Über zwei Jahre nach antisemitischen Vorwürfen gegen einen Mitarbeiter des Hotels Westin begann am Dienstagmorgen vor dem Leipziger Landgericht der Strafprozess gegen den Sänger und Schauspieler Gil Ofarim aus München. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den 41-Jährigen, den Rezeptionisten des Hotels fälschlicherweise einer antisemitischen Beleidigung bezichtigt zu haben.

Laut Anklage soll Ofarim in einer kurzen und online veröffentlichten Videosequenz vor dem bekannten Leipziger Hotel Westin Anfang Oktober 2021 behauptet haben, der Hotelmitarbeiter habe ihn aufgefordert, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. „Wie der Angeklagte wusste, entsprachen die erhobenen Vorwürfe nicht der Wahrheit“, sagte Staatsanwalt Andreas Ricken am Dienstag zum Prozessbeginn in seiner Anklageschrift.

Diese wirft Ofarim, Sohn des 2018 verstorbenen Sängers Abi Ofarim, unter anderem Verleumdung und falsche Verdächtigung vor. Zudem soll er bei eidesstattlichen Versicherungen, mit denen er gegen Medienberichte vorging, falsche Angaben gemacht haben.

Ofarim hatte den Angestellten des Hotels damals angezeigt, die Ermittlungen gegen den Mann waren jedoch eingestellt worden. Im Frühjahr 2022 hatte die Leipziger Staatsanwaltschaft dann nach monatelanger Untersuchung Anklage gegen Ofarim selbst erhoben, da sich der Vorfall nach Ansicht der Anklagebehörde nicht so zugetragen haben könne, wie durch das Video suggeriert.

Stark beachteter Prozess unter verschärften Sicherheitsbestimmungen

Der Prozess in Leipzig hatte am Dienstag unter massivem Interesse von Medien und Öffentlichkeit begonnen, bereits Stunden vor dem offiziellen Start um 9 Uhr hatte sich eine Schlange vor dem Gebäude in der Harkortstraße gebildet. Nicht zuletzt im Hinblick auf die momentane Situation im Nahen Osten waren die Sicherheitsbestimmungen zuletzt noch einmal verschärft worden.

Das Medieninteresse ist riesig: Gil Ofarim (im Hintergrund) betritt mit seinen Verteidigern den Gerichtssaal. Foto: Lucas Böhme
Das Medieninteresse ist groß wie selten: Gil Ofarim (im Hintergrund) betritt mit seinen Verteidigern den Gerichtssaal. Foto: Lucas Böhme

Vor dem Gerichtssaal wird, neben der regulären Kontrolle am Eingang, noch einmal zusätzlich kontrolliert, es müssen Ausweise vorgelegt werden. Nur Medienvertreter dürfen Handys und Laptops mit in den Gerichtssaal nehmen. Politische Symbolik wurde untersagt. Die Zahl der Besucherplätze ist außerdem reduziert worden, um den Abstand zwischen Zuschauern und Anklagebank zu vergrößern.

Ofarims Verteidigung erhebt Vorwürfe

Ofarim hatte schon vorab verlauten lassen, bei seiner Version des Geschehens zu bleiben. Rechtsanwalt Alexander Stevens, einer der vier Verteidiger, warf dem Hotel Westin in einer Eingangserklärung vor, bei der internen Untersuchung des Vorfalls nicht neutral und unvoreingenommen ermittelt zu haben. Die Wahrheit sei schwer herauszufinden und die Beweislast gegen seinen Mandanten, anders als zum Teil medial postuliert, keineswegs erdrückend, hieß es unter anderem.

Ob er die Kette mit dem Davidstern getragen habe, stehe nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Ofarim selbst, so die Mitteilung seitens seiner Anwälte, werde vorerst weder zum Tatvorwurf noch zu seiner Person aussagen.

