Das Sturmtief Ylenia hat heute in weiten Teilen Deutschlands den Zugverkehr lahmgelegt, auch Sachsen war betroffen. Für morgen ist bereits der nächste Sturm angekündigt, der Sachsenforst spricht Warnungen aus. Außerdem muss die AfD wegen eines Verstoßes gegen das Parteiengesetz ein sechsstelliges Bußgeld zahlen und ein Bericht eines Bad-Schandau-Touristen über die Schwurbel-Narrative in der Sächsischen Schweiz sorgt für Gesprächsstoff. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 17. Februar 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Alternativen zur abgesagten Buchmesse und Leipzig liest

Im Fall der vor einer Woche abgesagten „Buchmesse 2022“ sind die Bezeichnungen von „Leipzig liest … auch 2022“ in der Schaubühne Lindenfels und dem „Haus des Buches“ oder „weiter:lesen22“ in der Moritzbastei und dem Felsenkeller sowie der Titel „Buchmesse Pop Up“ im Werk 2 vor allem eines: ähnlich vielsagend.Seit der Absage der Buchmesse 2022 und vor allem des begleitenden Lesefestes „Leipzig liest“ gab es so etwas wie drei Phasen in der Stadtgesellschaft Leipzigs: Verwunderung bis Empörung über die Komplettabsage, ein sich neu zusammenfinden an vielen Stellen und das anschließende selbst loslegen.

Denn während die „Buchmesse“ selbst in diesem Jahr nach diversen Verlagsabsagen wohl kaum noch rentabel zu machen war, fielen auf einmal viele Veranstaltungen auch in der Stadt Leipzig scheinbar ersatzlos aus.

„Buchmesse PopUp“

Dass dies kaum hinzunehmen ist, zeigt sich mittlerweile an mindestens drei größeren Initiativen in in der Buchstadt: Da ist einerseits ein „Pop Up“ im Werk 2, welches rund 50 Verlagen und Besucher/-innen eine alternative Tages-Messe laut MDR von 12 bis 18 Uhr zu 6 Euro Eintritt bietet. Hier kann man also vom 18. bis 20. März wenigstens eine kleine Bücherschau erleben. Initiiert wurde die Pop-Up-Buchmesse von Leif Greinus vom Dresdner Verlag Voland & Quist und Gunnar Cynybulk vom Berliner Kanon Verlag.

Noch ist unbekannt, welche Lesungen es dort geben soll. Unter anderem beteiligen sich der Aufbau Verlag, C.H.Beck, Hanser, Klett-Cotta und Suhrkamp/Insel.

„weiter:lesen22“

Gleichzeitig haben sich auch die „Leipziger Zeitung“ und ein wachsender Freundeskreis aus Medien-Unternehmen, Autor/-innen und Presseagenturen aufgemacht, unter dem Namen „weiter:lesen“ alle Veranstaltungen, die vom 17. Bis 20. März 2022 trotz des „Leipzig liest“-Ausfalls stattfinden werden, zu sammeln und am 25. Februar 2022 in der nächsten Printausgabe der LZ und auf www.weiterlesenleipzig.de in einer Art Programmguide neben dem gleichnamigen Festival gebündelt zu präsentieren.

Denn darüber hinaus organisiert dieses Team in der Moritzbastei und im Felsenkeller insgesamt auf vier Bühnen neben eigenen Ideen vor allem Lesungen für Autor/-innen, denen ihre Auftritte und somit die Präsenz im Frühjahr durch die Buchmesse-Absage weggebrochen sind.

Daraus entsteht gerade das Festival „weiter:lesen22“ am 19. und 20. März 2022 ab jeweils 15 Uhr bis in die Nacht mit rund 40 Autor/-innen und einer Party am Samstagabend im Felsenkeller. Der Eintritt soll hier für zwei Tage in zwei Locations bei 15 Euro und 10 Euro pro Tag liegen.

Das Gastland Portugal ist weiterhin dabei

Besonders erfreulich ist auch, dass das diesjährige Gastland Portugal dennoch eine eigene Umgebung für Lesungen und Konzerte gefunden hat. Hier ist seit gestern sogar das Programm schon fertig und wird bereits von der Schaubühne unter „Leipzig liest … auch 2022“ präsentiert, während man im „Haus des Buches“ scheinbar einfach alles aufrecht erhalten hat, was für „Leipzig liest…“ geplant war.

