillerschule in Gohlis – fehlt das Geld. Verschärft hat sich das Problem für das Schillergymnasium noch dadurch, dass Leipzig den Auslagerungsstandort in der Witzlebenstraße aufgegeben hat. Ohne Ausweichstandort keine Komplexsanierung. Stoff für gleich vier Anfragen in der Ratsversammlung am 24. September.
Neben der SPD-Fraktion, die sich der zunehmenden Probleme am mit 800 Schülerinnen und Schülern deutlich überbelegten Standort Schiller-Gymnasium angenommen hat, gab es auch drei Einwohneranfragen, die die zunehmend belastenden Verhältnisse zur Sprache brachten.
So brachte der Vater einer Tochter in der 6. Klasse am Schiller Gymnasium die Sportsituation an der überbelegten Schule zur Sprache. „Die kleine Sporthalle ist einer Schule dieser Größe nicht angemessen. Die Überbelegung verschärft dieses Problem. Eine Verbesserung der Sporthallensituation rückte durch die ständige Verschiebung einer Schulsanierung (aktuell: 2038–2040) bisher immer wieder in weite Ferne. Bislang wurde zusätzlich der Sportplatz an der Sassstraße für den Sportunterricht genutzt. Dieser wurde jedoch mit Beginn dieses Schuljahres (2025/2026) durch das Sportamt gesperrt.“
Was passiert also wenigstens mit dem Sportplatz?
Das Amt für Schule antwortete nur scheinbar ausweichend: „Die Sportplatzanlage Sasstraße ist eine öffentliche Sportplatzanlage in Bewirtschaftung des Amtes für Sport. Sie steht grundsätzlich allen Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Schulsport offen. Die Weitsprunganlage und die Rundlaufbahn sind gesperrt. Basketballanlage, Kugelstoßanlage, Kleinspielfeld und Calisthenics-Anlage stehen zur Nutzung zur Verfügung. Die Stadtverwaltung arbeitet mit Nachdruck daran, die erforderlichen Mittel bereitzustellen und Fachfirmen für die Reparatur der defekten Anlagen zu binden.“
Und wie Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus am 24. September in der Ratsversammlung bestätigte, will die Stadt das Sportplatzproblem möglichst noch 2025 lösen. So stand es auch in der Antwort: „Unter günstigen Rahmenbedingungen ist eine Instandsetzung bis zum Jahresende realisiert. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern der Schulen schnellstmöglich wieder sicheren Sportunterricht vor Ort zu ermöglichen und den Platz darüber hinaus auch künftig als verlässlichen, unfallfreien Bewegungsraum für Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen.“
Eine viel zu kleine Mensa
Aber natürlich ist das nicht das einzige Problem an dieser Schule, die zuletzt in den 1990er Jahren saniert wurde. Das Schulgebäude selbst ist dringend sanierungsbedürftig. Das thematisierte ein Vater in einer weiteren Einwohneranfrage: „Als Vater einer neu am Schillergymnasium eingeschulten Schülerin (5. Klasse) haben wir uns bei der Begehung der Schule gefragt, warum das Schillergymnasium für Sanierungsmaßnahmen nicht berücksichtigt wird bzw. warum die für 2028–2030 geplante Sanierung um weitere 10 Jahre verschoben wurde. Bspw. ist die ‚Mensa‘ der Schule deutlich zu klein, die Nutzung der Außensportanlage (Sasstraße) wurde mit Schuljahresbeginn kurzfristig stark eingeschränkt und generell fehlen Klassenräume für einen reibungslosen Ablauf des Schulbetriebs.“
Könne man denn die Belegung der Schule nicht sofort auf eine Dreizügigkeit reduzieren und damit vielleicht Spielraum für eine Sanierung deutlich vor dem anvisierten Sanierungstermin 2035 gewinnen?
„Bis zur Realisierung der Komplexmodernisierung des Schulgebäudes soll die Gesamtsituation der Schule und die Platzkapazität über eine Reduzierung der Überbelegung im Schulhaus verbessert werden. Ziel ist daher eine schrittweise Absenkung der Schülerzahlen in den kommenden Schuljahren, indem bei der jährlichen Klassenbildung nicht mehr als drei Eingangsklassen gebildet werden“, bestätigte das Amt für Schule.
„Mit dem Schuljahr 2025/26 wurde dies erstmalig umgesetzt. Sofern dies kontinuierlich fortgesetzt werden kann, wird sich die Anzahl der Klassen schrittweise von derzeit 32 bis zum Schuljahr 2031/32 auf 25 reduzieren.“
Aber das diene vor allem der Senkung der Belastung im Schulgebäude selbst, wie Vicki Felthaus am 24. September bestätigte. Vor allem der Entlastung der zu kleinen Mensa. „Ein Interimsstandort für die Sanierung des Gebäudes steht gegenwärtig unabhängig von der Zügigkeit für diese Schule noch nicht zur Verfügung“, heißt es in der Antwort weiter.

