Am Freitag, 13. September, wurde das extra zu Claras 200. Geburtstag neu gestaltete Museum im Leipziger Schumann-Haus mit einer Festveranstaltung eröffnet. 460.000 Euro wurden in die neu gestaltete Ausstellung investiert, die noch stärker als die vorige das Leben und Schaffen eines genialen Künstlerehepaares zeigt.

Ihre glücklichen ersten vier Ehejahre verbrachten Clara und Robert Schumann in dem von Friedrich August Scheidel 1838 im klassizistischen Stil errichteten Haus in der Inselstraße 18. An ihrem 21. Geburtstag bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, der sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. Zahlreiche Verlage und Buchdruckereien siedelten sich an, darunter Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie F. A. Brockhaus und Reclam. In der Wohnung begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz.

Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke, beispielsweise den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie op. 38, die Dichterliebe op. 48 sowie sein Klavierquintett op. 44, das seine Frau im Gewandhaus uraufführte. 1999 kaufte die Rahn Dittrich Group das Haus und begann mit der Restaurierung nach denkmalpflegerischen Richtlinien. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“ und dem Schumann-Verein Leipzig e. V. entstand ein einzigartiger Ort aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte.

Interaktive Ausstellung im Schumann-Haus. Foto: Christian Kern
Interaktive Ausstellung im Schumann-Haus. Foto: Christian Kern

Zur Festveranstaltung kamen Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, Dr. Siegrid Bias-Engles (Gruppenleiterin bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien), Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, Patricia Werner (Stellvertretende Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung) sowie rund 200 geladene Gäste. Neben Grußworten und Gesprächsrunden u. a. mit der Kuratorin der neuen Dauerausstellung Prof. Dr. Beatrix Borchard, erklingt Musik von der heutigen Jubilarin Clara Schumann sowie von Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Zu erleben sind die Pianistinnen Isata Kanneh-Mason, Heike-Angela Moser (Urur-Urenkelin von Clara Schumann), die Mezzo-Sopranistin Carolin Masur, Cellist Peter Bruns und das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig. Moderiert wird der Festakt vom Leiter des Museums, Gregor Nowak, und Franziska Franke-Kern (accolade pr).

Unter dem Motto „Experiment Künstlerehe“ beleuchtet das erste Museum für ein Künstlerpaar die Leipziger Zeit von Clara und Robert Schumann. Zu den innovativen Highlights der Ausstellung zählen „Claras Hand“, auf der der Besucher durch eine Installation von Erwin Stache Töne und ganze Werke von der Pianistin zum Klingen bringen kann. Im Ehe-Experimentierraum verwandeln sechs Beamer einen Raum in drei Themenwelten. Featureautorin Magdalene Melchers entwickelte dafür „Visualisierte Features“.

Installation von Érwin Stache: Claras Hand. Foto: Christian Kern
Installation von Érwin Stache: Claras Hand. Foto: Christian Kern

Gefördert wird die neue Dauerausstellung im Schumann-Haus mit einer Gesamtsumme in Höhe von 460.000 Euro. Zu den Förderern zählen der Bund, der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Leipzig sowie die Landesstelle für Museumswesen, die Europäische Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur, die BW-Bank und die Mariann Steegmann Foundation. Außerdem wurde das Projekt über das Investitionsprogramm „Barrierefreies Bauen 2019“ vom Sächsischen Staatsministerium für Verbraucherschutz und Soziales gefördert.

Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Mit Clara Schumann wird eine außergewöhnliche Künstlerin und Persönlichkeit gewürdigt. Der virtuosen und erfolgreichen Konzertpianistin und Komponistin, Mutter von acht Kinder und Partnerin von Robert Schumann, ist stets eine deutlich geringere Beachtung entgegengebracht worden als ihrem Mann. Bis heute ist die Benachteiligung von Frauen ein Thema der Kulturpolitik. Ich freue mich, dass mit der Neugestaltung und Erweiterung der Ausstellung zum 200. Geburtstag Clara Schumanns ihre einzigartige Schaffens- und Emanzipationsgeschichte in den Mittelpunkt gerückt und das Schumann-Museum zu einem echten Paarmuseum wird. Bereits Clara und Robert Schumann haben das Haus zu einem Kulturzentrum europäischen Ausmaßes gemacht. Heute gehört es zum Netzwerk der „Leipziger Notenspur“ und damit zu den Leipziger Musikerbe-Stätten, die 2018 mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurden. Mehr denn je müssen wir an die existenzielle und nicht allein künstlerisch bereichernde Bedeutung des europäischen Miteinanders erinnern.“

