Die 122. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften kehren nach 2019 zurück ins Berliner Olympiastadion. Vom 23. bis 26. Juni 2022 ermitteln die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten Deutschlands in 19 Wettbewerben ihre Meister. Der SC DHfK Leipzig fährt in diesem Jahr mit zwölf Aktiven in die Hauptstadt. Mit Kugelstoßer David Storl und Sprinter Marvin Schulte haben die Messestädter zwei Eisen für eine DM-Medaille im Feuer.

Kugelstoßen: Trotz ausgewogener Leistungsdichte hat David Storl eine Medaille im Blick

Vor der Kulisse des Brandenburger Tores, wo in diesem Jahr die Kugelstoß-Wettkämpfe stattfinden, möchte SC DHfK-Athlet David Storl nach einem Jahr Verletzungspause wieder den nationalen Titel holen. Der bisher einzige deutsche Kugelstoßweltmeister kämpft sich aktuell Schritt für Schritt zu alter Stärke zurück.

Doch die Leistungsdichte im Kugelstoßen der Männer ist ausgewogen wie lange nicht, seitdem Storl den DM-Titel quasi im Abo zwischen 2011 und 2018 acht Mal in Folge gewann. Der Leipziger steht mit 20,31 Metern auf Platz zwei der Meldeliste hinter Simon Bayer (20,41 m, VfL Sindelfingen). Zu den Medaillenkandidaten gehören außerdem Christian Zimmermann (20,07 m, Kirchheimer SC) und Dennis Lukas (20,06 m, LG Idar-Oberstein).

Für Storls Trainer Wilko Schaa ist die Marschrichtung klar: „David gewinnt mehr und mehr Vertrauen in seinen Körper. Nach einer so langen Verletzungspause ist das besonders wichtig. Er hat die bisherigen Wettkämpfe beschwerdefrei absolviert. In Berlin gibt es in diesem Jahr keinen klaren Favoriten. Die Leistungsdichte ist sehr ausgewogen. Aus unserer Sicht stoßen vier Athleten um die Medaillen. Klar muss der Anspruch für David sein, mit dem Titel nach Hause zu fahren. Mit einem Sieg und einer entsprechenden guten Einzelleistung blicken wir nach der DM auf die WM und EM.“

Speerwurf, Frauen: Christine Winkler möchte erneut mit Medaille überraschen

Bisher verlief die Saison noch nicht optimal für Speerwerferin Christine Winkler. Hier und da zwickte es im Körper der Deutschen Vizemeisterin des Vorjahres. In den vergangenen Tagen konnte Winkler, deren Meldeleistung bei 56,81 Metern liegt, wieder beschwerdefrei trainieren. Wenn der Körper mitspielt und die Bedingungen am Wettkampftag passen, ist für die 27-Jährige vom Podestplatz bis zu einer Top-5-Platzierung alles drin. „Mein Wurfgefühl kehrt nach und nach zurück. Die Würfe fühlen sich wieder gut an. An einem guten Tag ist im Olympiastadion alles möglich“, so Winkler.

Speerwurf, Männer: Jakob Nauck hofft auf sechs stabile Würfe

Zum Saisoneinstieg bei den Halleschen Werfertagen landete der Speer von Jakob Nauck bei 72,38 Metern – es war sein weitester Wurf in der laufenden Freiluftsaison. Damit rangiert der aktuelle Vize-Hochschulmeister hinter Olympiasieger Thomas Röhler (72,51 m) auf Rang zwölf der Meldeliste.

Aufgrund leichterer Blessuren in den vergangenen Wochen konnte der Schützling von Wolfgang Köhler sein Leistungsvermögen nicht weiter abrufen. In Berlin möchte Nauck vor allem sechs stabile Würfe zeigen. Damit verbunden wäre eine Platzierung unter den besten acht Speerwerfern.

Das Leistungsvermögen seines Athleten schätzt Wolfgang Köhler realistisch ein: „Jakob hatte nach dem Wettkampf in Schönebeck leichte Schmerzen. Deshalb blieb es nur bei einem Wurf. Mittlerweile ist er wieder fit und kämpft in Berlin um einen Finalplatz.“

100 m, Männer: Schulte möchte bei Titelvergabe mitreden I Schmidt hofft auf Endlauf

Die Leistungsdichte bei den Sprintern ist ähnlich hoch wie im Kugelstoßen. Gleich vier Athleten sind über die 100 Meter in dieser Saison unter 10,20 Sekunden geblieben. Mit Roy Schmidt und Marvin Schulte gehen zwei SC DHfK-Athleten im Olympiastadion an den Start.

