Bei Wind und weniger schönem Wetter versammelte sich heute die Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ vor dem Neuen Rathaus. „Unruhig durch die Nacht und erschöpft durch den Tag“, beschreibt der Redner Bert Sander, grüner Leipziger Stadtrat und flughafenpolitischer Sprecher seiner Fraktion, sich selbst und seine Mitstreiter/-innen. Die unter Fluglärm und -emissionen leidenden Anwohner/-innen kämpfen gegen den weiteren Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle. Unter dem Motto „Nageln statt Kleben“ haben sie am heutigen Mittwoch, dem 18. Januar, nicht ihre Hände am Boden, sondern sieben Thesen an der Rathaustür befestigt.

„Jobwunder“ Flughafen?

Der Bezug zu Wittenberg, Luther und seinen 95 Thesen sei durchaus gewollt. Auch im Oktober 1517 ging es im Zuge einer Disputation um die sachliche Auseinandersetzung zweier Positionen. Das Gleiche will auch die Bürgerinitiative. „Doch die Rollen sind bereits verteilt“, so der Redner vor den rund 35 Protestierenden. „Sie kämpfen um Arbeitsplätze, wir blockieren nur; wir sind Querulanten und die ewigen Nörgler“.

In aller Deutlichkeit widerspricht das Aktionsbündnis den immer wieder gebetsmühlenartig vorgetragenen gängigen Aussagen zu den ökonomischen und arbeitsmarktpolitischen Effekten des Frachtflugverkehrs am Flughafen Leipzig-Halle. Immer wieder, zuletzt durch die Aussagen des Chefs der Leipziger DHL, Elio Curti, gegenüber der LVZ wird der Flughafen als „Jobmotor“ oder als gar „Jobwunder“ in der Region dargestellt.

… oder doch nur politisches Leuchtturmprojekt?

Um diesen Aussagen etwas entgegenzustellen, hat die Initiative mit einem Faktenpapier gezeigt, dass der Flughafen Leipzig-Halle in erster Linie ein politisch gewolltes Leuchtturmprojekt mit eher unterdurchschnittlichen Arbeitsplatzeffekten ist, so die Initiator/-innen. Nur durch außerordentliche Steuerbegünstigungen und ständige Subventionen in Millionenhöhe könne der Flughafen beispielsweise überhaupt am Leben erhalten werden.

Ziel des Aktionsbündnisses ist es, mit den Entscheidungsträgern in der Region anhand von Zahlen und Fakten in einen Dialog zu treten, um den Ausbau des Frachtflughafens, die Verschwendung von Ressourcen, die Verschärfung des Klimawandels und die weitere gesundheitliche Beeinträchtigung der Anwohner/-innen zu verhindern. Angefangen hat der Dialog heute mit der Übergabe der Thesen an den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und zugleich Mitglied des Aufsichtsrates der Mitteldeutschen Flughafen AG, Burkhard Jung.

Beim „Anschlagen“ der Thesen fanden keine Beeinträchtigungen oder Beschädigungen statt.

Hier geht’s zum Thesenpapier.

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