Einen Tag vor dem offiziellen Start der Leipziger CSD-Woche hatte die Uni Leipzig am Donnerstag zur Vernissage eingeladen. Im Foyer des Augusteums liefert die Ausstellung „L(i)eben im Verborgenen“ spannende Einblicke in das homosexuelle Leben in der DDR.

New York in der Nacht auf den 28. Juni 1969. Nach einer Razzia in der Bar „Stonewall“ widersetzten sich zum ersten Mal schwule Männer der Willkür und Diskriminierung durch staatliche Behörden. Jedes Jahr wird an den Christopher Street Days weltweit an dieses Ereignis erinnert. Doch was geschah zum gleichen Zeitraum in der ehemaligen DDR? Welche Rolle spielte der Aufstand für die Lesben und Schwulen dort?

Im Foyer des Augusteums ist seit Donnerstag eine multimediale Ausstellung zu sehen, die dieser und anderen Fragen nachspürt. Unter dem Titel „L(i)eben im Verborgenen“ wird auf neun Schautafeln auf die staatliche, repressive Diskriminierung queerer Menschen zurückgeblickt. In der DDR spielte sich homosexuelles Leben bis zur Wiedervereinigung überwiegend im Verborgenen ab. Homosexuelle wurden durch die Stasi bespitzelt und systematisch diskriminiert.

Ausstellung "L(i)eben im Verborgenen" im Augusteum. Foto: Martin Schöler
Auf neun Schautafeln erzählt die Ausstellung die Geschichte der Diskriminierung von LGBTIQ-Menschen in Ost- und Westdeutschland seit 1871. Foto: Martin Schöler

Herzstück sind jedoch einige ausgewählte Arbeiten des Leipziger Fotografen Armin Kühne, die private Einblicke in das homosexuelle Leben der 1970er Jahre in der DDR liefern. Deutlich wird, dass sich dieses vor allem im geschützten, privaten Rahmen abspielte. Gezeigt werden außerdem Videoausschnitte aus Zeitzeugeninterviews. Einer dieser Zeitzeugen ist Frank Paul. „Niemand hat seine Homosexualität nach außen getragen“, erinnerte sich der Dresdner.

„Die Gleichberechtigung von LGBTIQ-Menschen ist jedenfalls nicht selbstverständlich, sondern muss immer wieder neu ausgehandelt werden“, betonte Thomas Hofsäss. Der Prorektor für Lehre und Internationales bezeichnete den Stonewall-Aufstand in seinem Grußwort als „einen Wendepunkt in der Emanzipation von queeren Menschen“. Sachsens Antidiskriminierungsbeauftragter, Frank-Peter Wirth, warnte eindringlich vor einer positiven Verklärung der DDR-Vergangenheit.

Die Diskriminierung Homosexueller lasse sich nicht wegdiskutieren. „Man kann nicht sagen: Das war nicht so!“

Die Ausstellung, ein gemeinsames Projekt des Gleichstellungsbüros und des Universitätsarchivs, ist bis zum 19. August während der Öffnungszeiten des Augusteums kostenlos zu besichtigen. Ein wissenschaftlicher Begleitband ist im Universitätsverlag erschienen.

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