Ein Auslagerungsstandort fehlt
Denn durch den Wegfall des Auslagerungsstandorts Witzlebenstraße fehle schlicht ein ausreichend großer Standort, um eine Komplexsanierung der Schillerschule zu ermöglichen, bestätigte Vicki Felthaus. Man könne also nur versuchen, durch kleinere Maßnahmen im Gebäude den Zeitraum bis 2035 zu überbrücken, bis die Sanierung der Schillerschule nun tatsächlich stattfinden soll.
„Mit der Reduzierung der Klassen- und damit Schülerzahl kann auch die Situation in der Speiseversorgung verbessert werden. Eine grundlegende Verbesserung der Mensakapazitäten ist erst im Zuge einer geplanten Komplexsanierung des Schulgebäudes möglich“, stellte den auch das Amt für Schule fest.
Die Stadt arbeitet an einer Dreizügigkeit
Und auch eine Elternvertreterin meldete sich mit einer Einwohneranfrage zu Wort: „Ich bin Elternvertreterin am Schillergymnasium in Leipzig und Mitglied im Elternratsvorsitz. Der Elternrat des Friedrich-Schiller-Gymnasiums hat bereits Einwohneranfragen zur Verbesserung und Erweiterung des Platzangebotes im Speiseraum der Schule gestellt. Daraufhin haben sich einige Vertreter der Stadt und der Fraktionen auch ein Bild vor Ort gemacht und sich von den Gegebenheiten überzeugen können, die ich Ihnen im Folgenden noch einmal kurz schildern möchte:
An der Friedrich-Schiller-Schule, Gymnasium der Stadt Leipzig in der Elsbethstraße 2 in Leipzig-Gohlis werden zurzeit rund 800 Schülerinnen und Schüler von ca. 60 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Gleichzeitig hat die Schule einen Mensa-Raum, der unter Ausschöpfung aller Ecken maximal 45 bis 50 Plätze bietet.
Das 3,25-zügig ausgelegte Schulgebäude wird seit Jahren 4-zügig aufgefüllt, wobei der Essensraum nicht mitgewachsen ist und generell zu klein ist für eine Schule, an der in der Regel von 7.40 Uhr bis 15.00 Uhr unterrichtet wird. Auch Ausweichräume stehen durch die Überbelegung nicht zur Verfügung. Das führt bei einer Ganztagsschule selbst bei gestaffelten Essenszeiten zu großen Herausforderungen.
Bei dem geringen Platz- und damit Zeitangebot für die Einnahme des Mittagessens haben sich an unserer Schule daher leider immer mehr Kinder entschieden, lieber nicht mehr am Mittagessen teilzunehmen.
Dies ist insofern problematisch, da es sich beim Mittagessen, wie in unzähligen Studien immer wieder bestätigt wurde, um eine der wichtigsten Mahlzeiten handelt, die Kinder brauchen, um in einem stressigen Schulalltag gesund zu bleiben und gleichzeitig für die Gewährleistung der Chancengleichheit beim Thema Bildungsgerechtigkeit einen wichtigen Aspekt darstellt.
Dazu hatte der Elternrat in seiner Sitzung am 02.09.25 erneut Fragen aus der Elternschaft und der Unmut über den Stillstand ist groß.“
Und auch hierauf betonte das Amt für Schule, dass man die Lage in der Schule vorerst nur über eine Absenkung der Klassenzahl erreichen wolle.
Wenigstes ein paar kleinere Maßnahmen
Aber man wolle auch versuchen, durch kleinere Maßnahmen wenigstens ein bisschen Entspannung bis zur geplanten Sanierung im Jahr 2035 zu schaffen: „Im Jahr 2020 wurde am Friedrich-Schiller-Gymnasium eine Brandschutzmaßnahme im Rahmen der Kapazitätserweiterung durchgeführt. Dabei wurden Brandschutztüren zum mittleren Treppenhaus eingebaut und die Sicherstellung des zweiten Flucht- und Rettungsweges gewährleistet.
Es liegen ein aktuelles Brandschutzkonzept sowie die erforderlichen Prüfberichte zum Brandschutz vor. Dem Amt für Schule sind derzeit keine gravierenden sicherheitsrelevanten Mängel im Bereich des Brandschutzes bekannt. Falls jedoch konkrete Fragen bestehen, bitten wir um entsprechende Rückmeldung zur weiteren Klärung.