Die ersten Wettkämpfe der Freiluftsaison verliefen für Routinier Roy Schmidt nicht zufriedenstellend. Mittlerweile zeigt die Formkurve aber wieder nach oben. Vom Meeting in Wetzlar stehen 10,47 Sekunden in der Meldeliste.

Die Erwartungen des dienstältesten Clubathleten sind für Berlin nicht allzu hoch, wie er selbst einschätzt: „In diesem Jahr wird es drei Runden auf dem Weg in den Endlauf geben. Das kommt mir persönlich sehr entgegen. So kann ich mich in den Wettkampf reinlaufen. Wenn ich einen guten Vorlauf erwische, werde ich um einen Finalplatz kämpfen. Aber es wird schwer. Dafür ist die neue Sprintergeneration zu stark.“

Seinen Titel verteidigen möchte dagegen Marvin Schulte. Ob der schnellste deutsche Sprinter 2021 die Zielstellung verfolgen kann, wird sich zeigen. Mit seinen 10,36 Sekunden zählt Schulte aktuell zu den acht besten deutschen Sprintern.

Trotz der eher verhalten angelaufenen Saison gibt sich der 23-Jährige mit Blick auf die DM kämpferisch: „Ich fahre definitiv mit dem Ziel Titelverteidigung nach Berlin. Natürlich haben die bisherigen Zeiten noch nicht dafür gesprochen und die anderen Jungs sind sehr, sehr stark drauf. Deswegen wird es ein sehr enges Rennen, aber ich bin guter Dinge. Ich bin ein Wettkampfläufer und wenn ich das umsetzen kann, was wir nochmal im Training geübt haben und bei mir bleibe, kann es auf jeden Fall schnell werden. Super wäre natürlich noch, mich für die WM-Nominierung anzubieten und die Einzelnorm für München abzuhaken (10,16 sec, Anm. d. Red.). Bis jetzt ist die noch etwas weit weg gewesen, aber wenn ich solide laufe, denke ich, dass sie im Bereich des Möglichen ist.“

100 m, Frauen: Charlotte Fromm zum Lernen in Berlin

Eigentlich hatte Trainer Thomas Dreißigacker für diese Saison die 400 Meter für seine Athletin Charlotte Fromm vorgesehen. Wie es so häufig im Leben ist, kommt es anders als man denkt. Statt der Stadionrunde lief Fromm die 100 Meter (11,92 sec) und knackte die DM-Norm.  In den topbesetzten Vorläufen mit Leichtathletik-Größen wie Tatjana Pinto, Gina Lückenkemper oder Rebekka Haase soll Charlotte Fromm vor allem ihre ersten Schritte auf dem DM-Parkett absolvieren, von den erfahrenen Mitstreiterinnen lernen und die Atmosphäre genießen.

400 m, Männer: Joscha Bretschneider peilt Zeit um 46 Sekunden an

Die Leidenszeit des Joscha Bretschneider ist vorbei. Nach diversen Verletzung in den vergangenen Jahren konnte Bretschneider in dieser Saison erstmals wieder beschwerdefrei trainieren und belohnte sich mit 47,34 Minuten und der DM-Norm. Die Erwartungshaltung an Joscha Bretschneider ordnet Trainer Thomas Dreißigacker entsprechend ein: „Für Joscha wird es darum gehen, eine Zeit um die 46 Sekunden zu laufen und seine Bestleistung auszubauen. Ob diese dann für den Einzug in den Endlauf ausreicht, werden wir sehen.“

800 m, Männer: Kieselberger hat Endlauf als Minimalziel I Beimler läuft um Bestzeit

Mit Conrad Kieselberger und Artur Beimler sind zwei Mittelstreckler des SC DHfK über die 800 Meter gemeldet. Als Siebter der Meldeliste hat Conrad Kieselberger (1:49,70 min) eine klare Zielvorgabe von Trainer Thomas Dreißigacker bekommen. Der Clubathlet befindet sich in guter Verfassung und soll mindestens in den Endlauf einziehen.

