2016 gab es so einen Hoffnungsschimmer, es könnte sich etwas tun bei den beiden traditionellen Ratskellern in den einstigen Rathäusern von Schönefeld und Wahren. Aber nach dem Hoffnungszeichen aus dem Rathaus kehrte wieder Stille ein. Nichts geschah. Die Ratskeller liegen im Dornröschenschlaf. Einst lebten sie davon, dass hier das Zentrum einer richtigen Gemeinde war.

Von stolzen Gemeinden, muss man sagen, denn sowohl die Wahrener als auch die Schönefelder bauten ihre Rathäuser, als eine Eingemeindung in die hungrige Großstadt Leipzig schon abzusehen war. Als trotziges Zeichen von Eigenständigkeit. Mitsamt Ratskeller, wo sich die Honoratioren der Gemeinde trafen. Nach den Sitzungen. Da war noch Leben in der Bude.

Aber die heutige Stadt Leipzig, in die Schönefeld 1915 und Wahren 1922 eingemeindet wurden, kann mit diesen alten Ratshäusern und Ortsteilzentren nichts anfangen. In den beiden Ratshäusern sind wenigstens noch Außenstellen der Verwaltung untergebracht. Aber das sorgt nicht dafür, dass abends, nach aufgeregten Sitzungen, die ermüdeten Ratsherren und Ratsfrauen in den Keller strömen, um bei Bier, Brause oder Lammkotelett wieder Kraft zu tanken. Und mit den anderen wichtigen Bewohnern des Ortsteils über wichtige Dinge zu reden. Oder unwichtige.

Ratskeller leben von so einer Ortsidentität. Aber dazu müsste das Ortszentrum leben, müsste mehr da sein als eine Straßenbahnhaltestelle vor der Tür.

Im April nahmen sich nun SPD- und CDU-Fraktion des Themas wieder an und stellten einen gemeinsamen Antrag: „Die Ratskeller im Rathaus Schönefeld und Rathaus Wahren werden in einen Zustand versetzt, der eine Verpachtung zu gastronomischen Zwecken ermöglicht. Die dafür erforderlichen Mittel werden in den Doppelhaushalt eingestellt.“

Darauf hat nun das Dezernat Stadtentwicklung und Bau reagiert. Denn die drei Jahre seit der letzten Beschäftigung mit dem Thema haben ja auch gezeigt, dass an beiden Orten irgendetwas fehlt, sonst würden sich ja mutige Gastwirte einfach einmieten und loslegen. Aber irgendwie weiß keiner, was genau fehlt.

„Der Antrag der CDU- und SPD-Fraktion hat das Ziel, die beiden Ortsteile durch Wiederbelebung der gastronomischen Versorgung in den Ratskellern weiter aufzuwerten“, stellt das Dezernat nun fest und formuliert einen Alternativvorschlag. „Um die Rahmenbedingungen für eine zielführende Verpachtung als Gaststätte zu klären, ist es erforderlich, als ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie bei einer gastronomischen Beratungsfirma in Auftrag zu geben. Diese Studie soll eine Markt- und Standortanalyse und die Anforderungen an die strategische Ausrichtung des Betreibers zu Miet- und Pachteinnahmen umfassen sowie Risiko und Chancen abwägen.“

So ein Gutachten kostet aber Geld. „Für die Erstellung beider Gutachten werden ca. 16.000 € aus dem Budget 65_111_ZW verwendet. Die Ergebnisse werden mit einer Handlungsempfehlung dem Stadtrat bis zum 30.11.2019 vorgestellt.“

Vielleicht merkt man dann auch, wie fatal sich stellenweise der STEP-Zentren ausgewirkt hat, der auch dafür sorgte, dass die alten Ortszentren kaum noch mit den neuen (Einkaufs-)Zentren übereinstimmen. Das verändert auch die Wege der Menschen, erst recht, wenn in den Ratshäusern nach Dienstschluss nichts mehr los ist. Man kann gespannt sein, was die Gutachten zu diesem Thema sagen werden.

Und so lautet der Vorschlag für den Beschluss nun: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zur ‚Nutzung der Ratskeller im Rathaus Wahren und Schönefeld zu gastronomischen Zwecken‘ in Auftrag zu geben und dem Stadtrat bis 30.11.2019 vorzustellen.“

Für den Ratskeller Schönefeld gibt es schon Ideen, der Ratskeller in Wahren aber hat schlechte Karten

Für den Ratskeller Schönefeld gibt es schon Ideen, der Ratskeller in Wahren aber hat schlechte Karten

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar