Den Park(ing) Day am Freitag, 15. September, nutzte die Leipziger Linke vor dem „linXXnet“ in der Bornaischen Straße, um öffentlichkeitswirksam eine Petition zu starten für eine „nachhaltige Verkehrsplanung für RadfahrerInnen“. Auch wenn es im Detail erst einmal um ein Stück Radfahrstreifen in der Bornaischen Straße geht. Aber Leipzigs Verwaltungsspitze ist ja bekanntlich gerade dabei, den Kurs einer nachhaltigen Verkehrspolitik wieder zu verlassen.

Jede einzelne Verkehrsstudie zu Leipzig – auch in Perspektive auf das Jahr 2030 hin – betont die eminente Rolle eines flächendeckenden Ausbaus der umweltfreundlichen Verkehrsarten. Das ist nicht neu. Aber der Politikwechsel im Rathaus dazu liegt noch nicht lange zurück. Tatsächlich steckt ein wirklich zukunftsfähiges Radnetz noch genauso im Ämterverfahren wie ein zukunftsfähiges ÖPNV-Netz. Und trotzdem wird gerade über die autofahrerfreundliche Lokalzeitung seit Wochen alles versucht, diesen so notwendigen Politikwechsel wieder rückgängig zu machen und die teuren (und damit kaum umsetzbaren) Verkehrsvisionen des 20. Jahrhunderts wieder zur Geltung zu bringen.

Für eine Stadt, die bis 2030 tatsächlich mit 30 bis 40 Prozent mehr Privat- und Berufsverkehr rechnet, wäre das tödlich. So schnell kann gar nicht gebaut werden, um dafür die nötigen Trassen zu schaffen. Mit einer Erhöhung des Anteils des umweltfreundlichen Verkehrs könnte der Zuwachs schneller und vor allem leistungsfähiger aufgefangen werden.

Doch genau das scheint Leipzigs Stadtspitze jetzt unterm Trommelfeuer der autoseligen Zeitung wieder abwürgen zu wollen.

Dass man den notwendigen Zeitenwechsel selbst im Kleinen nicht ernst nimmt, zeigt das Beispiel Bornaische Straße, deren südlicher Teil bis nach Markkleeberg ordentlich mit Radwegen ausgestattet ist, seit hier Geld in die Straßensanierung gesteckt wurde. Die Sanierung der Bornaischen Straße im nördlichen Teil ist überfällig. Aber wie das so ist im Leipziger Straßenprogramm: Der Komplettumbau ist aus rein finanziellen Gründen nur stückweise zu realisieren. Also geht man 2018 erst einmal nur mit dem Allernotwendigsten in die Straße.

Und man lässt sich, so sieht es die Linke, die Gelegenheit entgehen, den Lückenschluss bei den Radwegen herzustellen.

Ein aktuelles Beispiel dafür, dass der Großteil des Verkehrsraums nach wie vor ganz selbstverständlich dem rollenden oder geparkten Autoverkehr gewidmet sei, seien die Planungen zu den Bauvorhaben an der Bornaischen Straße, kommentiert die Linkspartei das, was 2018 in der Bornaischen geplant ist.

Auf der Bornaischen Straße wird es ab Ende 2018 zu recht umfangreichen Baumaßnahmen kommen. So wird beispielsweise die Haltestelle an der Pfeffingerstraße etwas Richtung Connewitzer Kreuz vorverlegt und barrierefrei ausgebaut, es werden Gleise, Straßenbelag und im gleichen Zug auch Rohre erneuert und darüber hinaus soll es einen Radfahrstreifen geben.

Aber nur ein Stück weit. Denn laut aktuellem Stand der Planungen wird gerade der vielbefahrene Abschnitt zwischen Wiedebachplatz und Scheffelstraße nicht mit einem Radstreifen ausgestattet. Die Möglichkeit, von Markkleeberg bis in die Innenstadt Leipzigs durchgehend auf einem Radweg fahren zu können, wird somit nicht umgesetzt.

„Dieses Beispiel zeigt, dass immer noch das Auto Priorität in der Gestaltung des Stadtraumes hat“, sagte Kay Kamieth, Vorsitzender des Linke-Stadtbezirksverbands Leipzig Süd zum Park(ing) Day am Freitag, wo man in den Parklücken auf der Bornaischen Straße 3D vor dem „linXXnet“ die Möglichkeit nutzte zu zeigen, „dass ein Umdenken stattfinden muss und das Auto aus der Stadt verschwinden muss.“

Am gleichen Tag wurde auch die Petition zur Bornaischen Straße gestartet.

„Wir unterstützen ausdrücklich die Idee eines beidseitig durchgezogenen Radfahrstreifens für die Bornaische Straße, bisher ein gefährliches Pflaster für RadfahrerInnen“, heißt es im Petitionstext. „Leider soll der Radfahrstreifen bis jetzt auf Höhe des Wiedebachplatzes abrupt enden – und nicht bis zum Connewitzer Kreuz durchgezogen werden. Da nur in Etappen geplant wird, fällt dieser Abschnitt aus dem momentanen Planungsprozess zur Bornaischen Straße heraus. Eine grundhafte Sanierung wird dieser Abschnitt erst in einigen Jahren erfahren. Für einen tadellosen Radfahrstreifen braucht man jedoch nur einen Eimer weißer Farbe. Wir möchten uns daher mit anderen Anwohnerinnen und RadfahrerInnen dafür einsetzen, dass es demnächst auch im Bereich zwischen Wiedebachplatz und Connewitzer Kreuz einen markierten Radfahrstreifen/Radweg auf der Bornaischen Straße gibt und nicht erst in einigen Jahren. Wir würden uns daher freuen, wenn möglichst viele Menschen unsere Petition unterstützen.“

Der 450 Meter lange Abschnitt zwischen Wiedebachplatz bis zur Scheffelstraße wäre das letzte fehlende Stück auf dem 6,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen agra-Gelände und Stadtzentrum. „An diesen paar Metern sollte es nicht scheitern, zumal an dieser Stelle das Zentrum von Connewitz erschlossen wird.“

Die LEIPZIGER ZEITUNG ist da: Ab 15. September überall zu kaufen, wo es gute Zeitungen gibt

Ein Blitzlicht in einen drögen Wahlkampf, in dem alle ungelösten Probleme unter den Tisch gelächelt werden

 

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