In der Print-Ausgabe 8/2021 und anschließend auch online thematisiert der „Kreuzer“ eine Gruppe ehemaliger Angestellter des Unternehmens „Biomare“, welche in den vergangenen fünf Jahren das Unternehmen offensichtlich im Streit oder zumindest unglücklich verließen. Dazu führten die Journalistinnen des Stadtmagazins auch ein Interview mit Unternehmensgründer Malte Reupert, welches das Medium bislang jedoch nicht im Original veröffentlichen will. Also hat die LZ einige ergänzende Fragen zu im Artikel fehlenden Angaben an „Biomare“ versandt und nachfolgende Antworten erhalten.

Das nachfolgende Interview mit Malte Reupert, Gründer und Geschäftsführer von „Biomare“, entstand im Rahmen einer LZ-Recherche zu den Hintergründen des „Kreuzer“-Artikels „Das Problem der Anderen“, welcher den Eindruck vermittelt, sich kritisch mit Kündigungen im Unternehmen „Biomare“ auseinanderzusetzen.Neben Nachfragen an das Stadtmagazin „Kreuzer“ selbst, den Antworten von Chefredakteur Tobias Prüwer dazu und diesem Interview entstand der eigene LZ-Artikel „Pseudolinker Journalismus: „Kreuzer“ gegen „Biomare“ vom 26. August 2021 (hier auf LZ nachzulesen).

Sehr geehrter Herr Reupert, nach Einblick in die „Kreuzer“-Geschichte und den auffällig mangelnden Informationen zum Unternehmen „Biomare“ selbst, aber auch den kritisierten Kündigungen und Arbeitsverhältnissen bei „Biomare“ haben wir einige Fragen, welche wir Ihnen in diesem Zusammenhang zwecks eigener Berichterstattung zu den wirtschaftlichen Umständen des Unternehmens stellen möchten.

Wie viele Arbeitsverhältnisse gibt es aktuell bei der Leipziger Biomare GmbH („Biomare“) über alle vier Geschäfte inklusive der Firmenzentrale hinweg?

Dass Mitarbeiter, die gekündigt werden, sauer sind und die Gründe erst mal beim Unternehmen suchen, ist eher der Regelfall und betrifft alle Branchen und Unternehmen.

Dass der Kreuzer diese an alltäglicher Banalität kaum zu überbietende Geschichte überhaupt aufgreift, ist mit der Substanz der Geschehnisse nicht zu erklären. Zur Einordnung: bei uns arbeiten circa 140 Mitarbeiterinnen, davon sind regelmäßig zwischen drei und acht Personen in der Babypause.

Wie haben sich die Angestelltenzahlen in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Ziemlich genau verdoppelt seit Anfang 2016.

Zahlen Sie Tariflohn oder wie bemisst sich bei „Biomare“ die Vergütung in den maßgeblichen Arbeitsfeldern (Verkauf, Büro, Leitungsebene der Filialen) im Durchschnitt?

Aktuell liegen unsere Gehälter für Menschen ohne Führungsaufgaben – ohne alle Zusatzleistungen – zwischen 9,60 € und 13,50 € pro Stunde. Das ist weniger als der Einzelhandelstarif. Für Führungsaufgaben liegt die Spanne zwischen 15 € und 25 €.

Die Nebenleistungen machen im Durchschnitt nochmal ca. 1,50 € / Stunde aus. Mein eigenes Einkommen als mitarbeitender Unternehmer liegt übrigens bei 31 € / Stunde, berechnet auf eine 50-Stunden-Woche. In der Realität sind es meistens aber 60 Stunden.

Wie werden bei „Biomare“ Überstunden vergütet?

Bei Biomare wählen fast alle Mitarbeitende ein Arbeitszeitmodell zwischen 25 und 33 Wochenstunden. Mehrarbeit wird durch Freizeit ausgeglichen oder ausgezahlt. Es kommt so gut wie nie vor, dass wir Mehrarbeit bzw. Überstunden anordnen müssen. Mir ist nicht bekannt, dass sich irgendwann einmal niemand gefunden hat, der freiwillig eine erkrankte Kolleg/-in vertreten hat.

Im Vergleich mit den deutschland- und teils weltweit agierenden Ketten wie Lidl, Aldi oder Rewe – was unterscheidet die Arbeitsverhältnisse, die Entlohnung und die Arbeitsstruktur bei „Biomare“ von diesen?

