Normalerweise ist die Badesaison vorbei. Aber wer am Freitagnachmittag am Cospudener See seinen Spaziergang machte, der bekam Abenteuerliches zu sehen. Auch wenn man nicht nah herangehen durfte, denn es war brennend heiß. So wie das ganze Thema Kultur jetzt mitten im Corona-Lockdown. Denn tausende Künstler/-innen haben dadurch sämtliche Auftrittsmöglichkeiten eingebüßt. Auch der MDR versucht da auf seine Weise zu helfen.

Und dazu gehörte auch die kleine brennende Aktion am Ufer des Cospudener Sees am späten Freitagnachmittag. Denn auch zwei ungewöhnliche Leipziger Pianisten gewannen beim aktuellen Wettbewerb des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) „5 Minuten freie Sendezeit für freie Künstler“: Julian Eilenberger und Andreas Güstel, die sich gern selbst als Extrempianisten bezeichnen.

Wer auf ihre „be-flügelt“-Website schaut, sieht, welche zuweilen wagemutigen Aktionen sie starten, um dem Publikum die Klaviermusik nahezubringen und zu zeigen, dass es dabei nicht immer klassisch feierlich zugehen muss.

Am 4. November hatte der MDR seinen Aufruf zum Ideenwettbewerb „Freie Sendezeit für freie Künstler“ gestartet

„Der MDR ruft angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kulturszene kurzfristig zu einem Ideenwettbewerb für Kulturschaffende aus Mitteldeutschland auf. 15 Künstlerinnen und Künstler aus allen Bereichen können sich ab sofort um jeweils fünf Minuten Sendezeit bewerben. Dafür stellt der MDR einen Sonderetat von 100.000 Euro bereit“, meldete der Sender. Bis zum 11. November konnten die Bewerbungen abgegeben werden. Und ab dem heutigen Montag, 23. November, sind die entstandenen Beiträge in der MDR-Themenwoche Kultur zu sehen.

Die Themenwoche, die bis Freitag, 27. November, läuft, beschäftigt sich „auf allen Ausspielwegen, in allen Programmen, in der aktuellen Berichterstattung, in den Magazinen im TV, online und im Radio mit der Situation der Künstlerinnen und Künstler in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Hintergrundberichten, Porträts und Gesprächen zeigen wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kultur in der Region. Gleichzeitig stellt der MDR die neuen Produktionen der Hauptredaktion Kultur vor.“

Zu den Gewinnern von 5 Minuten Sendezeit gehören auch die beiden Leipziger Extrempianisten Julian Eilenberger und Andreas Güstel, die im Wettbewerb des MDR mit ihrem Kurzfilm „Prinzip Hoffnung – das wohltemperierte Klavier“ gewonnen haben.

„Der Film zeigt symbolhaft den Niedergang der Kulturlandschaft so wie wir sie kennen“, beschreibt Andreas Güstel das Anliegen des Films. „Der brennende Flügel steht dabei stellvertretend, ist aber auch Sinnbild für den Phönix aus der Asche. Die Künstler bauen aus den Überresten des alten Instruments etwas Neues. Mut verändert alles!“

„Be-Flügelt – Alles ist möglich“ ist das Motto der beiden Pianisten Julian Eilenberger und Andreas Güstel schon seit Jahren.

In Form von Klavierevents, Aktionskunst, Performances, Naturkonzerten und auch Straßenmusik mit immer wieder neuen atemberaubenden eigenen Klavierkompositionen, in immer wieder neuen, unmöglichen Formaten und Rahmenbedingungen, beflügeln sie ihr Publikum regelrecht, gern auch zum Träumen.

Aber die Zeiten der unbeschwerten Veranstaltungen sind ja vorerst vorbei. Zeit für den Konzertflügel am Strand des Cospudener Sees, der in Flammen aufgeht, während die beiden daran sitzen und spielen. Eine Drohne kreist über dem Ereignis, während es am Seeufer nahe der Hacienda Cospuda zunehmend dämmert.

Das sah zumindest von außen schon einmal wie die Begleitmusik für all das aus, was wir in der Vergangenheit so unbeschwert als Kunsterlebnis wahrnehmen konnten. Und es war ein echter Flügel, der da in Brand geriet, verrät Andreas Güstel.

Wie es dann im Film wirkt, kann man ab heute im Rahmen der MDR Kulturwoche von Montag bis Freitag jeweils 15 Minuten lang in „Freie Sendezeit für Freie Künstler“ sehen. Laut Programmübersicht ab 23:10 Uhr. Man kann gespannt sein.

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Leipziger Zeitung Nr. 85: Leben unter Corona-Bedingungen und die sehr philosophische Frage der Freiheit

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