Immer mehr Menschen legen ihre Alltagswege auch im Winter mit dem Rad zurück. Während vor ein paar Jahren Winterradeln lediglich eine Randerscheinung war, hat sich der Weg mit dem Rad zur Arbeit im Winter inzwischen zum Trend entwickelt. Immer mehr Menschen entdecken, dass für sie die Fahrradsaison von Januar bis Dezember geht.

„Das Fahrrad boomt und sicher spielen auch die milden Winter in den letzten Jahren eine Rolle, dass immer mehr Menschen auch im Winter aufs Rad steigen.“ Sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen (ADFC).

Mit der richtigen Ausrüstung und Fahrweise ist es gar nicht so schwer, auch im Winter die Vorteile des umweltfreundlichen und flexiblen Nahverkehrsmittels zu nutzen. Regelmäßiges Radfahren während der oft bewegungsarmen Wintermonate ist zudem ein guter körperlicher Ausgleich und hilft, die Abwehrkräfte und das Immunsystem gegen Erkältungskrankheiten zu stärken.

Gute Beleuchtung gehört heute einfach dazu

Das A und O in der dunklen Jahreszeit ist ein gut funktionierendes Licht. Vorbei sind die Zeiten, als Fahrradscheinwerfer mit kleinen Glühbirnchen befeuert wurden und dadurch nur sehr begrenzt für bessere Sicht sorgten. Dank LED-Technik ist das heute anders: Fahrradscheinwerfer strahlen heute deutlich heller und wahrnehmbarer als ihre Vorgänger, die man inzwischen eigentlich nur noch an Omas Fahrrad findet.

Dabei sind neben dynamobetriebenen Leuchten auch solche mit Akku erlaubt, und zwar nicht nur an bestimmten Fahrradtypen. Durch die hohe Effizienz der verwendeten LEDs halten die Akkus auch viel länger durch als bei Batterielichtern mit Halogenglühbirne.

„Eigentlich gibt es heute wirklich keine Ausrede mehr, am Rennrad oder Mountainbike ohne Dynamo auf ausreichende Beleuchtung zu verzichten. Gute Beleuchtung gehört heute eigentlich an jedes Alltagsfahrrad“ sagt Krause. Inzwischen seien auch die Fachhändler verpflichtet, nur noch in Deutschland zulässige Lichttechnik zu verkaufen. Diese ist erkennbar an der K-Prüfnummer. Blinkende Leuchten beispielsweise sind damit tabu, weil sie andere Verkehrsteilnehmer irritieren können.

„Wir empfehlen, routinemäßig die Kabelverbindungen zum Dynamo zu überprüfen oder nachzusehen, ob die Akkuleuchte noch geladen ist.“ Auch reflektierende Elemente an Helm und Kleidung können helfen, im Dunkeln besser gesehen zu werden. Sie können die Wirkung der vorgeschriebenen Reflektoren am Fahrrad unterstützen.

Mit den richtigen Reifen für gute Bodenhaftung

„Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass mehr Reifenprofil auch zu mehr Haftung führt.“, weiß Krause. „Das gilt nur auf unebenem Untergrund wie Schotter- und Waldwegen oder in Schnee und Matsch. Auf Asphalt zählt eher die Griffigkeit der Gummimischung in Kombination mit der Auflagefläche.“

Gegen Eisglätte helfen hingegen weder Gummi noch Profil. Hier greifen nur Spikes, weil sie härter sind als das Eis und sich so wirksam festkrallen können. Im Gegensatz zum Auto sind diese am Fahrrad erlaubt. Verschiedene Winterreifen verfügen über Spikes, die nur an den Schultern der Lauffläche angeordnet sind. So rollt der Reifen im Normalfall angenehm dahin ohne dass die Spikes wesentlich stören und bei Eisglätte kann man durch leichtes Absenken des Luftdruckes dafür sorgen, dass sie greifen.

Weil das Fahrrad im Winter Nässe, Schmutz und Salz besonders stark ausgesetzt ist, lohnt sich eine regelmäßige Pflege. Die Kette sollte häufiger abgewischt und geölt werden und etwas Fett im Bowdenzugrohr verhindert erfolgreich, dass Brems- und Schaltzüge durch eindringende Feuchtigkeit festfrieren.

Angenehm warm durch Schnee und Wind

Am unangenehmsten wirkt sich die winterliche Kälte an Füßen und Händen aus, weil sie durch den stetigen Kontaktdruck bei wenig Muskelbewegung nicht optimal mit Blut versorgt werden. Die Bekleidung sollte daher vor allem winddicht sein. Für Fahrradschuhe gibt es spezielle Überzieher oder auch Wintermodelle mit wasserdichter Membran. Um mit Handschuhen noch sicher bremsen zu können, sind Fäustlinge eher ungeeignet. Einen guten Kompromiss zwischen warmen Fäustlingen und den Qualitäten von Fingerhandschuhen stellen Modelle im Dreifinger- oder „Krabben“-Design dar.

Damit es an Hals und Kopf nicht zieht, sind Schlauchtücher die beste Wahl, die man als Schal, Stirnband oder dünne Mütze, die auch unter einen Helm passt, verwenden kann.

Für die restliche Kleidung gilt: Lieber mehrere dünne Lagen als eine dicke. Dann kann man besser variieren, um weder frieren noch schwitzen zu müssen. Schwitzt man zu sehr, sorgt die Nässe am Körper im Stand nämlich erst recht dafür, dass man schnell auskühlt. Dabei muss es nicht immer Fahrrad-Spezialkleidung sein. Sogenannte Skiunterwäsche als erste Schicht wärmt beispielsweise sehr gut und leitet Feuchtigkeit effektiv von der Haut weg.

Auch im Winter sicher durch den Alltag

Während im Auto eine Anzeige am Armaturenbrett vor Glätte warnt, müssen Radfahrende dies selber im Blick haben. Überfrierende Nässe ist oft nicht gleich zu sehen, deshalb gilt bei Temperaturen um 0°C ganz besonders: Vorausschauend fahren! Heftige Lenkbewegungen vermeiden! Scharfes Bremsen unterlassen!

Sind Radwege nicht ausreichend geräumt oder z. B. durch schlechten Belag gefährlich für Radfahrende, müssen sie nicht benutzt werden – auch wenn ein blaues Radwegschild vorhanden ist. Straßen sind durch häufigeren Räumdienst, Salzeinsatz und die enorme Abwärme der Autos meist schneller schnee- und eisfrei.

Weil sich Radfahrende beim Ausweichen auf die Straße oft zwischen Schneewällen und ungeduldigem Autoverkehr eingezwängt finden und sich nicht wirklich sicherer fühlen können, fordert der ADFC-Bundesverband schon seit längerem die Priorisierung der Räumung von Rad- und Fußwegen.

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