Das fragen Sie am besten unsere Mitarbeiter/-innen, die diese Arbeitswelt selbst erlebt haben, die können das besser beurteilen als ich. Ich kann das nur anhand der Resultate einschätzen: Offenbar bieten wir ein interessantes Gesamtpaket an Rahmenbedingungen an. Wäre das nicht so, hätten wir zu wenige Bewerber und uns würden die Mitarbeiter/-innen weglaufen. Da der Lebensmittelhandel auch in Leipzig chronisch dringend Personal sucht, würde ich sogar sagen: Die Fakten sprechen für uns.

Gibt es Besonderheiten wie Einkaufsvorteile, bei Urlaubsregelungen oder erweiterte Mitbestimmungsrechte der Angestellten bei „Biomare“?

Ja, wir geben einen Mobilitätszuschuss über monatlich 40,50 €, ein Einkaufsguthaben über 90 € monatlich, 32 Tage Regelurlaub (6-Tage-Woche), 3 Zusatz-Urlaubstage für Kinder im Haushalt und einen Bonus-Urlaubstag für Nichtraucher.

Dazu kommen dann noch Zuschüsse zur Betriebsrente und im Einzelfall auch Zuschüsse zu Gesundheitskosten.

„Mitbestimmungsrechte“ ist sehr unkonkret und wird mit „Betriebsrat“ in Verbindung gebracht. Dieser ist vom gesetzlichen Rahmen her nicht auf Mitbestimmung und Mitverantwortung angelegt, sondern als eine Interessenvertretung, also als Gegenpol zu Management und Eigentümerseite.

Mitbestimmung im Sinne von Betriebsverfassungsgesetz folgt also einem konfrontativen Konzept und nicht dem eines gemeinsamen Gestaltens auf Augenhöhe.

Grundsätzlich gilt bei uns: Wer sich konstruktiv einbringt, entscheidet mit. Das zeigt auch die Vita vieler Führungskräfte bei uns, die als Verkäuferinnen angefangen haben: Sie haben sich im Alltag für die Lösung von Problemen engagiert und um bessere Entscheidungen gestritten. Das qualifiziert für Mitbestimmung. Bei Biomare zumindest.

Existiert bei „Biomare“ ein Betriebsrat und wenn nein, warum nicht?

Vor etwa 10 Jahren habe ich die Gründung eines Betriebsrates angeregt, was dann auch umgesetzt worden ist. Dieser musste sich dann aber vor etwa 4 Jahren wieder selbst auflösen, weil es in der Mitarbeiterschaft kein Interesse mehr daran gab.

Finden vor Kündigungen seitens des Arbeitgebers Gespräche mit den jeweiligen Angestellten statt und wie muss man sich so etwas vorstellen?

Natürlich sind mehrere Gespräche der Regelfall, bevor eine Kündigung als letzter Ausweg bleibt. Es gibt aber auch Fälle, wo das letzte Gespräch nicht stattfinden kann, z. B. weil die betreffende Person nicht erscheint und nicht ans Telefon geht und wir das dann per Post erledigen müssen, um die Fristen einzuhalten.

Oder auch einzelne Fälle, wo schon wenige Tage oder Wochen nach der Einstellung die Lage so eindeutig ist, dass wir sicher sind: Diese Person passt nicht zu uns und Gespräche werden das nicht ändern.

Dann wird die Entscheidung getroffen und kommuniziert. Ich glaube, das ist ganz normal.

Ganz normal ist es auch, dass eine Kündigung für Betroffene erst mal ein Schock ist, weil sie für denjenigen vieles infrage stellt. Deshalb ist es auch eher der Regelfall, dass es einer gekündigten Person sehr schwerfällt, eine faire Bewertung dafür zu finden und auch Gründe bei sich zu sehen.

Wir haben in diesem Zusammenhang erheblich dazulernen müssen: Es passiert relativ häufig, dass auch nach mehrmaligem klaren Benennen der Problemlagen die betroffene Person dann, wenn es schließlich zur Kündigung kommt, aus allen Wolken fällt, weil sie schlicht die kritischen Feedbacks aus ihrem Gedächtnis verdrängt hat.

Ich habe oft Sätze gehört wie: „Das hat mir aber nie jemand gesagt“. Und dabei waren genau diese Dinge protokolliert und vom Betreffenden sogar unterschrieben worden.

Heute weiß ich, dass das gar nichts Außergewöhnliches ist und viele Menschen das aus der Wahrnehmung herausschneiden, was ihrem Selbstbild widerspricht. Die Psychologie nennt dieses Phänomen „confirmation bias“.