Welche Möglichkeiten sich dort ergeben, wird sich im Rennverlauf zeigen. Trainingspartner Artur Beimler (1:51,45 min) schnuppert erstmals DM-Luft und liebäugelt mit einer neuen Bestzeit – in Abhängigkeit vom Charakter der jeweiligen Läufe. Wenn die Bedingungen stimmen, wäre der Einzug ins 800-Meter-Finale das Tüpfelchen auf dem „i“.

1.500 m, Frauen: Marie Burchard peilt Endlauf an

In den vergangenen Wochen und Monaten pendelte Marie Burchard (ML: 4:29,06 min) zwischen Hörsaal und Laufbahn. Aus diesem Grund knackte die angehende Juristin die DM-Norm erst auf den letzten Metern. Laut Trainer Thomas Dreißigacker konnte Burchard „in den vergangen zwei Wochen ihr Niveau steigern und darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in den Endlauf über 1.500 Meter machen“.

1.500 m, Männer: Oliver Kreisel hat Bestzeit im Blick

Ähnlich wie Trainingskamerad Artur Beimler feiert Oliver Kreisel (ML: 3:49,55 min) in Berlin seine DM-Premiere über 1.500 Meter. Für den Schützling von Trainerin Beate Conrad gilt es, die einzigartige Atmosphäre im Olympiastadion aufzusaugen. Abhängig vom Rennverlauf liegt zudem eine neue Bestzeit im Bereich des Möglichen. Was Kreisel darüber hinaus erreicht, darf als erfreuliche Zusatzerfahrung rund um seine DM-Teilnahme eingestuft werden.

3.000 m Hindernis, Frauen: Hannah Stegenwallner möchte in die Top 10

Im ersten U23-Jahr geht es für Hannah Stegenwallner in ihrem zweiten Rennen über 3.000 Meter Hindernis zur DM. Mit 10:44,75 Minuten steht die Athletin von Trainerin Beate Conrad auf Rang zehn der Meldeliste. Für Beate Conrad geht es an dieser Stelle „darum, dass Hannah diese Platzierung halten kann. Im Idealfall springt eine zeitliche Verbesserung heraus“.

Zeitplan der SC DHfK-Athlet/innen | Leichtathletik-DM I 23.-26.06.2022 in Berlin

Freitag, 24. Juni 2022

· Ab 14:00 Uhr I Kugelstoßen der Männer mit David Storl

Samstag, 25. Juni 2022

· Ab 10:33 Uhr I Halbfinale über 1.500 Meter der Frauen mit Marie Burchard

· Ab 10:53 Uhr I Halbfinale über 1.500 Meter der Männer mit Oliver Kreisel

· Ab 11:20 Uhr I Halbfinale über 800 Meter der Männer mit Conrad Kieselberger und Artur Beimler

· Ab 12:30 Uhr I Vorlauf über 100 Meter der Männer mit Roy Schmidt und Marvin Schulte

· Ab 13:05 Uhr I Vorlauf über 100 Meter der Frauen mit Charlotte Fromm

· Ab 17:02 Uhr I Halbfinale über 400 Meter der Männer mit Joscha Bretschneider

· Ab 17:40 Uhr I Halbfinale über 100 Meter der Männer – evtl. mit Roy Schmidt und Marvin Schulte

· Ab 17:55 Uhr I Halbfinale über 100 Meter der Frauen – evtl. mit Charlotte Fromm

· Ab 18:07 Uhr I Speerwurf der Männer mit Jakob Nauck

· Ab 18:10 Uhr I Finale über 3.000 m Hindernis der Frauen mit Hannah Stegenwallner

· Ab 19:15 Uhr I Finale über 100 Meter der Männer – evtl. mit Roy Schmidt und Marvin Schulte

· Ab 19:30 Uhr I Finale über 100 Meter der Frauen – evtl. mit Charlotte Fromm

Sonntag, 26. Juni 2022

· Ab 15:30 Uhr I Speerwurf der Frauen mit Christine Winkler

· Ab 16:00 Uhr I Finale über 800 Meter der Männer – evtl. mit Conrad Kieselberger und Artur Beimler

· Ab 16:15 Uhr I Finale über 1.500 Meter der Männer – evtl. mit Oliver Kreisel

· Ab 16:30 Uhr I Finale über 1.500 Meter der Frauen – evtl. mit Marie Burchard

· Ab 16:50 Uhr I Finale über 400 Meter der Männer – evtl. mit Joscha Bretschneider

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