Schwurbel-Narrative: Tourist bescheinigt Bad Schandau „Versagen der Zivilgesellschaft“

Ein anonymer Bericht eines langjährigen Bad-Schandau-Touristen auf der Diskussionsplattform Reddit sorgt seit Tagen im Netz für Diskussionsstoff. Es geht dabei um den Umgang der örtlichen Gewerbetreiber/-innen mit den Corona-Maßnahmen – beziehungsweise um deren konsequente Ablehnung aller Auflagen. Der Mann, der angibt, seit Jahren gern zum Wellnessurlaub in die Sächsische Schweiz zu fahren, bezeichnete seinen diesjährigen Urlaub in dem Beitrag als „bizarr“.

An vielen Geschäften hingen „Schwurbel- bis voll-ausgeprägter-Irrsinn-Plakate“ und bei einem traditionellen Fest namens Fischerfastnacht „war jedes Plakat reaktionär, feindselig und verstörend“. „Von angeblicher Abschaffung der Grundrechte, über persönliche Angriffe auf Frau Baerbock bis hin zu Häme über Trans-Menschen war alles dabei“, so beschreibt der anonyme Tourist seine diesjährige Erfahrung im Elbtal.

„Die zur Schau gestellte Abkehr von Demokratie und Politikverdruss gemischt mit Wissenschaftsfeindlichkeit war verstörend“, so heißt es in dem Posting vom Samstag weiter. Der Tourist beklagte, dass ein Großteil der Einheimischen, die bei dem genannten Festumzug zugegen waren, die zur Schau gestellten Inhalte zu unterstützen schien. „Bezeichnend: Einige hatten sich ‚I don’t care‘ ans Revers geheftet. Wie passend“, schreibt der Bad-Schandau-Gast zynisch.

Tourismusverband sieht kein Problem

„Was ist in dieser Region los, dass Querdenkidiotie es derart schafft, das öffentliche Leben zu dominieren?“, fragt er besorgt zum Abschluss seines Postings. Er berichtet von anderen Gästen in seinem Hotel, die ihren Urlaub in Sachsen angesichts der Zustände vor Ort bereuten. „Auch wir hadern, ob wir nochmal wiederkommen.“ Sein Post erregte auf Reddit viel Aufmerksamkeit, mehr als 650 Nutzer/-innen kommentierten bisher (Stand: Donnerstagabend).

Auf Anfrage des MDR sagte der Chef des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge, Ivo Teichmann, dass die von dem anonymen Gast beschriebenen Plakattexte kein besonderes Phänomen des Sächsischen Schweiz seien. Er verwies zudem darauf, dass bei Faschingsveranstaltungen klassischerweise satirisch „überzogen“ werde. Der Umzug sei ein gelebtes Beispiel von Toleranz und Meinungsvielfalt. Ivo Teichmann sitzt für die AfD im sächsischen Landtag.

Verstoß gegen Spendenannahmeverbot: AfD muss Bußgeld zahlen

Die AfD muss ein Bußgeld in Höhe von 108.000 Euro zahlen, weil sie durch die Annahme einer Spende gegen das Parteiengesetz verstoßen hat. Das urteilte heute das Berliner Verwaltungsgericht. Im Februar 2016 hatte Marcus Pretzell, damals AfD-Sprecher in Nordrhein-Westfalen, einen Politikkongress in Düsseldorf maßgeblich mitveranstaltet.

Die Veranstaltung wurde von einer Schweizer PR-Agentur bezahlt, der Name des Zuwenders beziehungsweise der Zuwenderin blieb jedoch unbekannt. Laut Parteiengesetz dürfen Parteien keine anonymen Spenden in Höhe von über 500 Euro annehmen. Die AfD hatte in der Vergangenheit argumentiert, dass es sich nicht um eine Parteiveranstaltung gehandelt habe.

Das Gericht sieht das anders: Der Kongress war der AfD zuzuordnen, da Pretzell von seiner damaligen Funktion als Landessprecher nicht zu trennen sei und zudem die damalige AfD-Bundessprecherin Frauke Petry bei der Veranstaltung auftrat.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Nabu macht mit Mahnwache auf Lebensraumverlust von Tieren im Stadtgebiet aufmerksam

Video: LZ

Auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz hielt der Naturschutzbund (Nabu) Leipzig heute eine Mahnwache wegen des Lebensraumverlustes von Vögeln und anderen Kleintieren durch Rodung ab. Rund 20 Personen fanden sich am späten Nachmittag mit Plakaten auf dem Platz ein, den sie als „prominentes Beispiel für rücksichtslose Stadtplanung“ bezeichnen.