Im „Kreuzer“-Artikel beklagen Sie in einem kurzen Zitat selbst, dass es in Ihrem Unternehmen in den letzten Jahren eine für Sie noch zu hohe Fluktuation (also zu viele Arbeitnehmer-, Arbeitgeberkündigungen und Neueinstellungen) gab. Gleichzeitig sind sie in der Zeit stark gewachsen, haben neue Geschäfte eröffnet.

Wie viel Fluktuation in Prozent wäre also in einem Handelsunternehmen noch normal, was zu viel und was wäre wünschenswert?

Die durchschnittliche Fluktuation im Einzelhandel liegt bei mehr als 30 %. Wir selbst haben gar keine eigene Kennziffer, weil die Berechnung ziemlich kompliziert ist. Gefühlt sind es bei uns vielleicht 50 % – und das kostet viel Nerven und Geld – ein/e neue/r Mitarbeiter/-in muss ja erst mal – bei vollem eigenem Gehalt und dem für die Betreuung – eingearbeitet und in vielen Details ausgebildet werden.

Wieso ist die Fluktuation bei „Biomare“ höher?

Für unsere zu hohe Fluktuation gibt es objektive, aber auch hausgemachte Faktoren. Das sind z. B. ein sehr junger Altersdurchschnitt (bei jungen Leuten ändert sich mehr und schneller etwas im Leben), fehlende systematische Auswahlmethoden bei der Einstellung und manchmal auch ein zu optimistischer Glaube an die Menschen.

Wir merken viel zu oft erst nach Aufnahme der Beschäftigung: Das klappt doch nicht so, wie es erforderlich ist. Ein weiterer Faktor ist aber auch, dass viele Menschen mit unrealistischen Erwartungen zu uns kommen: Auch Bioläden und Biobauern müssen ihr Einkommen durch Leistung für ihre Kunden erarbeiten. Das ist oft anstrengend und manchmal scheitern Menschen daran, diese Leistung hinsichtlich Kundenzugewandtheit, Produktivität und positiver Wirkung im Team zu erbringen.

Da das Unternehmen aber unabhängig vom Leistungsniveau zur Gehaltszahlung verpflichtet ist, muss in so einem Fall der Vertrag aufgelöst werden. Das mag mancher vielleicht als „soziale Kälte“ oder „kapitalistisch“ empfinden – tatsächlich aber ist das nur angewandte Mathematik.

Unser eigenes Gefühl dazu (und unsere Ideologie) ändert nichts an der Gültigkeit für uns. Wer sich nicht von unrealisierbaren Erwartungen trennen mag, kann das gerne tun. Allerdings nicht, wenn andere – im Falle von Biomare also auch ich persönlich – die Folgen davon zu tragen haben.

Daher gibt es so gesehen auch eine sinnvolle und vom Unternehmen gewollte Fluktuation.

Zu den im Artikel thematisierten Kündigungen: Fanden in den vergangenen fünf Jahren Arbeitsgerichtsprozesse wegen Arbeitgeberkündigungen statt und wie endeten diese?

Vorweg ist wichtig: Von außen klingen „Klage“ und „Gericht“ schon halb wie „schuldig“. Und es sind auch sehr schnell die verbreiteten Täter-Opfer-Stereotype zur Stelle (rücksichtsloser Arbeitgeber,  bemitleidenswerter Arbeitnehmer).

Ähnlich klar sind die intuitiven Zuschreibungen von Täter- und Opferrolle, wenn das Unternehmen einem Arbeitnehmer kündigt. Deshalb wird eine Kündigungsschutzklage meistens erst mal als gut und gerecht eingeordnet – besonders dann, wenn man die Umstände und Faktenlage nicht kennt.

Dass dieser Appell an diese auch im Linken Lager quasi allgegenwärtigen Vorurteile immer wieder gut funktioniert, zeigt ja der Kreuzer: Er glaubt die Geschichten der gekündigten Ex-Angestellten, ohne irgendeine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. (Wenn er sie nicht glauben würde und trotzdem druckt, wäre das zwangsläufig als eine bewusste Lüge einzuordnen.)

Die Realität ist sehr viel differenzierter: Kein Arbeitgeber kündigt ohne zwingende Gründe. Einfach schon deshalb, weil eine Kündigung immer teuer ist. Und auf eine Kündigung durch den Arbeitgeber erfolgt in Deutschland sehr häufig eine Kündigungsschutzklage. Das deutsche Arbeitsrecht ist so konstruiert, dass es dafür starke Anreize gibt.

Fast alle Kündigungsschutzklagen enden mit einem Vergleich, bei dem das Unternehmen eine „Entschädigung“ zahlen muss. Auch das ist quasi zwangsläufig, weil alles andere für das Unternehmen mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit noch viel teurer wird.

