Für den 22. Oktober ruft die Gewerkschaft ver.di erneut zu Streiks beim DRK in Leipzig auf. Grund ist die Weigerung der DRK-Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen an das branchenübliche Niveau anzugleichen. Notdienstvereinbarungen für lebenswichtige Dienstleistungen hat die Gewerkschaft schon im Vorfeld abgeschlossen.
„Die tariflichen Einkommens- und Arbeitsbedingungen im DRK Sachsen liegen etwa 10% hinter denen vergleichbarer Wohlfahrtsverbände in Sachsen und Thüringen. Nach wie vor weigern sich die Arbeitgeber, über Verbesserungen zu verhandeln, die in der Branche längst üblich sind. Genau diese Gleichbehandlung fordern die Beschäftigten aber – sie ist das Mindeste, was die Kolleginnen und Kollegen für ihre wichtige Arbeit in Kitas, in der Rettung oder Pflege verdient haben“, erklärt André Urmann, Verhandlungsführer von ver.di. Gewerkschaft und Beschäftigte kritisieren die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber in der seit Oktober 2024 laufenden Tarifrunde.
Seit Oktober 2024 fordern die Beschäftigten deutliche Verbesserungen bei der Jahressonderzahlung, der wöchentlichen Arbeitszeit und den Urlaubstagen. Auf Wunsch der Arbeitgeber wird außerdem über die Gehälter für 2026 und 2027 verhandelt.
Im Frühjahr 2025 gab es bereits begrenzte Warnstreiks u.a. in Leipziger Kitas und Rettungswachen, im Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, im Rettungsdienst Löbau, Zwickauer Kitas sowie im Rettungsdienst Annaberg-Buchholz. Über 600 DRK-Beschäftigte legten die Arbeit nieder und erreichten, dass die Arbeitgeber vorherige Kürzungs-Drohungen aufgaben.
Das Kompromissangebot der ver.di an die DRK-Arbeitgeber umfasst unter anderem:
- Wöchentliche Arbeitszeit: Reduzierung auf 38,5h in zwei Schritten bis 1.9.2027
- Jahressonderzahlung: Erhöhung auf 80% in drei Schritten bis 2027
- Erholungszeit: Einen zusätzlichen freien Tag ab 2025
- Belastungsausgleich: Anpassung der Zulage für Wechsel- bzw. Schichtarbeit auf 200€ bzw. 100€ mtl. ab 2026
Die Verhandlungen zu den Tarifgehältern der nächsten zwei Jahre wurden im gegenseitigen Einvernehmen vorgezogen. Hier erwarten die Beschäftigten Verbesserungen auf das Niveau der Branche, d.h. 3% (min. 110€) ab 1. Januar 2026, weitere 2% ab 1. Juli2026 und nochmal 3% ab 1.Januar 2027.
Bei den Nachtzuschlägen und Funktionszulagen gab es in der Vergangenheit bereits eine Annäherung.
Hintergrund
Der ver.di-Tarifvertrag gilt für rund 12.000 Beschäftigte beim DRK Sachsen insb. in Kitas, Pflegeeinrichtungen und Rettungswachen. Das Deutsche Rote Kreuz ist der größte Wohlfahrtsverband in Sachsen, dicht gefolgt von der AWO Sachsen.
Die ursprünglichen Forderungen der ver.di-Mitglieder lauten:
- Jahressonderzahlungen: Anhebung um 800€ (aktuell: 65%)
- Wöchentliche Arbeitszeit: 38h statt bisher 40h bei vollem Gehalt
- Zuschläge für Nachtarbeit: Anhebung auf 5€/Stunde (bisher 3€)
- Grundurlaub: Anhebung auf 32 Tage (bisher 30 Tage)
- Einmalzahlung für ver.di-Mitglieder: Anhebung auf 600€/Jahr (bisher 250€/Jahr)
- Funktionszulagen: Anhebung um je 60€ (bisher Praxisanleiter 125€, Rest 80€)
- (Wechsel-)Schicht-Zulagen: Anhebung auf monatl. 200€ bzw. 75€ (bisher 140€ / 60€)
- Zuschläge für Überstunden: Anhebung auf 35% statt 25%
- Laufzeit: bis längstens 31.12.25
Die aktuellen Arbeitsbedingungen beim DRK Sachsen im Vergleich
| öffentlicher Dienst | AWO Sachsen (AGV) | DRK Sachsen | |
| Lohn Erzieher:in: S8a, 5. Jahr inkl. SuE-Zulage | 3.998,50€ | 3.881,96€ | 3.665,85€ |
| Lohn Pflegefachkraft: P7, 5. Jahr inkl. Pflegezulage | 3.720,40€ | 3.889,12€ | 3.469,11€ |
| Lohn Notfall-San.: P/R8, 5. Jahr | 3.757,59€ | (Berufsgruppe nicht vorhanden) | 3.553,90€ |
| Regenerationstage (bezahlt frei) | 2 Tage für Sozial- u. Erziehungsdienst | 1 Tage für alle | Keine |
| Jahressonderzahlung | 85% | 61,6% + 500€ (= ca. 74%) | 65% |
| Wochenarbeitszeit für 100% Lohn | 38,5-39h | 39h | 40h |





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