Der Nabu kritisiert die „ungebremsten und ausgleichslosen Baum- und Strauchrodungen“ in Leipzig, unter denen vor allem Vogelarten wie Amsel, Rotkehlchen, Nachtigall, Dorngrasmücke und der Grünspecht zu leiden haben. Auch die Lebensräume von Igeln sind durch das ersatzlose Roden von Grünflächen stark gefährdet, so der Nabu.

Die „Betonpolitik der Stadtverwaltung“ trage wesentlich dazu bei, dass bestimmte Tierarten aus dem Stadtbild verschwinden, so der Nabu in seiner Pressemitteilung.

Sachsenforst warnt vor Betreten der Wälder

Zum Abschluss noch das Wetter: Das Sturmtief Ylenia hielt heute weite Teile Deutschlands in Atem, in vielen Bundesländern stellte die Deutsche Bahn (DB) aufgrund von Sturmschäden den Fernverkehr ein. Auch in Sachsen fielen Züge des Nah- und Fernverkehrs aus. Am Leipziger Hauptbahnhof bildeten sich Schlangen von gestrandeten Reisenden vor dem Info-Terminal der Deutschen Bahn.

Nach Angaben des Unternehmens müssen sich Passagiere bundesweit bis mindestens zum Wochenende auf Beeinträchtigungen im Fernverkehr einstellen.

Das nächste Orkantief namens Zeynep ist bereits im Anmarsch, es wird voraussichtlich ab Freitagabend über die Bundesrepublik hinwegfegen. Der Staatsbetrieb Sachsenforst warnt in einer öffentlichen Mitteilung vor dem Betreten von Wäldern in den kommenden Tagen.

Worüber die LZ heute berichtet hat: über die deutliche Kritik am Entwurf zum Flächennutzungsplan Markkleebergs in der letzten Ratsversammlung sowie die Beauftragung der LVB bis 2044 mit dem Leipziger ÖPNV und auch der Radweg am Elster-Saale-Kanal kann gebaut werden. Darüber hinaus geht der Wunsch des Stadtbezirksbeirats Südwest zum alten Rödel-Verlauf in Erfüllung.

Und Ralf Julke hat sich mit Petrus beschäftigt: Die Geschichte des Apostels, der ganz bestimmt kein Funktionär war

Was heute außerdem wichtig war: Die russische Regierung hat den Vize-Botschafter der USA, Bartle Gorman, des Landes verwiesen. Laut USA liegt für die Ausweisung kein Grund vor, man prüfe derzeit eine Reaktion. Der erste Botschafter John Sullivan bleibt weiterhin in Moskau. Die Ausweisung geschieht in einer politisch angespannten Lage zwischen Russland und vielen NATO-Staaten. Laut einer US-Botschafterin steht eine unmittelbare Invasion Russlands in der Ukraine bevor.

Das Leipziger Veterinäramt sucht den Besitzer oder die Besitzerin einer Hündin. Das Tier wurde am Dienstag gegen 14 Uhr unterkühlt und stark abgemagert in einem Busch im Johannapark gefunden. Verantwortliche beim Veterinäramt schätzen, dass die Hündin vier bis fünf Jahre alt ist. Sie wird derzeit intensivmedizinisch betreut. Hinweise zur Hündin oder dem Tierhalter werden über folgende städtische E-Mail-Adresse entgegengenommen: veterinaeramt@leipzig.de

Quelle: Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt

Was morgen wichtig wird: In München treffen sich ab morgen hochrangige Politiker/-innen aus aller Welt zur sogenannten Sicherheitskonferenz. Angekündigt sind unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Außenminister Antony Blinken und US-Vizepräsidentin Kamala Harris und Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine.

Ein Thema auf der Agenda der Konferenz ist der Ukraine-Konflikt. Russland hatte die Einladung zur „Siko 2022“ abgelehnt. Knapp 4.000 Polizeikräfte sollen die Veranstaltung absichern, in der bayrischen Landeshauptstadt wird das Leben der Zivilgesellschaft für drei Tage auf den Kopf gestellt.

In einem eigens eingerichteten „erweiterten Sicherheitsbereich“ in der Innenstadt müssen Passant/-innen ein „berechtigtes Interesse“ nachweisen, um sich in der Öffentlichkeit bewegen zu dürfen. Geschäfte betreten darf man in dieser Zone dann nur, wenn man der Polizei gegenüber ein „berechtigtes Interesse“ glaubhaft machen kann. Außerdem werden Halteverbote in dieser Zone verhängt, Tramlinien umgeleitet. Wegen angekündigter Demonstrationen werden zusätzliche Sperrzonen verhängt.

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