Wir haben pro Jahr bei 40–70 ausscheidenden Personen zwischen null und zwei Kündigungsschutzklagen. Ich bin zufrieden, dass es so wenige sind.

Einer aus rund 10 Fällen eines gekündigten Mitarbeiters wird im „Kreuzer“-Artikel etwas näher umrissen. Hierbei soll es sich um eine Kündigung wegen geringer Verspätungen bei der Arbeitsaufnahme gehandelt haben. Wie haben Sie den Fall in Erinnerung?

Eigentlich hätte mich genau das der „Kreuzer“ vor seiner Veröffentlichung fragen müssen. Das ist in der Tat die einzige konkrete Aussage im „Kreuzer“-Artikel und hier ist mir auch klar, um welchen Fall es sich handelt: Die Autoren schreiben von „ein paar Minuten überzogener Pause“.

Die Wahrheit ist: Die Pausen wurden jeden Tag um 15–30 Minuten überzogen. Und das war in diesem Zusammenhang noch das geringere Problem – aber das formal einzige, was die fristlose Kündigung rechtssicher gemacht hat. Diese Faktenlage wird jeder Mitarbeiter des betreffenden Teams bestätigen. Ich muss aber auch eingestehen: Ein funktionierendes Team würde so ein Verhalten nicht so lange dulden und es ist die Aufgabe der Teamleitung vor Ort, da sofort deutliche Worte zu finden.

Das funktioniert bei „Biomare“ leider zu oft noch nicht, weil hier viele Führungskräfte häufig zu unklar und „harmoniesüchtig“ waren. Ich will mich persönlich da gar nicht ausnehmen – auch mir fällt es oft schwer, klar formuliertes, kritisches Feedback zu geben. Bei uns „Ökos“ ist eine Kultur der Konfliktvermeidung sehr verbreitet. Dadurch werden aber Problemlagen chronifiziert und verschärft – und übrigens auch dem Gegenüber das ehrliche Feedback vorenthalten.

Dazu kommt, dass erstaunlich viele Menschen sich von einem klaren Feedback (welches nicht bis zur Unkenntlichkeit in Watte verpackt ist) persönlich angegriffen fühlen und entsprechend abwehrend und scharf reagieren. Dabei geht das eigentlich Wichtige verloren: nämlich für sich selbst Erkenntnisse daraus zu gewinnen.

Das ist ein Teufelskreis, der, wie gesagt, auch bei „Biomare“ leider nicht selten ist.

Am Ende wird es nur Verbesserungen geben, wenn jeder an seiner eigenen Aufgabe arbeitet: Das Unternehmen an den internen Gründen, warum es zur Kündigung gekommen ist und der Gekündigte an den Gründen, die bei ihm selbst liegen. Wer sich darauf konzentriert, die Schuld beim anderen zu suchen, wird sehr schnell wieder in einer ähnlichen Situation sein.

Hat sich die im „Kreuzer“-Beitrag beschriebene Gruppe vor dem Erscheinen des Artikels noch einmal gemeinsam an Sie mit Bitte um Klärung der „teils Jahre zurückliegenden“ Fälle gewandt?

Nein. Dem Aufruf der Gruppe war ja zu entnehmen, dass sie die Öffentlichkeit gesucht hat und nicht an einer Klärung interessiert war. Bei einer Kündigung durch das Unternehmen spreche ich immer die Einladung aus, im Nachgang, wenn sich die Emotionen gelegt haben, die Situation und die Gründe nochmal zu besprechen.

Ist Ihnen bekannt, um welche Menschen es sich handelt, die hier eine Gruppe gebildet haben und anonym die Öffentlichkeit (ok, ein Widerspruch in sich) suchen?

Bis auf den einen Fall oben: Nein. Die Vorwürfe sind so allgemein gehalten, dass es faktisch unmöglich ist, damit in irgendeiner Form etwas Konstruktives zu machen. Das ist aber immer so mit hinter dem Rücken gestreuten Gerüchten: Sie sind einfach da, Du kannst nichts dagegen tun außer zu sagen: Seht her, die Fakten sind andere. Aber das ist mir nicht neu: In Connewitz werden seit vielen Jahren immer wieder sehr phantasievolle Gerüchte über mich persönlich in Umlauf gebracht.

Führen Sie Personaleinstellungsgespräche oder Kündigungen noch selbst durch? Wenn nein, seit wann nicht mehr? Wenn ja, sind Zeugen zugegen?

