Auf der Suche nach Fachkräften gehen Unternehmen inzwischen ungewohnte Wege. Erst kürzlich sorgte ein Seniorenheim in Sachsen für Schlagzeilen, das seinen Pflegefachkräften wahlweise 100 Euro Mobilitätszuschuss zu ihrem Gehalt oder einen Kleinwagen als Dienstwagen zur privaten Nutzung zur Verfügung stellt – inklusive der Kosten für Kraftstoff, Versicherung und Werkstatt. Das Beispiel zeigt, wie einzelne Unternehmen aus der Masse hervorstechen wollen, um Fachkräfte für sich zu gewinnen.

Das Thema Fachkräftegewinnung für Sachsen stand heute im Mittelpunkt zweier Veranstaltungen des Arbeitsministeriums: Am Vormittag tauschten sich dazu rund 150 Teilnehmer aus den Regionen über ihre Ansätze aus und am Nachmittag trafen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Fachkräfteallianz Sachsen.

„Ich sehe es als unsere gemeinsame Aufgabe, einerseits für gute und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen in Sachsen zu sorgen und andererseits mit diesen guten Rahmenbedingungen offensiv zu werben“, erklärt Stefan Brangs, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. „Denn der Erfolg der sächsischen Wirtschaft hängt maßgeblich davon ab, wie es uns gelingt, Fachkräfte nach Sachsen zu holen und hier zu halten.“

Besonders gut gelingt dies schon bei Auszubildenden, die zu 75 Prozent nach Ausbildungsabschluss in ihren sächsischen Ausbildungsbetrieben verbleiben. Diese jungen Menschen können den demographisch bedingten Rückgang an Erwerbspersonen um bis zu 327.000 Menschen bis 2030 allerdings nicht decken.

„Wie gut es uns künftig gelingt, Fachkräfte aus dem In- und Ausland zu gewinnen und sie zu halten, hängt stark von der wahrgenommenen Attraktivität Sachsens, sächsischer Regionen und ihrer Arbeitgeber ab“, so Staatssekretär Brangs weiter. Zentrale Entscheidungskriterien für junge Familien seien selbstverständlich auch gute und gut erreichbare Kitas, Schulen, vielfältige Sport-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten und nicht zuletzt kostengünstiger Wohnraum.

„Bei der Bewertung der Attraktivität eines Arbeitsplatzes spielen das Lohnniveau, eine offene Unternehmenskultur, Entwicklungsperspektiven und die Möglichkeit, Beruf und Privates zu vereinbaren, eine immer stärkere Rolle“, so der Staatssekretär.

Beim Fachforum „Regionale Fachkräftesicherung“ trafen sich Vertreter der Staatsregierung mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden, Bildungseinrichtungen, kommunalen Verantwortungsträgern, der Bundesagentur für Arbeit und den regionale Fachkräfteallianzen, um die Standortattraktivität gemeinsam konsequent weiter zu entwickeln und die Wahrnehmung des Freistaates Sachsen als Lebens- und Arbeitsort von Fachkräften innerhalb und außerhalb Sachsens noch bekannter zu machen.

In Workshops wurden die Attraktivität ländlicher Räume, die Arbeitswelt der Zukunft und die Stärkung regionaler Identität diskutiert.

Im Anschluss verständigte sich die Fachkräfteallianz Sachsen zu attraktiven Rahmenbedingungen für Fachkräfte, bei deren Gestaltung den Regionen und den Arbeitgebern eine zentrale Rolle zukommt.
Hintergrundinformationen

Über 40 Prozent der Unternehmen suchen gegenwärtig Fachkräfte. Bis 2030 wird das Erwerbspersonenpotenzial in Sachsen – das sind alle erwerbsfähigen Menschen zwischen 15 und 65 bis – um rund 300.000 Personen zurückgehen. Gleichzeitig werden die Menschen in Sachsen älter, es scheiden deutlich mehr Arbeitnehmer aus als nachkommen und die Fachkräfteengpässe verstärken sich deutlich.
Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) entwickelt deshalb die Fachkräftestrategie 2030 für den Freistaat Sachsen.

Mit der Fachkräfterichtlinie fördert das SMWA seit 2016 regionale und sachsenweite Projekte zur Fachkräftesicherung unter Berücksichtigung struktureller, demografischer und wirtschaftlicher Spezifika der Regionen. Insgesamt wurden bereits Mittel in Höhe von 25,7 Mio. Euro bewilligt. Darunter fallen 264 regionale Projekte mit einem Gesamtvolumen von 14,7 Mio. Euro.

Den Schwerpunkt der Förderung setzt ein Großteil der Regionen auf Kampagnen und Veranstaltungen zur Fachkräftesicherung, um die Potenziale der jeweiligen Region deutlich zu machen. Insgesamt wurden in diesem Fördergegenstand 105 Projekte unterstützt.

Eine Muntermacher-LZ Nr. 61 für aufmerksame Zeitgenossen

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