Auch das Schumann-Haus ist dicht, seit November kein Besuch mehr möglich in der einstigen Wohnung von Clara und Robert Schumann. Auch wenn die Türen des Schumann-Hauses in der Inselstraße pandemiebedingt noch verschlossen bleiben müssen, konnte die Zeit genutzt werden, zwei Ideen umzusetzen. Gleich zwei Audioguides ermöglichen jetzt einen facettenreichen individuellen Rundgang durch die erste gemeinsame Wohnung der Schumanns.

Das eine ist ein Guide für Besucher vor Ort sowie Schumann-Freunde weltweit, der über die Webseite (schumannhaus.de/audioguide) abrufbar ist. Ein weiterer Guide ist für sehbehinderte Menschen. Mit letzterem Projekt ist das Museum nun komplett barrierefrei.

Mit dem Audioguide für Gäste ohne Sehbehinderung ist man mit nur wenigen Klicks in der Welt von Clara und Robert. Direkt im Museum reicht ein QR-Code-Scan mit dem eigenen Smartphone oder Tablet. Abwechslungsreiche kurze Features bewegen, öffnen die Gedanken und wecken die Neugier auf die jeweiligen Attraktionen im Raum.

Konzipiert und produziert wurde der Guide von der Feature-Autorin Magdalene Melchers, die sich bereits für alle Hörstücke sowie die Visualisierten Features im Schumann-Haus verantwortlich zeigte. Die technische Umsetzung lag bei der Firma Linon. In den nächsten Monaten wird auch eine englische Version verfügbar sein. Weitere thematische Vertiefungen bietet eine im Audioguide eingebettete „Hörbildergalerie“.

Ab Februar wird einmal im Monat zur „Digitalen Vernissage“ geladen. Gespannt sein dürfen die Hörer auf Beiträge von der Ur-Ururenkelin von Clara und Robert, der Pianistin Heike-Angela Moser, der Kuratorin und Schumann-Expertin Prof. Beatrix Borchard, dem Leiter des Museums Gregor Nowak und vielen weiteren interessanten Persönlichkeiten, die sich den Schumanns eingehend widmen.

Förderung erhält der kontaktlose Audioguide durch das Programm „NEUSTART. Sofortprogramm für coronabedingte Investitionen in Kultureinrichtungen“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Audioguide für Sehbehinderte

Sehbehinderte Besucher können nun ebenfalls in die Leipziger Zeit von Clara und Robert eintauchen, sobald die Museen wieder öffnen dürfen. Der Audio-Rundgang und eine Grundrisskarte in Brailleschrift wurden speziell auf die Bedürfnisse dieses Publikums abgestimmt. Die Abspielgeräte lenken dank einfachster Bedienung nicht von einem intensiven Museumserlebnis ab.

Begrüßt wird der Gast gleich vor der Kutscheneinfahrt: Die Empfangsstele, versehen mit wichtigen Informationen in Brailleschrift, stimmt mit akustischen Hinweisen auf die Ausstellung ein. Taktile Bodenindikatoren sorgen für einen sicheren Zutritt zum Museum. Begeistert über den Guide zeigte sich eine Vertreterin des Blinden und Sehbehinderten Verbands Sachsen e. V. (Kreisorganisation Leipzig Stadt), die im Vorfeld die Audio-Führung testen durfte.

Behindertenparkplatz direkt am Eingang, Fahrstuhl, behindertengerechte Sanitäranlagen sowie die Ausstattung sämtlicher Bildschirme und Hörstationen mit induktiven Höranlagen machen das Schumann-Haus komplett barrierefrei.

Ermöglicht wurde das Projekt durch Förderung aus dem Investitionsprogramm Barrierefreies Bauen 2020 „Lieblingsplätze für alle“ nach der Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutzes zur investiven Förderung von Einrichtungen, Diensten und Angeboten für Menschen mit Behinderungen.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtage beschlossenen Haushaltes. Die technische Umsetzung übernahm die Firma Kulturaufnahme.

Das Schumann-Haus

Das Schumann-Haus Leipzig beherbergt das erste Museum für ein Künstlerpaar. Die 2019 an Clara Schumanns 200. Geburtstag eröffnete neue Ausstellung möge den Besucher inspirieren, seine persönliche Perspektive auf das Musikerpaar zu finden und eine Brücke von der Historie zur heutigen Zeit zu schlagen. Im Zentrum stehen die beiden im Schumann-Haus entstandenen Werke „Die Ehetagebücher“ und der gemeinsam komponierte Liederzyklus „Liebesfrühling“.

Zu den innovativen Hinguckern im Schumann-Haus zählen „Claras Hand“, auf der der Museumsgast durch eine Installation von Erwin Stache Töne und Werke von der Pianistin zum Klingen bringen kann. Im Ehe-Experimentierraum verwandeln sechs Beamer einen Raum in drei Themenwelten. Feature-Autorin Magdalene Melchers entwickelte dafür „Visualisierte Features“.

Inspiriert von Worten des Schumannschen Ehepaares wird die Zerrissenheit zwischen Liebe und Kunst, Freude und Last mit den Kindern, Reichtum an Gaben und Ringen um Geld sicht- und hörbar. Umringt von einer assoziativen Bildsprache erscheinen Zeilen in neuem Licht und lassen den Besucher eindrucksvoll in die jeweiligen Themen eintauchen.

Ihre glücklichen ersten vier Ehejahre verbrachten Clara und Robert Schumann in dem von Friedrich August Scheidel 1838 im klassizistischen Stil errichteten Haus in der Inselstraße 18. An Claras 21. Geburtstag (13.09.1840) bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, der sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. Zahlreiche Verlage und Buchdruckereien siedelten sich an, darunter Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie F. A. Brockhaus und Reclam.

In der Wohnung begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz. Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke, beispielsweise den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie op. 38 sowie sein Klavierquintett op. 44, das seine Frau im Gewandhaus uraufführte.

1999 kaufte die Rahn Dittrich Group das Haus und begann mit der Restaurierung nach denkmalpflegerischen Richtlinien. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“ und dem Schumann-Verein Leipzig e. V. entstand ein einzigartiges Konzept aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte.

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