In kleinen und mittleren Firmen muss das in der Regel der Geschäftsführer tun, bei „Biomare“ war das bis vor einem Jahr nicht anders. Heute gibt es dafür eine nur damit befasste Kollegin, ich selbst bin nur bei Führungsaufgaben involviert.

Wir sind gerade erst dabei, uns eine regelhafte Struktur für Mitarbeitergespräche und Einstellungen zu erarbeiten. 99 % der Gespräche sind ja konstruktiv und führen gemeinsam weiter.

Wie müssen wir uns eine Kündigung aus einem gewichtigen Grund (also mit sofortiger Wirkung) bei „Biomare“ vorstellen? Ist dieses Vorgehen mit anderen Handelsunternehmen vergleichbar?

Da gibt es im deutschen Arbeitsrecht sehr harte Bandagen für die Unternehmen. Deshalb sind mögliche Gründe und die Anforderungen an den Nachweis überall gleich. Ich kann mich in den 20 Jahren der Existenz meines Unternehmens an 2 Fälle von fristloser Kündigung erinnern, beides waren Betrugsfälle. Übrigens: Auch diese zwei Personen waren nachhaltig empört und haben sich ungerecht behandelt gefühlt.

Für gewöhnlich klagen aktuell Handelsunternehmen über einen Mangel an Fachpersonal. Wie sieht es bei „Biomare“ dazu aus?

Stellenbewerber, die alle gewünschten Kriterien von Anfang an mitbringen, sind natürlich ein seltener Glücksfall. Aber im Vergleich zur Situation der Wirtschaft und des Lebensmittelhandels, auch in Leipzig, sind wir in einer sehr komfortablen Lage: Wir haben so viele Bewerber/-innen mit hoher Qualität, sodass wir es uns leisten können, wählerisch zu sein. Und das müssen wir auch, wenn wir eine gute Arbeit machen wollen.

Anderswo ist die Realität schwieriger: Ein großer Bio-Filialist konnte vor kurzem einen neu gebauten Laden über einige Monate nicht eröffnen, weil er kein Personal fand.

Dass „Biomare“ hingegen bis auf Website und Aushang im Laden nichts tun muss, um genug Bewerber/-innen zu haben, ist in meinen Augen ein Indiz dafür, dass wir – trotz leider verbesserungswürdiger Bezahlung – im Vergleich zur Realität um uns herum nicht so viel mehr falsch machen.

Sie haben in Reaktion auf den „Kreuzer“-Artikel diesen aus ihrem Warensortiment genommen. Was war der ausschlaggebende Punkt für diese Entscheidung?

Gegenfrage: Würden Sie konstruierte, halbwahre Gerüchte über sich selbst weiterverbreiten, die erklärtermaßen darauf angelegt sind, Ihrem Ansehen und Ihrem Lebenswerk Schaden zuzufügen?

Wir haben dem Kreuzer angeboten, dass wir das Magazin wieder regulär verkaufen, wenn er einen kritischen Artikel von uns über seinen Besitzer und dessen eigenen Umgang mit Personal, Bezahlung und seinen Charakter abdruckt. Darauf haben wir bisher keine Reaktion.

Natürlich ist uns klar, dass uns das als eine „Abstrafung von Kritik“ ausgelegt werden kann und auch wird. Nur geht es hier eben nicht um eine in einigen Aspekten zweifellos gerechtfertigte Kritik, sondern um einen nicht akzeptablen Umgang mit Wahrheit. Unser Handeln folgt Werten und wird nicht von der Möglichkeit gelenkt, oberflächlich oder böswillig interpretiert zu werden.

Transparenzhinweis

Zwischen der Leipziger Zeitung / L-IZ.de und „Biomare“ besteht eine seit nun knapp sechs Jahren funktionierende Kooperation, welche den Verkauf unserer monatlichen Printausgabe in allen „Biomare“-Märkten und Werbeschaltungen seitens „Biomare“ auf L-IZ.de umfasst.

Darüber hinaus gab es bereits gemeinsame Unterstützungen für nachhaltige Initiativen, wie zuletzt die „KlimaFair“ der „for Future“-Bewegung oder die jährliche „Ökofete“. Bislang sehen wir keinerlei Anlass, diese Zusammenarbeit zu beenden oder zu überdenken, ganz im Gegenteil.

Ähnliche Kooperationsverhältnisse pflegte auch der „Kreuzer“, wie eine erst kürzlich geschaltene „Biomare“-Anzeige auf kreuzer-leipzig.de für eine Ladeneröffnung verdeutlicht.

Zwischen der Leipziger Zeitung / L-IZ.de und dem Magazin „Kreuzer“ gibt es hingegen keinerlei geschäftliche Kooperationen.

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