Aktuell hat die 6. Strafkammer unter dem Vorsitzenden Andreas Stadler zehn Prozesstage bis Anfang Dezember geplant. Die Verhandlung in Leipzig wurde am Dienstag zunächst für rechtliche Beratungen unterbrochen und soll am Nachmittag fortgesetzt werden. Geplant ist dem Vernehmen nach die Zeugenaussage des Hotelmitarbeiters Herrn W., der als Nebenkläger gegen Ofarim auftritt.

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Es gibt 10 Kommentare

Der Artikel zu Ofarim vom 17. 10. 21 insbesondere die Diskussion dazu warf die ersten Fragen auf. Jetzt sind über zwei Jahre vorbei bevor sich Frau Meier entschuldigt. In dieser Zeit war es ihr nicht zu blöd 100 000 Euro Fördergeld an einen gewaltaffinen Linksradikalen in Grimma rüber zureichen aber die Zeit sich zu entschuldigen hat die sich nicht genommen. Hier werden die Prioritäten doch wohl offensichtlich.

Sebastian: Nur steht Gil Ofarim hier nicht als Opfer vor Gericht. Und wie jeder Angeklagte hat auch er das Recht zu schweigen. Seine vier Verteidiger werden ihn dahingehend höchstwahrscheinlich umfangreich beraten haben.

Ob diese Politiker den empörten Unsinn, den sie damals abgesondert haben, nun zurück nehmen oder nicht, ist am Ende doch egal. Sie sprechen für sich und ihren Politikbetrieb, auch für die Medien und ihre Wirkung darin, und eine Entschuldigung zum jetzigen Zeitpunkt ist so wertlos wie die Empörung damals.
Und am Ende kann Frau Kokot ja immer noch ihre Demo vor dem Hotel damit begründen, dass es immer gut ist gegen Rassismus zu demonstrieren. Im Zweifel lieber ein mal zu viel als zu wenig, dann eben zufällig vor einem Hotel.

Peinlich bis schmierig finde ich dagegen die Rolle des Herrn Ofarim. Schön das Selfie – Video veröffentlichen, betroffen gucken, durch die Haare streichen und was von “Deutschland 2022” erzählen, jetzt aber nichts sagen wollen im Prozess.
Bei allen Änderungen im Medienverhalten der Menschen in den letzten Jahren… So handelt doch kein Opfer. So jemand kann schwer ernst genommen werden.

„Das ging ja wohl nach hinten los. Heute. Die Zweifel sind noch erst seit heute im der Welt“

Ihr Deutsch ist wie meistens eine
Katastrophe Gerd.
Satzzeichen?
Und meinen Sie nicht eher „doch“ statt „noch“? Haben Sie ein „nicht“ vergessen? Oder nicht?

Sie sind ähnlich verwirrt wie Ihre Blase. Trotzdem dürfen Sie nicht überall hinpissen.

Das ging ja wohl nach hinten los. Heute. Die Zweifel sind noch erst seit heute im der Welt

@ Gerd Stefan: “Eine Rücknahme dieser Statements nach dem Aufkommen von Zweifeln gab es bisher nicht.” – Verbreiten Sie bewusst Fakenews oder ist das einfach Schlamperei?

Katja Meier : “Ich würde den Tweet so heute nicht wiederholen und bedaure die besondere Belastung, der die Verfahrensbeteiligten durch die aufgeheizte politische Debatte ausgesetzt waren.“ (LVZ von heute)

„ AfD Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextrem eingestuft“
Da sind wir zwei Süßen aber schockiert, nicht wahr?

Die AFD in Anhalt ist gesichert rechtsextrem. Das ist die abstrakte Seite der Medaille, was anderes sind die von bekannten politischen Persönlichkeiten geäußerten Charakterlosigkeiten.

„ AfD Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextrem eingestuft“

Da sind wir zwei Süßen aber schockiert, nicht wahr?

Die im Archiv dieser Zeitung gesammelten Artikel dokumentieren wie die linksgrüne Politblase sächsischer Mandatsträger sich vorverurteilend vor Ofarims Behauptung gestellt hat. Eine Rücknahme dieser Statements nach dem Aufkommen von Zweifeln gab es bisher nicht. Das Urteil wird hier auch Einfluss nehmen auf Wahlentscheidungen in 2024.

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