Das mit Abstand wichtigste Testzentrum in Leipzig hat seine Öffnungszeiten in dieser Woche deutlich reduziert. Waren es vor Ostern noch 64 Stunden pro Woche, in denen sich Leipziger/-innen im Neuen Rathaus auf das Coronavirus testen lassen konnten, sind es nun nur noch 40. Vor allem in den Abendstunden und am Wochenende wurden Testmöglichkeiten gestrichen. Kritik an dieser Entscheidung kommt unter anderem aus der Linkspartei und von der FDP.

Das Testzentrum im Neuen Rathaus war in den vergangenen Wochen ein Publikumsmagnet: Im Zeitraum vom 8. März bis zum 4. April haben sich nach Angaben der Stadt mehr als 15.000 Menschen dort auf das Coronavirus testen lassen. Das ist mehr als die Hälfte der rund 26.000 Personen, die im selben Zeitraum alle derzeit 64 Standorte für einen Schnelltest besucht haben.Trotzdem teilte die Stadt am Mittwoch, dem 7. April, mit, dass die Öffnungszeiten im Neuen Rathaus „aufgrund von arbeitszeitrechtlichen Vorschriften angepasst worden“ sind. Anpassung bedeutet in diesem Fall: Reduzierung. Montags bis freitags nicht mehr von 8 bis 18 Uhr, sondern von 9 bis 16 Uhr, und am Wochenende nicht mehr von 10 bis 17 Uhr an beiden Tagen, sondern nur noch samstags von 10 bis 15 Uhr. Das sind 24 Stunden weniger pro Woche.

Offen während der Standard-Arbeitszeiten

Die Entscheidung sorgte in sozialen Medien unter anderem deshalb für Kritik, weil es vielen Arbeiter/-innen nun zumindest von Montag bis Freitag kaum noch möglich sein dürfte, im Rathaus einen Schnelltest zu machen. Andererseits schreibt die sächsische Corona-Schutzverordnung vor, dass alle Beschäftigten, die nicht im Homeoffice arbeiten, mindestens einmal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest erhalten müssen – sofern die Beschaffung „zumutbar“ ist.

Der ehemalige FDP-Stadtrat René Hobusch fordert „bürgerfreundliche Öffnungszeiten“ im Neuen Rathaus. „Dazu gehört, dass sich auch berufstätige Menschen vor oder nach ihrer Arbeit testen lassen können.“ Dass man neuerdings sonntags mit einem tagesaktuellen Schnelltest ein Museum besuchen darf, aber das wichtigste Testzentrum an jenem Tag nicht mehr öffnen soll, sei unverständlich.

Linke: Testoffensive scheint abgeblasen

Von der Entscheidung „überrascht“ zeigte sich auch Sören Pellmann, Vorsitzender der Linksfraktion im Stadtrat: „Die Testoffensive zur Bekämpfung des Coronavirus scheint damit vorerst abgeblasen. Aber gerade jetzt wäre ein umfassendes Testangebot in der Innenstadt so notwendig, um den Handel bei der Umsetzung der Regeln des Click & Meet mit negativem Testergebnis zu unterstützen.“

Die Linksfraktion hat bereits eine schriftliche Anfrage an die Verwaltung eingereicht. Darin fragt sie unter anderem nach den bisher entstandenen Kosten für das Testzentrum im Rathaus und Möglichkeiten, zu den bisherigen Öffnungszeiten zurückzukehren.

Dass die Öffnungszeiten zumindest vorerst eingeschränkt wurden, liegt offenbar daran, dass der Betreiber des Testzentrums – die Median-Klinik Leipzig – nicht mehr genügend Personal zur Verfügung stellen kann oder möchte. Auf Anfrage der LZ antwortete die Stadtverwaltung: „Die Öffnungszeiten des Testzentrums sind durch die externen Dienstleister angepasst worden. Als Begründung wurde die arbeitszeitliche Verfügbarkeit des eingesetzten Personals angeführt.“

Immerhin wird es im Innenstadtbereich ab Freitag einen Ersatz für die Abendstunden geben: In den Promenaden im Hauptbahnhof öffnet ein neues Testzentrum. Einen Überblick über alle Testangebote in Leipzig gibt es hier.

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