Wie geht man eigentlich mit dem um, was faule Zeitgenossen in unseren schönsten Stücken der Stadt anrichten? Kaum grünt irgendwo eine Wiese, kommen die ersten Rasenlatscher, treten einen Pfad aus und der wird immer breiter. Auch Leipzigs beliebtester Park, der Clara-Zetkin-Park, ist von solchen wilden Trampelpfaden durchzogen. Und manchmal wird dann ein richtig breiter Weg draus. So wie hinter der Parkgaststätte. Ein sehr, sehr breiter Weg.

Das entsetzte schon im vergangenen Jahr etliche regelmäßige Parkbesucher. Man spaziert ja gern zur Parkgaststätte, eben weil man da – mitten in einer großen denkmalgeschützten Parkanlage – auch gleich im Grünen sitzen kann, Bäume überm Kopf, Ziersträucher am Weg, gleich hinterm Mäuerchen saftig grüne Wiese.

Aber von saftiggrüner Wiese ist dort nichts mehr zu sehen.

Schon im letzten Jahr wurde hier ein neuer Weg angelegt, der so in der alten denkmalgeschützten Anlage nicht existierte. Dafür existierte hier lange ein Trampelpfad, der von Jahr zu Jahr immer breiter wurde und neue Brüder bekam.

Da stand das Amt für Stadtgrün und Gewässer vor einer Entscheidung, teilt es uns auf Nachfrage mit.

„Im Park unmittelbar westlich angrenzend an das Glashaus gab es, neben einem noch in der DDR hergestellten stark sanierungsbedürftigen Weg, eine Vielzahl von Trampelpfaden. Um die äußerst unschöne Situation zu beseitigen wurde auf der Grundlage einer von der Denkmalschutzbehörde genehmigten Planung im Auftrag des ASG ein Weg hergestellt, der zum Teil auf der Trasse des sanierungsbedürftigen Weges liegt, aber auch den Verlauf der Trampelpfade (‚informelle‘ Wege) berücksichtigt“, so das für die Parkanlagen zuständige Amt.

Man hat also mit dem neuen Weg versucht, ein ganzes Gewirr von alten Wegeproblemen irgendwie zu bündeln.

Aber geht das denn? Dürfen in einem denkmalgeschützten alten Park überhaupt solche neuen Wege angelegt werden?

Blick Richtung Norden: Der Weg verliert sich in einer riesigen graslosen Fläche. Foto: Ralf Julke
Blick Richtung Norden: Der Weg verliert sich in einer riesigen graslosen Fläche. Foto: Ralf Julke

Der Denkmalschutz muss schon mitspielen, betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer: Es handele sich bei der Maßnahme „um eine denkmalgerechte Sanierung bzw. Instandsetzung der Wege- und Vegetationsflächen unter Beachtung der heutigen Nutzungsanforderungen. Eine Denkmalschutzrechtliche Genehmigung der zuständigen Behörde im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen liegt selbstverständlich vor.“

Nur erkennt man nicht einmal mehr den gerade angelegten Weg. Die Wiese ist völlig unter einer plattgetrampelten Fläche verschwunden, Fahrspuren erzählen von geparkten Fahrzeugen. Soll das jetzt so bleiben?

Bis zum Herbst, vertröstet uns das zuständige Amt: „Im Herbst dieses Jahres werden in diesem Bauabschnitt die durch jahrelange Bodenverdichtung und Vandalismus verloren gegangenen Strauchflächen wiederhergestellt und Gehölzschutzzäune errichtet, um die Wegeverbindung zum Glashaus entsprechend zu manifestieren und Trampelpfade zukünftig auszuschließen.“

Da freut man sich ja geradezu auf den Herbst und hofft, dass nicht immer mehr Trampelpfade den viel besuchten Park zerschneiden und zerstören.

Warum die neue Leipziger Zeitung geradezu einlädt, mal über den Saurier Youtube nachzudenken

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Dieses Thema beschäftigt mich seit kurzem ebenfalls und macht mich sauer.
Denn Schuld daran sind nicht nur Behörden.
Es betrifft Grundprinzipien wie Rücksicht und Respekt vor Eigentum bzw. der Leistung, die andere erbracht haben.

Mein Beispiel ist der Lene-Voigt-Park.
Mit den ersten Sonnenstrahlen in diesem Jahr ging die Zerstörung dieser Grünfläche weiter.

* Eine kleine, gut gemeinte Tauschecke wurde zum ausufernden Sperrmüllplatz mit Sofas und anderem Müll. Weit verstreut im Park
* Direkt 1m parallel zum breiten Fußweg zertrampeln Jogger den Versuch der ersten, wachsenden Grashalme – nun dauerhaft sichtbar
* An fast allen Wegkreuzungen kürzen Radfahrer ab und zerfahren die Ecken, für immer verloren und sieht furchtbar aus (wegen 50cm mehr Weg)
* Obwohl die Wiese noch gar nicht ausreichend wachsen konnte, sitzen rudelweise Jungerwachsene und zerrammeln die Wiese, nunmehr eher wüste Flecken
* Heutzutage lässt man den Grill einfach auf der Wiese stehen, wenn man geht; manche kippen die glühende Asche noch wenigstens auf der Wiese aus!
* Fast selbstverständlich fahren Verkaufstransporter mitten auf den Fußweg im Park und stören dort, um Eis und anderes unter die Leute zu bringen

Diese ganzen Beobachtungen lassen mich jedes Mal wütend werden.
Wie sollen bei diesem Verhalten öffentliche Flächen in gutem Zustand erhalten und genutzt werden?
Der Egotrip vieler nachwachsender Zeitgenossen k**** mich ziemlich an.

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