Das wird ein Spektakel, das es auch in Leipzig selten gibt: mit Theater Titanick, Opernchor, Kindern der Helmholtzschule und der Gerda-Taro-Schule, Opernsolisten und jeder Menge Bühnenzauber auf dem Augustusplatz rund um den Brunnen vor der Oper. Mit „Future now!“ eröffnet die Oper Leipzig nicht nur die Spielzeit 2022 / 2023 und die Intendanz von Tobias Wolff, sie gibt auch erst einmal den Kindern das Wort. Denn es ist ihre Zukunft, um die es geht. Und sie durften von Anfang an mitmischen.

Und zwar schon lange vor den Sommerferien. Ein Großteil der Arbeit wurde schon in der Zeit geschafft, als auch in Leipzig Schulen immer wieder in den Lockdown mussten. Kein angenehmes Arbeiten, wie Clair Howells vom Theater Titanick feststellt. Im Zoom lässt sich ganz schlecht an kreativen Ideen arbeiten – nicht nur mit Kindern. Erwachsenen geht es genauso.

Jede Menge Aufregung ist garantiert

Aber entstanden ist trotzdem ein richtiges Musikspektakel mit Feuerwerk und so vielen Mitspielern, wie sie vor der Oper so ganz selten zusammenkommen. Darunter allein 200 Kinder. Und wer als ein Erwachsener ein Herz hat, der ist am Samstag, dem 17. September, um 20.30 Uhr auf dem Platz. Und zwar mittendrin. Das Publikum wird mitten im Spektakel stehen – zwischen vier Bühnen, die für die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft stehen.

Der Aufbau auf dem Platz vor der Oper hat begonnen. Foto: Ralf Julke
Der Aufbau auf dem Platz vor der Oper hat begonnen. Foto: Ralf Julke

Das ist richtig alte griechische Naturphilosophie. Es hat aber den Vorteil, dass man diese Rollen mit Menschen besetzen kann – und zwar nicht nur die vier Elemente, die an diesem Tag miteinander streiten werden, sondern auch Gottvater Zeus, der so etwas wie den Richter spielt.

Denn zwei Akteure werden an diesem Tag einen Wettstreit austragen: Presenzio, der für die von Konsum besoffene Gegenwart steht, und Futura, die in Gefahr ist. Wenn Presentio nämlich in der Gegenwart alles verbraucht, verschenkt, verramscht, zerstört, wird es keine Zukunft geben. Die beiden müssen also in Verbindung kommen, erzählt Uwe Köhler von Titanick zur Dramatik der Inszenierung. Und das wird nicht ohne Scheitern und neues Versuchen abgehen. Also jede Menge Aufregung bei einem Drama, bei dem eindeutig die Kinder die Stars sind.

Denn es ist ihr Thema. Und es werden am Ende ihre Forderungen und Wünsche sein, die für alle lesbar zu sehen sein werden.

Und das Ganze existiert jetzt erst einmal in Skript und Text. Am Montag, dem 12. September, gab Tobias Wolff den Start für die Proben, die damit endlich real und mit den vielen Akteuren stattfinden. Frida Thomser, Mitspielerin aus einer 8. Klasse der Helmholtzschule, durfte den Gong dazu schlagen. Zumindest nachher im großen Gruppenbild (ganz oben). Vorher durfte sich Sparkassen-Vorstand Harald Langenfeld schon mal versuchen.

Gong zum Probenauftakt von „Future now!“ mit Sparkassen-Vorstand Harald Langenfeld. Foto: Ralf Julke
Gong zum Probenauftakt von „Future now!“ mit Sparkassen-Vorstand Harald Langenfeld. Foto: Ralf Julke

Eigentlich ein völlig unkriegerisches Projekt, auch wenn Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, nicht an einem kriegerischen Bild vorbeikam. Zusammen mit Harald Langenfeld, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Leipzig, erzählte sie, warum beide Institute „Future now!“ ordentlich mit Geld unterstützen. Und zwar nicht nur, weil es mal ein grandioses Opernprojekt zusammen mit Theater Titanick ist, sondern weil es die Oper auch mal wieder nach draußen bringt, auf den Platz, dorthin, wo auch Menschen hinkommen können, die sonst Schwellenangst haben, wenn es um klassische Musik geht.

Die Schwellenangst nehmen

Obwohl ja Oper ganz früher einmal die Spezialität fahrender Schauspieler war. Da war Oper tatsächlich noch Volksvergnügen und hohe Zugangsschwellen gab es nicht. Das kam alles erst später.

Und Schwellenangst haben viele Menschen. Die großen Kulturhäuser in Leipzig werden von einer kleinen Minderheit getragen, die diese Ängste meist nie kennengelernt hat. Während viele Leipzigerinnen sich gar nicht erst trauen, etwa ein Opernticket zu kaufen. Aber zum grandiosen Musiktheater auf den Augustusplatz gehen – das ist eine Option.

Erst recht, wenn es um die Sache der Kinder geht und die wirklich wichtige Frage, die uns heute beschäftigt: Wie schaffen wir es, eine lebenswerte Zukunft zu gewinnen und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu beenden? Schaffen es Futura und Presentio, zueinander zu kommen? Wie viel Aufregung wird es geben, bis sie es zumindest versuchen?

Und da fiel dann Patricia Werner das sehr kriegerische Wort mit der Raumnahme ein. Und der deutliche Unterschied, der zwischen der kriegerischen Raumnahme durchgeknallter Präsidenten besteht und der friedlichen Raumeroberung durch singende Kinder und Erwachsene gleich vorm Opernhaus.

Öffentliche Proben ab Dienstag

Eine Eroberung, die praktisch schon begonnen hat. Bereits am Montag schon fing das Theater Titanick mit dem Aufbau der Bühnen an, teils mit Fundstücken direkt aus dem Fundus der Oper Leipzig, die einst in großen Operninszenierungen im Einsatz waren und nun auf einmal eine neue Verwendung finden. Und auch die Kostüme werden allesamt – quasi second hand – aus dem Kostümfundus der Oper kommen.

Und am Dienstag beginnen vorm Opernhaus die öffentlichen Proben, werden die ganzen einstudierten Einzelteile zusammengefügt, bis daraus das entsteht, was am Samstag, dem 17. September, um 20.30 Uhr als „Future now!“ zu erleben sein wird. Am Freitag ist große Generalprobe, wo dann hoffentlich schon das Meiste klappt.

Vielleicht tauchen auch die vier goldenen Pferde auf, die am Montag noch mit ins Bild mussten, als die wichtigsten Akteure und Kinder des Kinderchors der Oper Leipzig fürs Foto posierten. Natürlich mit Gong.

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