Aufgrund der aktuell finanziell schwierigen Haushaltslage werden zum derzeitigen Stand ausschließlich sicherheitsrelevante Maßnahmen in den Schulgebäuden durchgeführt. Diesbezüglich werden vorübergehend bauliche Maßnahmen, wie der Einbau einer Videosprechanlage im Eingangsbereich, nicht realisiert werden können. Für die Maßnahmen zum Schallschutz sind im Jahresvorhabenplan 2026 der baulichen Unterhaltung im Rahmen der Gefahrenabwehr Mittel in Höhe von 40.000 EUR eingeordnet.“
Aber zur Videosprechanlage hatten dann am 24. September zwei Schülersprecher noch eine Nachfrage. Denn dass es eine solche Anlage nicht gibt, macht ihnen doch erhebliche Sorgen. Nach Antwort von Vicki Felthaus ist der Einbau einer solchen Anlage, die Schulfremde vom Betreten des Schulgebäudes abhält, nicht vom Tisch. Bei einer Begehung sollte auch das thematisiert werden. „Die Gegensprechanlage ist auf jeden Fall Thema“, sagte sie.
Und abzuändern sei wohl auch das von den Schülersprechern vorgebrachte Problem mit der Firewall für die Schule. Die hat zwar eine ausreichende 1.000 M/bit-Glasfaserleitung, aber die alte Firewall grenzt das Datenvolumen auf 300 M/bit ein und sorge in letzter Zeit sogar öfter für einen Komplettausfall des Internets. Aber das sei lösbar, meinte OBM Burkhard Jung. Das Geld für die Instandsetzung sollte auch bei der stadteigenen LECOS aufzutreiben sein.
Noch offene Fragen für 2035
Aber am Grundsätzlichen ändert sich erst einmal nichts. Der Verzicht auf den Garagenstandort in der Witzlebenstraße sorgt eben dafür, dass es in der weiteren Umgebung keinen Auslagerungsstandort in der benötigten Größe für das Schiller-Gymnasium gibt.
Die Stadt reagierte damit übrigens auf deutliche Vorstöße aus dem Stadtrat, der genau diesen Verzicht auf Garagenhöfe als Auslagerungsstandorte gefordert hatte. Und auch für 2035 ist noch völlig unklar, wohin die Schillerschule dann ausgelagert werden kann, auch wenn 2032 die Planungen für die Komplexsanierung beginnen sollen.
Mitnehmen kann man aber auch die Auskunft an den sportbegeisterten Vater, dass die Stadt mittelfristig auch den Bau einer Sporthalle für die Schillerschule plant. Nur der genaue Standort und der mögliche Realisierungszeitraum stünden noch nicht fest.
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Es gibt 5 Kommentare
Es mag verlockend sein, lieber “EarlGrey”, den Kampf gegen das Automobil mit dem beklagenswerten Zustand von Teilen der Schillerschule zu unterfüttern. Aber ein, sagen wir, Rührstück “Letzte Ausfahrt: Garagenhof” ist nichts als irreführend und polarisierend. Wie konnten eigentlich unsere Vorfahren ohne vorhandene Ausweichschulen überhaupt wirtschaften? Nur mit, sozusagen, Unkomplexsanierungen? Kann die Stadt nicht ein leerstehendes Bürogebäude als Ausweichquartier mieten? Daß man keinen vernünftigen Speisesaal in der Schillerschule hat, scheint nicht neu. Die Uni hat übrigens seit vielen Jahren eine viel zu kleine “Mensa am Park”, die war mit Zahlen aus den Neunzigern sehenden Auges zu klein errichtet worden – ca. anderthalb Jahrzehnte später. Man findet schon viel Anlaß für äußerliche Kritik, hie wie da.
Ich möchte dennoch zu bedenken geben, daß Bildung zuvördest begeisternde Lehrerinnen und Lehrer, Dozentinnen und Dozenten erfordert, auch diese und jene räumliche Gegebenheiten, und nicht zuletzt menschenwürdige Toiletten. Letztere sind in einem anderen namhaften hiesigen Gymnasium, in dem ich bisweilen zu Gast bin, in jämmerlichem Zustand, wenigstens die für Buben. Ich bin sicher, hier wäre viel mit wenig Geld, schon gar ganz ohne Komplexsanierung zu verschönern möglich.
Schaumweinsteuer umwidmen. Von einer Kriegs- zu einer Friedenssteuer und damit Schulen sanieren.
Die Garagen können doch bleiben, ist eh keine Kohle für Schulen mehr da. Ändern wird sich dabei kaum was. Wir sind doch im Krieg und das muss finanziert werden. Meint jedenfalls unser Oberguru…
Urs feiert das!
Nochmal herzlichen Dank an die Stadträte, die die Garagen gerettet haben. Sie sind viel wichtiger als Schulen. Die braucht doch niemand, Fahrschule reicht.