Einen Versuch war es wert. Und das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) gibt dem Leipziger Ökolöwen sogar recht in seinem Wunsch, auf der Zschocherschen Straße endlich sichere Radfahrstreifen anzulegen. Doch es ist nicht der Wille der Stadt, der die Anlage verhindert, teilt das Amt jetzt in seiner Stellungnahme zur Ökolöwen-Petition mit. Es ist schlicht der kaputte Straßenzustand, der sich auch erst ab 2028 ändern wird, wenn die Zschochersche Straße endlich zur Komplexsanierung dran ist.
„Die Notwendigkeit der Einordnung von Radverkehrsanlagen in der Zschocherschen Straße, hier insbesondere im von der Petition angesprochenen Abschnitt zwischen Industriestraße und Limburger Straße, ist unstrittig. Die aktuell gegebene Situation mit nur sehr wenig Raum zwischen ruhendem Verkehr und Straßenbahnschienen ist unzureichend und nicht ausreichend sicher. Zudem erfordert auch die Hauptverkehrsstraßenfunktion mit ihrer Verkehrsbelegung die Einordnung eigener Radverkehrsanlagen“, stellt das Mobilitäts- und Tiefbauamt zur Anlage von Radfahrstreifen in der Zschocherschen Straße fest.
„Diese sind in der ab 2028 geplanten Komplexmaßnahme Zschochersche Straße von Adler bis König-Johann-Brücke, die gemeinsam mit der L-Gruppe umgesetzt werden soll, als beidseitige Radfahrstreifen von 1,85m Breite (entsprechend neuer Richtlinie ‘Empfehlungen für Radverkehrsanlagen’ (ERA)) in der Entwurfsplanung vorgesehen.
Eine weitere Komplexmaßnahme beinhaltet den grundhaften Ausbau der Zschocherschen Straße nördlich der König-Johann-Brücke, in der ebenfalls Radverkehrsanlagen eingeordnet werden. Aktuell werden dafür die Möglichkeiten der verkehrlichen Entlastung des Knotenpunkts Felsenkeller untersucht. Gemeinsam mit der LVB wird zudem ein Gesamtkonzept ‚Leipziger Westen‘ erarbeitet, das sich mit der zeitlichen Einordnung der einzelnen Maßnahmen im Leipziger Westen beschäftigt, in dessen Ergebnis auch der Baubeginn für diesen Abschnitt bestimmt werden kann.“
Das Problem wird also bearbeitet. Nur wird die Umsetzung noch dauern.
Die Straße ist zu kaputt
Und auch wenn zwischen Limburger Straße und Industriestraße das Auftragen von Radfahrstreifen scheinbar einfach möglich scheint, sieht das MTA hier keine Möglichkeit, das tatsächlich umzusetzen.
„Eine bereits vorherige, unmittelbare Anordnung und Realisierung von Radfahrstreifen würde, neben anderen verkehrsrechtlichen Fragen, einen ausreichenden Fahrbahnzustand im Randbereich voraussetzen. Die Fahrbahn der Zschocherschen Straße ist zwischen Industriestraße und Limburger Straße überaltert und verschlissen, der konstruktive Aufbau sehr inhomogen und entspricht nicht den technischen Erfordernissen. Abschnittweise befindet sich unter der vorhandenen Asphaltdecke Pflaster“, beschreibt das MTA den desolaten Zustand der Zschocherschen Straße in diesem Abschnitt.
„In anderen Abschnitten ist der vorhandene Straßenaufbau viel zu gering dimensioniert. Die Straßenentwässerungsanlagen, insbesondere die Straßenabläufe, weisen zum Teil erhebliche bauliche Mängel auf. Ein Großteil der Straßenabläufe ist stark abgesenkt. Zudem sind einige Anschlussleitungen verwurzelt. Auch die Bordanlagen entsprechen nicht den technischen Erfordernissen. Die Auftrittshöhen der Bordanlagen variieren ebenfalls sehr stark (zwischen 0 und 12 cm).“
Und das hat dann Folgen, wie das MTA betont: „Die Durchführung einer reinen Deckenerneuerung zur Markierung von Radverkehrsanlagen ist aufgrund des baulichen Zustandes aus technischer Sicht nicht möglich. Auch für eine provisorische Sanierung der Straße ist zunächst eine planerische Betrachtung erforderlich. Für eine belastbare Kostenschätzung müssten insbesondere der genau erforderliche Sanierungsaufwand der Fahrbahn und Straßenentwässerungsanlagen ermittelt werden, hier wäre zumindest eine höhenmäßige Regulierung des Großteils der 36 vorhandenen Straßenabläufe erforderlich. Nach derzeitigem Kenntnisstand muss von Sanierungskosten von mindestens 175.000,– € ausgegangen werden, die Einrichtung der Radfahrstreifen würde weitere ca. 25.000,– € benötigen.“
Das sind Gelder, die im Doppelhaushalt 2025/2026 auch nicht verankert sind.
Und so kann das MTA nur vertrösten: „Eine Sanierung in 2025 scheidet bereits vor dem Hintergrund des notwendigen Planungsvorlaufs und der bis zur Genehmigung des Haushaltes durch die Landesdirektion vorläufigen Haushaltsführung aus. Im Hinblick auf die grundsätzliche Haushaltssituation, die Bindung der personellen Ressourcen an die im Haushalt vorgesehene Maßnahmen und den avisierten Ausbau der Straße ab 2028, ist es auch danach in keiner Weise wirtschaftlich und vertretbar, noch Ressourcen und die Kosten von mind. 200.000,– € für den verbleibenden kurzen Zeitraum aufzuwenden.“
Und so müssen die Radfahrer auf der Zschocherschen Straße weiter Geduld haben, denn eine wirkliche Lösung für das Problem wird es nun tatsächlich erst mit der Komplexmaßnahme Zschochersche Straße geben, die – wenn nichts dazwischen kommt – ab 2028 realisiert werden soll.
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