Da geht es augenscheinlich etlichen Leipzigern aus dem Leipziger Westen so wie Kathrin von Ow, die jetzt eine Einwohneranfrage im Leipziger Stadtrat stellt, die nur zu berechtigt ist: „Nachdem es nun untersagt ist, den Radweg entlang der Jahnallee entlang des Kleinmessegeländes stadteinwärts zu nutzen: Wie sollen Radfahrer, die aus westlicher Richtung kommen, zum Cottaweg gelangen?“

„Nun untersagt“ wurde es zwar nicht. Es ist nach StVO schon immer nicht gestattet, auf der falschen Straßenseite Rad zu fahren.

Aber überall, wo das in Leipzig passiert, stimmt in der Regel etwas mit dem Angebot an Radwegen nicht. Die meisten dieser Stellen, an denen Radfahrer vor unmögliche Optionen gestellt werden, stammen aus DDR-Zeiten, als die Verkehrsplaner nur an eine autogerechte Stadt dachten und keinen einzigen Gedanken daran verschwendeten, ob die überdimensionierten Straßen auch für Radfahrer Sinn machen.

„Die Nutzung des Radweges auf der anderen Seite der Jahnallee ist keine taugliche Option, da die Straße an dieser Stelle aufgrund des in der Straßenmitte verlaufenden Gleisbettes und der mehrspurigen Verkehrsführung nicht zu überqueren ist. Andere Optionen sind nicht ersichtlich. Es ist somit fraglich, ob ein derartiges Verbot mangels praktikabler Alternativen überhaupt durchsetzbar ist“, betont Kathrin von Ow in ihrer Einwohneranfrage.

„Ist die getroffene Maßnahme eine Reaktion auf die schweren Verkehrsunfälle, die sich in diesem Bereich in der vergangenen Zeit ereigneten und bei denen Radfahrer zu Schaden kamen? Sollte dies der Fall sein, so benachteiligt die Errichtung eines Fahrverbots gerade jene Verkehrsteilnehmer, die die potentiellen Unfallopfer sind, während an der Situation für den Autoverkehr, welcher an dieser Stelle die Gefahrenquelle darstellt, nichts geändert wird. Inwieweit ist eine derartige Maßnahme verhältnismäßig?“

Tatsächlich hat die Leipziger Verkehrsbehörde die Warnzeichen an der Einmündung zum Cottaweg beidseitig verstärkt, um die Radfahrer/-innen darauf aufmerksam zu machen, dass es hier immer wieder zu schweren Unfällen kommt, weil die ausbiegenden Autofahrer oft nicht auf die von rechts kommenden Radfahrer achten.

Die Warnzeichen sollen also die Radfahrer/-innen sensibilisieren.

Eine Lösung für das Problem sind sie nicht. Das Problem stammt aus DDR-Zeiten, als hier die Straßenbahngleise separiert wurden und eine Querung der Jahnallee durch Radfahrer an dieser Stelle unmöglich gemacht wurde. Die müssten nun, wollten sie sich StVO-gerecht verhalten, bis zum DHfK-Gelände vorfahren und dann auf der anderen Seite – auf dem viel zu schmalen Fußweg auf der Brücke – zurückfahren, um dann in den Cottaweg einzubiegen.

Es ist eine der vielen Stellen, die zeigt, wie schwer und unbeweglich Leipzigs Verkehrspolitik ist.

Selbst an der nahe gelegenen Kreuzung Jahnallee/Bowmanstraße setzt sich diese Unlogik fort. Wer an der Bowmanstraße auf dem Radweg aus Lindenau kommend auf die andere Seite zur Capastraße will, kann das auf direkte Weise nicht. Ein Geländer verhindert das. Der Radfahrer muss also erst einmal zwei Fußgängerampeln nutzen, um dann selbst hier noch „gegen den Strom“ in die Capastraße zu kommen.

Und hier geht es die ganze Zeit um simple, im Alltag nutzbare Radwege. Beim Bau eines durchdachten und sinnfälligen Radwegenetzes kommt Leipzig einfach nicht aus den Puschen, kleckert auch hier der Entwicklung um mindestens fünf Jahre hinterher.

