Gesundheit ist mehr als das passende Medikament für das „passende“ Symptom. Viele Einrichtungen und Behandlungsmethoden gehen seit Jahrzehnten einen weitgefassten, einen ganzheitlichen Ansatz, der sich mit der Gesundheit in der physischen, geistigen, seelischen sowie sozialen Gesamtheit beschäftigt.

Diesen Weg verfolgt auch der Verein Solidarisches Gesundheitszentrum e. V., dessen Mitglieder im Leipziger Osten die Poliklinik betreiben. Seit fast vier Jahren werden in der Taubestraße 2 in Leipzig-Schönefeld verschiedenste Beratungen, Workshops, Sportkurse und Treffen angeboten.

„Wie krank oder gesund wir sind, hängt zu 2/3 von den Verhältnissen ab, in denen wir leben“, so der Ansatz. Gemeint sind damit Faktoren wie die individuelle Wohnsituation, Arbeitsbedingungen, die finanzielle Situation, Diskriminierungserfahrungen oder auch äußere gesellschaftliche Entwicklungen.

Das Angebot wächst

Zur Versorgung in der Poliklinik gehören deshalb die Allgemeine Sozialberatung, psychologische-, Alltags- und Gesundheitsberatung sowie verschiedene Selbsthilfegruppen, Yoga, Entspannungsgruppen, Kunst- und Handwerkskurse und themenspezifische Vorträge.

Das Angebot ist niedrigschwellig – zu vielen Kursen und Beratungen kann man während der entsprechenden Sprechzeiten ohne Termin erscheinen. Das wird in der Umgebung gut angenommen: „Wir können uns wirklich nicht beschweren, dass es nichts zu tun gibt“, freut sich Jonas, der seit Vereinsgründung Teil des Teams ist.

Cover Leipziger Zeitung Nr. 119, VÖ 24.11.2023. Foto: LZ

In den Sprechstunden wird oftmals auch themenübergreifend gearbeitet, erzählt Marilena. They leitet die Alltagsberatung und unterstützt Menschen dabei, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten.

„Es geht um Themen wie die Strukturierung des Alltags, Schlafhygiene, Entspannungsübungen. Wir bieten auch Co-Beratungen an, damit aus verschiedenen Perspektiven auf ein Problem geschaut werden kann. Diese Möglichkeit wird inzwischen vermehrt wahrgenommen. Darin sehe ich auch die Stärke unseres Ansatzes.“

Über die letzten Jahre hat der Verein sein Angebot stets erweitert und die Kapazitäten ausgebaut. Inzwischen konnten mehrere Personen ihre Tätigkeit aus dem Ehrenamt in eine feste Anstellung umwandeln. Seit September dieses Jahres besteht das feste Angebot der Gesundheitsberatung.

Das wurde unter anderem auch ermöglicht durch die Freigabe finanzieller Mittel im städtischen Doppelhaushalt für 2023 und 2024. „Jetzt fahren wir Schritt für Schritt die Kapazitäten hoch.“ Perspektivisch wolle sich der Verein gemeinsam mit dem CABL e. V., der Menschen ohne Krankenversicherung dabei unterstützt, medizinische Versorgung zu erhalten, um mehr Räume bemühen. Die beiden Gemeinnützigen Vereine haben ihren jeweiligen Sitz bereits jetzt unter einem Dach, benötigen mehr Fläche und Behandlungsräume.

Medizinische Versorgung geplant

Der wird auch nötig sein, sollte es klappen mit dem nächsten Ziel: „Das Angebot der medizinischen Versorgung ist der letzte Baustein“, beschreibt Jonas die Zukunftsvision des Vereins. „Auf dem Papier stimmt die Versorgungsdichte von Arztpraxen in Leipzig. Diese allerdings sind nicht gleichmäßig flächendeckend verteilt.

Dadurch entsteht in gewissen Regionen eine Unterversorgung. Unser Wunsch ist eine allgemeinmedizinische Praxis, die bei uns im selben Gebäude angekoppelt ist, um das komplette Angebot – also die Beratungen, Gruppenangebote etc. – in der Gesamtheit auszuschöpfen und kurze Wege zu schaffen.“

„Gesundheit in ihrer Gesamtheit: Die Poliklinik im Leipzig-Schönefeld“ erschien erstmals zum thematischen Schwerpunkt „Reichtum“ im am 24.11.2023 fertiggestellten ePaper LZ 119 der LEIPZIGER ZEITUNG.

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