Das berühmte Rietschel-Medaillon einmal umgedreht: Clara vorn und Robert hinten. Foto: Christian Kern
Das berühmte Rietschel-Medaillon einmal umgedreht: Clara vorn und Robert hinten. Foto: Christian Kern

„Auch für den Bund ist es eine große Freude, durch die Unterstützung der Ausstellung dazu beitragen zu können, dass Clara Schumann im Jubiläumsjahr aus dem Schatten ihres Mannes heraustritt und damit den Rang einnimmt, der ihr gebührt“, sagte Dr. Siegrid Bias-Engles in ihrer Rede.

Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke ist „überzeugt, dass die neue Ausstellung im Schumann-Haus zu einem wichtigen Baustein der Musikstadt Leipzig wird, deren weitere Profilierung ein entscheidendes kulturpolitisches Ziel der kommenden Jahre sein wird.“

„Mit Clara Schumann würdigen wir eine der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Erfolgreich als Künstlerin und Komponistin, als Unternehmerin und im Marketing – zugleich aufopfernde Ehefrau, Mutter und liebevolle Großmutter: Was für eine Frau! Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Sparkasse Leipzig gratulieren herzlich zum 200. Geburtstag und wünschen dem Schumann-Haus Leipzig und seinem engagierten Team viele interessierte Besucherinnen und Besucher für die neue Dauerausstellung“, so die Worte von Patricia Werner, Stellvertretende Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.

Insgesamt sechs Räume in der Beletage des Hauses in der Inselstraße 18 umfasst die neue Dauerausstellung. Neben den bereits erwähnten Inhalten werden u. a. die von Leipzig aus begonnenen Konzertreisen nach Dänemark und Russland (u.a. mit einem Peppers Ghost einer Konzertszene und einem animierten Film über die Russlandreise) sowie die Ausbildung von Clara Schumann thematisiert. Außerdem erhalten die Besucher im Hörkabinett die Möglichkeit, Claras und Roberts in Leipzig komponierte Werke zu hören und zu studieren. Der bereits 2015 eingeweihte Klangraum von Erwin Stache lädt weiterhin zum musikalischen experimentieren ein.

Geöffnet ist das Schumann-Haus Leipzig in der Inselstraße Montag-Freitag 14-18 Uhr und Samstag-Sonntag 10-18 Uhr. Eintritt: 6,50 Euro/5 Euro (erm.).

Raum für kleine Konzerte im Schumann-Haus. Foto: Christian Kern
Raum für kleine Konzerte im Schumann-Haus. Foto: Christian Kern

Nächste Veranstaltungen im Schumann-Haus

14. September, 10 bis 16 Uhr: Neueröffnung des Museums und Inselstraßenfest

15. September, 11 Uhr: Historisches Konzert von Clara (ausverkauft). Romeli Lichtenstein (Gesang), Peter Bruns (Violoncello), Ragna Schirmer (Klavier)

18 bis 22. September: Kammermusikfestival „10 für Clara“. 5 Konzerte in 4 Europ. Kulturerbestätten. Schumann-Haus, Bach-Museum, Alte Nikolaischule, Grieg-Begegnungsstätte. Antje Weithaas (Violine), Pauline Sachse (Viola), Marie-Elisabeth Hecker, Peter Bruns (Violoncello), Martin Helmchen (Klavier) u. a.

24. September, 20 Uhr: Konzert im Rahmen der Europäischen Kammermusik-Akademie Leipzig, Trio de Staël (Brüssel, Belgien)

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