Dass es der Leipziger Dok-Filmwochen GmbH nicht gutgeht, dürfte sich in Leipzig mittlerweile herumgesprochen haben. Personelle Wechsel hatten wohl zu einer geminderten Einnahme auf Sponsoringseite geführt, doch die GmbH hat auch aufgrund fehlender Ausfinanzierung Schlagseite. So stark, dass das Gesamtfestival bereits in diesem Jahr zum 60. Jubiläum infrage steht. Die Stadt Leipzig jedoch ist selbst Gesellschafterin der GmbH, in fast letzter Sekunde einigte sich nun der Finanzausschuss des Leipziger Stadtrates auf eine Lösung. Und diese konnte nicht nur „mehr Geld“ lauten, will man nun sicherstellen, dass die DOK weitergeht.

Die Hauptpunkte drehten sich bereits im Vorfeld um zwei Fragen. Die Geschäftsfähigkeit der Veranstaltungsfirma selbst stand seit 2016 auf der Kippe, weshalb eine Finanzspritze her musste. Fallenlassen kam für niemanden im Rat infrage, am inhaltlichen Wert des Festivals für Leipzig und an der Arbeit der 2015 berufenen Direktorin Leena Pasanen gibt es letztlich ebenfalls keinen Zweifel.

Immerhin 421.300 Euro erhält die DOK bereits pro Jahr von der Stadt, nun sollte es angesichts der klammen Lage weiter hinaufgehen. Bereits in diesem Jahr soll der Zuschuss der Stadt einmalig um 230.000 Euro auf 651.300 Euro erhöht werden.

Darüber hinaus sah der Vorschlag des Finanzausschusses vor, anschließend, also ab 2018, regelmäßig statt den bisherigen 421.300 Euro nunmehr jährlich 100.000 Euro mehr an das Filmfestival zu zahlen. Zugleich sollen dem Festival aber auch strengere Zügel angelegt und ein Aufsichtsrat beigestellt werden – auf dass es nicht noch einmal zu einer solchen Situation komme.

Um dies zu gewährleisten, soll „für die Leipziger Dok-Filmwochen GmbH … ein Aufsichtsrat implementiert“ (also aus Ratsmitgliedern gewählt) werden und die derzeitigen Schwächen in der kaufmännischen Leitung soll die städtische Tochterfirma „Beratungsgesellschaft für Beteiligungsverwaltung Leipzig mbH“ ausgleichen und bei der Erstellung der Wirtschaftsplanungen glätten. Gesamtvolumen dafür weitere knapp 75.000 Euro gesamt.

Die Debatte im Audiomitschnitt

So hieß es kurz vor der Sitzung am heutigen 20. September zu den Hausaufgaben der Festivalmacher im Vorschlag der Ausschüsse: „Dem Verwaltungsausschuss ist im Sommer 2018 ein Sachstandsbericht zur Umsetzung der Maßnahmen in der Dok-Filmwochen GmbH vorzulegen. Spätestens bis 30.06.2020“ sei darüber hinaus eine Prüfung des Konzeptes „und der zukünftig notwendigen Zuschüsse vorzulegen.“

Andrea Niermann (CDU). Foto: L-IZ.de
Andrea Niermann (CDU). Foto: L-IZ.de

Burkhard Jung erklärte direkt vor der Beschlussfassung, dass auch die Verwaltung den Standpunkt des Finanzausschusses übernahm. Unter Anwesenheit von Festivaldirektorin Leena Pasanen meldete sich Andrea Niermann für die CDU-Fraktion, welche beantragt hatte, sofort einen weiteren kaufmännischen Geschäftsführer zu suchen, zu Wort. „Die Vorlage der Verwaltung scheint uns doch halbherzig“, so Niermann. Sie forderte einen kaufmännischen Geschäftsführer für die GmbH, quasi sofort– neben der Festivaldirektion, welcher sie „eine hohe künstlerische Qualifikation“ attestierte.

Gesine Märtens (Grüne) widersprach – derzeit – dem Wunsch der CDU, einen zweiten, dann ebenfalls zu bezahlenden Geschäftsführer anzustellen. Wie unter Pasanen-Vorgänger Claas Danielsen reiche derzeit eine Geschäftsführung. Später könne man sicher, nach der Evaluierung, weitersehen. Dem widersprach ihrerseits Niermann erneut und Fraktions-Kollege Achim Haas legte nach. Die Frage sei, ob das Konzept, alle Aufgaben bei einer Person zu belassen, wirklich aufgehen könne.

Gesine Märtens (Grüne). Foto: L-IZ.de
Gesine Märtens (Grüne). Foto: L-IZ.de

Steffen Wehmann (Linke) fragte nach, dass doch aus den Konzepten hervorgehe, dass eine kaufmännische Leitung vorgesehen sei – später. Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke bestätigte dies und wies – im Sinne der Unterbindung von Legendenbildung – darauf hin, dass aus Sicht der Verwaltung die Schieflage bereits 2015 da war.

Der Antrag der CDU wurde abgelehnt. Unter Enthaltung der CDU wurde der finanzielle Zuschuss an die DOK-Film anschließend beschlossen.

Sie kann also stattfinden, die 60. DOK Leipzig, vom 30. Oktober bis 5. November 2017.

http://www.dok-leipzig.de

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