Eine mögliche Wende deutete sich schon an, als der Prozess mit mehr als zwei Stunden Verspätung begann: Am Dienstag, dem 28. November hat der wegen Verleumdungsvorwürfen angeklagte Musiker und Schauspieler Gil Ofarim am Landgericht gestanden, sich die Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Hotelmanager des Westin ausgedacht zu haben. Ofarim bat um Entschuldigung. Das Verfahren wurde vorläufig eingestellt.

Ofarim bittet Geschädigten um Entschuldigung

Wenige Sätze brachten eine Lüge nach mehr als zwei Jahren zu Fall: „Die Vorwürfe treffen zu. Herr W., ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe das Video gelöscht.“ Es blieb bei diesen wenigen Worten, mit denen Gil Ofarim am Dienstag vor dem Landgericht für eine Wende im Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung sorgte. Die Strafkammer stellte das Verfahren daraufhin gegen Zahlung einer Geldauflage von 10.000 Euro vorläufig ein.

Diese Summe geht je zur Hälfte an die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz. Alle Prozessbeteiligten hatten dieser Auflage zugestimmt.

Somit gilt Ofarim offiziell weiter als nicht vorbestraft, der im Oktober 2021 einen Hotelmanager in Leipzig laut Anklage fälschlich des Antisemitismus bezichtigt hatte. Der Mitarbeiter habe ihm bedeutet, die Halskette mit Davidstern abzunehmen, um einchecken zu dürfen, so der Vorwurf in einem viral gegangenen Instagram-Video Ofarims damals.

Schmerzensgeld an unschuldigen Hotelmanager vereinbart

Zusätzlich wurde hinter den Kulissen eine Schmerzensgeldzahlung Ofarims an den zu Unrecht bezichtigten Hotelmanager Herrn W. ausgehandelt, der im Prozess Nebenkläger war und jede antisemitische Entgleisung bestritten hatte. Über die Details des finanziellen Ausgleichs zwischen Ofarim und W. herrscht Stillschweigen aller Beteiligten. Nebenklage-Anwalt Daniel Baumgärtner zeigte sich mit dem Abschluss des Verfahrens zufrieden.

Aus Sicht der Strafkammer seien Zweifel und Spekulationen in der Angelegenheit beseitigt, sowohl durch das Geständnis als auch die Beweise, die sich im bisherigen Prozessverlauf ergeben hatten, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Stadler in seinem Abschlusswort. Ursprünglich waren noch fünf weitere Verhandlungstage bis Anfang Dezember eingeplant.

Ein ausführlicher Bericht der LZ folgt.

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Ofarisieren” Jemanden diskriminieren indem man auf tatsächlich Diskriminierte verweist, ohne selbst diskriminiert worden zu sein.”

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