Seit mehreren Jahren berichten die Bewohner der Thierbacher Straße 6 über Ärger mit dem Eigentümer. Notwendige Reparaturen würden nicht erledigt, teilweise bestehe Lebensgefahr. Im März dieses Jahres wurden erneut Modernisierungsmaßnahmen angekündigt – welche nun offenbar tatsächlich umgesetzt werden sollen. Sympathisanten wehren sich mit Kundgebungen; die Bewohner gehen derweil juristisch gegen den Eigentümer vor.

Der Protest gegen geplante Modernisierungsmaßnahmen in der Thierbacher Straße 6 in Connewitz geht in die nächste Runde: Für Mittwoch, den 11. Juli, ist ab 6 Uhr erneut eine Kundgebung vor dem Haus angekündigt. Bereits vor etwas mehr als einer Woche hatten sich nach Angaben von Bewohnerinnen an mehreren Tagen durchschnittlich etwa 50 Personen daran beteiligt.

Hintergrund ist ein seit Jahren anhaltender Streit zwischen den Bewohnern und dem Eigentümer. „Kleinere Dinge wurden erledigt, größere nicht“, sagt Emma, die in dem Haus wohnt. Bereits vor zwei Jahren hatte die Leipziger Zeitung über die Zustände berichtet: Risse in den Decken der oberen Etagen, kein Zugang zu Trinkwasser wegen veralteter Rohre, Schäden an Türen und Fenstern sowie vieles mehr. Der Eigentümer wollte sich damals nicht äußern, sagte am Telefon lediglich „Das können Sie vergessen“ und legte auf.

2016 hatte er den Mietern eine Modernisierungsankündigung geschickt: Fassade, Dach und Fenster sollten hergerichtet werden. Folge wäre eine Mietsteigerung um mehr als 100 Prozent gewesen. Die Mieter zweifelten die Rechtmäßigkeit an, da es sich ihrer Ansicht nach lediglich um Sanierungen und Instandsetzungen handelte.

Wieder Modernisierungsankündigungen

Im März 2018 folgte eine weitere Modernisierungsankündigung. Doch diesmal möchte der Eigentümer seinen Willen offenbar unbedingt durchsetzen, ließ sogar Bauarbeiter anrücken. Doch wegen der unter anderem vom StuRa der Universität Leipzig angemeldeten Kundgebungen konnten die Bauarbeiter ihre Gerüste nicht anbringen. Zeitgleich mit den Modernisierungsankündigungen erhielten fast alle Mieter eine Kündigung – wegen angeblicher Mietrückstände. Die Betroffenen legten dagegen Widerspruch ein.

Könnte der Eigentümer die Modernisierungsankündigung durchsetzen, müssten die Bewohner nach eigenen Angaben monatlich pro Wohnung mehr als 500 Euro zusätzlich zahlen – unabhängig von der Größe der Wohnung. Allein das erscheint ihnen schon fragwürdig.

Mieter in der Gegenoffensive

Mittlerweile sind sie in die Gegenoffensive übergegangen. „Wir haben seit 2016 etwa acht bis zehn Klagen auf den Weg gebracht, unter anderem wegen maroder Schornsteine, absinkender Toiletten und Bleileitungen“, sagt Emma. Einen Prozess bezüglich tragender, maroder Balken habe man bereits gewonnen. Diese müssten nun ausgetauscht werden.

„Außerdem haben wir etwa 200 bis 300 Infoflyer in die Briefkästen in der Nachbarschaft geworfen“, ergänzt Elisa, die ebenfalls in dem Haus wohnt. „In letzter Zeit beobachten wir, dass viele Leute bei uns anhalten und nachfragen. Es ist ein gutes Gefühl, hier eingebettet zu sein und nicht als Ruhestörer wahrgenommen zu werden.“

Das Interesse an der Situation in der Thierbacher Straße 6 führen die Bewohnerinnen auch auf die sich zuspitzende Situation in der gesamten Stadt zurück. Immer mehr Menschen würden die Erfahrung machen, dass Mieten rasant steigen und Wohnraum knapp wird.

Am Mittwoch hoffen die Mieter erneut auf zahlreiche Unterstützung vor ihrem Haus. Neben der bloßen Anwesenheit sind auch Transparente, Redebeiträge sowie Essen erwünscht. Aus Sicht der Bewohner der Thierbacher Straße 6 geht es nicht nur um ihr Haus, sondern um ein Zeichen gegen Probleme dieser Art in der gesamten Stadt.

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