Schon seit zwei Jahren grübelt Leipzigs Verkehrsbehörde über die Entschärfung der brandgefährlichen Stelle

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Es gibt 2 Kommentare

Naja, Uwe, die Situation dort ist generell schwierig für Radfahrer. Wenn ich aus der Stadt entlang der Jahnallee nach Lindenau will, muss ich natürlich dort über die Brücke. Und auch wenn ich, so wie es sich gehört, auf der rechten Straßenseite fahre, sind Rad- und Fußweg dort sehr schmal. Wenn dort eine Familie mit Kinderwagen lang läuft, wird es schon recht eng. Das geschafft, landet man am Cottaweg, wo man aufpassen muss, nicht von Autofahrern übersehen zu werden. Danach landet man an der Capa-Straße an einer Ampel – gut, aber danach kommt man als Radfahrer quasi mitten in Straßenbahnhaltestellen und einem Würstchenstand raus, wo man sich durchfädeln muss. Sehr stressig, nicht gut geplant.

Will man dagegen von Lindenau zurück in die Stadt muss man auch erst durch die Haltestellen, dann über eine Ampel über die Bowmannstraße und dann auf einem Radweg, der einer Schlaglochpiste ähnelt, wieder über den schmalen Rad- und Fußweg über die Brücke, wo es wirklich eng ist. Aber: das funktioniert halbwegs.

Wirklich schwierig ist es aber, wenn man vom Cottaweg kommend nach Süden will. Geht nämlich nicht, da die Jahnallee stark befahren ist und die Straßenbahnschienen so gestaltet sind, dass man auch gar nicht hinüber kommt. Man muss also zur Capastraße und über drei Ampeln mit sehr langen Wartezeiten um die Kreuzung herum – teilweise zusammen mit zahlreichen Fußgängern, die einem vors Fahrrad laufen, wenn man nicht aufpasst. Und wenn man vom Cottaweg in die Innenstadt will, muss man ebenso erstmal diesen großen Bogen fahren und eine Viertelstunde oder mehr an Ampeln stehen und zwischen Fußgängern umherkurven, ehe man auf der richtigen Straßenseite ist.

Ja, was machen die Leute dann? Fahren auf der falschen Straßenseite über die Brücke Richtung Innenstadt. Wer dort nicht regelmäßig unterwegs ist, erkennt auch gar nicht, dass man so einen großen Bogen fahren müsste um auf die korrekte Straßenseite zu gelangen – es ist ja auch nicht vom Cottaweg aus ersichtlich, wo und wie man nun Richtung Innenstadt kommt.

Und warum fahren die Leute den Cottaweg mit dem Rad lang? Ja, da ist die Kleinmesse, das Trainingszentrum, v.a. aber gehen dort auch die Rad- und Fußwege Richtung Burgaue lang, über die die Leute in den Norden der Stadt fahren oder sich einfach erholen wollen im Wald. Oder sie wollen zum Schützenhaus, zu einer der Kleingartenanlagen oder, oder, oder!

Das ist ja auch logisch, dass Menschen von einem Stadtteil in einen anderen wollen oder sich im Grünen erholen wollen. Ich glaube, auch ein weiterer Radweg durchs Red-Bull-Trainingsgelände würde die Situation nur teilweise verbessern.

Ich bin mal so kühn und sage: am Cottaweg einen Übergang über die Straßenbahnschienen für Radfahrer und Fußgänger bauen mit einer Bedarfsampel. Die armen Autofahrer müssen dann eben mal warten, wenn jemand über die Straße will, aber sie werden es überleben.

Hätte man übrigens aber auch schon vor Jahren drauf kommen können, als man das alles da so gebaut hat.

Ist sicher nicht einfach, aber wär die logischste Lösung.

Ich weiß ja nichzt, was genau das Ziel der Leute ist, die dort zum Cottaweg wollen – die Kleinmesse? Das RB-Trainingszentrum? Oder geht es doch darum, weiter stadteinwärts in Richtung Innenstadt voranzukommen? Wenn man wirklich zahlreich zum Cottaweg wollte, sollte die Stadt evtl. überlegen, ob man den Weg, der quasi in Verlängerung der Erich-Köhn-Straße von der Capastraße in Richtung Cottaweg führt – dann aber durch das RB-Trainingszentrum abgeschnitten wird – nicht am Nordrand des Kleinmessegeländes bis zum Cottaweg verlängert und nur für den Radverkehr freigibt (keinesfalls für Autos bzw. motorisierten Verkehr!). Damit ergäbe sich für die Anbindung von Altlindenau an den Cottaweg eine Variante unter Umgehung der Jahnallee…

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