Nach vielen Monaten und einer Spielzeit im Zeichen der Pandemie bereiten sich die Leipziger Kultureinrichtungen auf die neue Saison vor. Die Leipziger Zeitung (LZ) stellt hier die Schwerpunktthemen, Premieren und Pläne des Schauspiels Leipzig, des Gewandhauses und des Theaters der Jungen Welt vor.

Schauspiel Leipzig

„Und was bedeutet das jetzt für mich“ lautet das Motto der Saison 2021/22 am Schauspiel Leipzig. Offen in der Formulierung, ohne vorzeitige Bewertung oder Festlegung im Ergebnis, bereit für Erkundungen und Entdeckungen. Neben 28 Premieren, darunter elf Uraufführungen, macht das Schauspiel die Stadt Leipzig mit dem Langzeitprojekt „Pay attention!“ zu seiner vierten Bühne. Die Öffnung in den städtischen Raum zieht sich derzeit als Trend durch die Theaterszene. Man versteht Kultur als Diskursraum, der eben nur entsteht, wenn Gesellschaft und Öffentlichkeit in die Produktion mit einbezogen wird. Hausregisseurin Claudia Bauer eröffnet die Spielzeit am 8. Oktober mit der Inszenierung „Die Rättin“ nach dem Roman von Günter Grass. Hierin entwerfen ein Erzähler und eine Rättin ihre jeweils eigene utopische Erzählung auf den Trümmern der Menschheit. Mit der neuen Spielzeit wird Anna-Sophie Mahler ebenfalls Hausregisseurin am Schauspiel Leipzig.

Sie stellt sich mit gleich zwei Projekten dem Leipziger Publikum vor: Gemeinsam mit der Autorin Anne Jelena Schulte überführt sie die Oper „La Bohème“ in eine theatrale Form: „La Bohème – Leipzig // Träume“ verbindet Puccinis Opernstoff mit verschiedenen Zeitebenen der Stadt Leipzig und ihren Bewohner/-innen. Im Musiktheaterprojekt „Undine“ begibt sich Anna-Sophie Mahler auf eine Recherchereise an der Grenze von Theater und Musiktheater.

Enrico Lübbe Intendant des Schauspiels Leipzig erzählt auf der Pressekonferenz über die neue Spielzeit. Foto: Rolf Arnold

Neben Philipp Preuss’ Kafka-Abend „Das Schloss“ feiern das „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind und die Koproduktion „‚Kunst’“ von Yasmina Reza in der Regie von Frank Hoffmann Premiere. Mit „Arabella oder Die Märchenbraut“ kommt im November das diesjährige Familienstück in der Regie von Stephan Beer zur Uraufführung.

Im Sommer 2022 dann findet als Abschluss das Festival „4+1 – ein treffen junger autorInnen“ statt, das sich der Nachwuchsförderung verschrieben hat. Vier Tage lang werden in der Diskothek neue Texte für die Bühnen von morgen gelesen, erlebt und diskutiert – live und digital.

Gewandhaus zu Leipzig

Das Gewandhaus zu Leipzig stellt diese Saison gleich zwei Jahrestage in den Fokus. Vor 40 Jahren, am 8. Oktober 1981, wurde das Neue Gewandhaus eröffnet. Und: Arthur Nikisch, der am 23. Januar 1922 in Leipzig verstarb, gehört zu den einflussreichsten Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er war viele Jahre Gewandhauskapellmeister und Erster Kapellmeister an der Leipziger Oper.

„Nun soll endlich die Musik wieder sprechen“, eröffnet Pressesprecher Dirk Steiner die Vorstellungsveranstaltung der neuen Spielzeit. Die umfangreichen Themenschwerpunkte „40 Jahre Neues Gewandhaus“ und „Arthur Nikisch zum 100. Todestag“ bieten zahlreiche musikalische Neu- und Wiederentdeckungen. Das Jubiläum des Gewandhauses widmet sich der Musik jener Zeit, holt vergessene Raritäten ostdeutscher Komponisten aus den Archiven, blickt aber ebenso auf jene Werke, die sie nach 1989 komponiert haben.

Sofia Gubaidulina trägt ein weiteres Jahr den Titel Gewandhauskomponistin, Ehrendirigent Herbert Blomstedt feiert seinen 95. Geburtstag bei „Klassik airleben“ und das Boston Symphony Orchestra gibt Gastspiele im Gewandhaus. In Kooperation mit dem

Das Gewandhaus zu Leipzig feiert 40-jähriges Jubiläum. Foto: LZ

Mendelssohn-Haus finden im Rahmen der Festivallandschaft „Musikstadt Leipzig“ ab der Spielzeit 2021/2022 außerdem wieder regelmäßig um den Todestag des Komponisten im November die Mendelssohn-Festtage statt. Auch am Gewandhaus wird das Stadtteilprojekt fortgesetzt, in dessen Fokus Kooperationen mit Partnern der freien Szene im Leipziger Norden stehen.

Da aufgrund der andauernden Unwägbarkeiten infolge der Corona-Pandemie immer mit Umplanungen gerechnet werden muss, erscheint kein Jahresheft, welches in bewährter Weise über die gesamte Saison informiert. Der Spielplan wird stattdessen in kürzeren Zeiträumen, zwei- bis dreimonatlich, veröffentlicht. Auch der Ticketverkauf erstreckt sich immer nur auf den jeweiligen Veröffentlichungszeitraum.

Theater der Jungen Welt

75 Jahre nach seiner Gründung widmet das Theater der Jungen Welt (TDJW) in der Jubiläumsspielzeit 2021/22 dem Thema Identität seine volle Aufmerksamkeit. Passend zum Geburtstag, stellt man sich die Fragen, wer man war, ist und sein will.

Das Motto „All in“ umfasst neben den Fragen zur eigenen Identität aber auch die Forderung nach einer vielfältigen Gemeinschaft aus unterschiedlichen Identitäten. „Das letzte Jahr hat unser aller Leben gehörig durcheinandergewirbelt. Das ist Herausforderung und Chance zugleich. Unsere Gesellschaft und auch wir als TDJW sind in einem Transformationsprozess“, erklärt das Team um Intendantin Winnie Karnofka bei der Programmvorstellung.

„Unsere Theaterarbeit soll gerade in diesen wandelbaren, unsicheren Zeiten für Mut, couragierte Wege und noch ausdrücklicher für mehr Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Diversität und Nachhaltigkeit stehen.“ Daher werden acht Ensembleprojekte zum Thema Identität in den Spielplan integriert. Vom Performancetheater über eine Installation bis hin zum Kurzfilm.

Sein 75-jähriges Bestehen feiert das TDJW dann am 7. November mit einer Geburtstagsparty – und mit der Premiere eines Klassikers. Erich Kästners „Emil und die Detektive“ war 1946 das erste Stück, das an dem Jugendtheater aufgeführt wurde und bleibt nun in einer Neuinszenierung dem Repertoire erhalten.

Außerdem neu am TDJW sind unter anderem das Tanztheater „Soon we’ll make lots of love“, das Klassenzimmerstück „All Gender*Splaining“, „Das Neinhorn“ nach Marc-Uwe Kling und die Bürgerbühnenproduktion „Struwwel“.

Doch nicht nur mit der Bürgerbühne öffnet sich das TDJW in die Stadtgesellschaft. Für die Mitmachangebote der Jungen Wildnis wurde ein neues, flexibles System mit dem Titel „Wilde Zeiten“ kreiert, in dem für jede/n das richtige Angebot dabei ist. Das hybride Projekt „Wir sind Gulliver“ und das Geschichtenprojekt „Erzähl uns von morgen“ starten diese Saison. Das „Stadt-Theater-Zukunft-Experiment Theatrx“ und das Format „Challenge Accepted“ werden derweil fortgesetzt.

„Es geht wieder los“ erschien erstmals am 3. September 2021 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 94 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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