Seit gut zwei Jahren geht nun die Diskussion darum, ob man in der Rödelstraße in Schleußig mehr Sicherheit für Radfahrer schaffen kann. Immerhin sind hier auch sehr viele Schulkinder zur nahe gelegenen Schule unterwegs. Das Planungsdezernat wiegelte immer wieder ab und wollte Lösungen in die Zukunft verschieben. Obwohl es einer Petition zu diesem Straßenproblem eigentlich zustimmte. Am Donnerstag ging es dann auf einmal sehr schnell.

Da stand der Antrag der Linksfraktion auf der Tagesordnung, die den Sinn der Petition kurzerhand in einen eigenen Antrag verwandelt hatte. Der lautete: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zusammenhängende Radverkehrsanlagen auf der Antonienstraße/Rödelstraße/Schleußiger Weg herzustellen. Alle Baumaßnahmen im Fahrbahnbereich sollen der Innerörtlichen Radverkehrsverbindung – Stufe III (vgl. VI-Ifo-08223) Rechnung tragen und im fertigen Zustand den Radverkehr sicher auf der Fahrbahn über die Knoten führen.“

Eigentlich hätte man an der Stelle wieder eine Diskussion erwartet, wo doch bisher das Diktum galt, dass der Kfz-Verkehr auf dieser wichtigen Ost-West-Verbindung nicht behindert werden dürfe und eine Neuregelung einen Komplettumbau der ganzen Kreuzung notwendig mache. Aber die Diskussion blieb aus. Auch Baubürgermeister Thomas Dienberg ergriff nicht das Wort, um noch einmal die bisher ablehnende Haltung der Stadt zu begründen.

Also scheint die Argumentation der Linksfraktion auch schon im zuständigen Ausschuss überzeugt zu haben. Sie argumentierte nämlich so: „Aufgrund der blauen Infrastruktur und deren wenigen Querungsmöglichkeiten ist die Antonienstraße/Rödelstraße/Schleußiger Weg als West/Ost Verbindung für den Radverkehr essentiell. Leider enden in Höhe der Klingenstraße abrupt die Radfahrstreifen und erst zwischen Erich-Zeigner-Allee bis zur Pistorisstraße gibt es einen benutzungspflichtigen Geh/Radweg.

Vor allem der Abschnitt vor dem Discounter in Höhe Pistorisstraße stellt eine erhöhte Gefahrenquelle sowohl für Radfahrende und Zufußgehende auf dem Gehradweg dar. Hinter der Pistorisstraße muss sich der Radverkehr auf die vierspurige Fahrbahn unvermittelt für den KfZ Verkehr einfädeln. Viele Radfahrende nutzen deshalb widerrechtlich, aber nachvollziehbar den Gehweg bis zur Dammstraße.“

Und andersherum ist es auch nicht besser. Eigentlich werden Radfahrer hier regelrecht gezwungen, sämtliche Verkehrsregeln zu missachten, wenn sie sich nicht in den starken Kfz-Verkehr einreihen wollen, was eigentlich (gerade für Schulkinder) hier völlig unzumutbar ist.

„In entgegengesetzter Fahrtrichtung (Grünau) wird der Radverkehr gezwungen, die Fußgängerfurt (Schulweg) in Höhe der Schnorrstraße zu nutzen, in unmittelbarer Nähe zur Auwaldschule. Gleicher Fußgängerfuhrtzwang gilt für die Querung der Erich-Zeigner-Allee in Richtung Westen“, stellte die Linksfraktion fest.

„Die Radverkehrssituation im o. g. Abschnitt bedarf dringend einer deutlichen Verbesserung, die am Ende allen Verkehrsteilnehmern und den strategischen Zielen der Stadt entgegenkommt. Alle anstehenden Baumaßnahmen, ob Stadt, LVB, KWL oder SWL, müssen bei ihren Bauausführungen der Situation Rechnung tragen und eine Verbesserung herstellen.“

Einigkeit darüber, dass diese von den Verkehrsplanern gebauten Missstände verändert werden müssen, herrschte in der Ratsversammlung am Donnerstag, 12. November, auf jeden Fall in den Fraktionen von Linken, Grünen, SPD und Freibeutern. Nur CDU- und AfD-Fraktion stimmten in alter Autofahrer-Einigkeit gegen den Antrag. Ergebnis: Der Antrag wurde mit 35 Stimmen, 19 Gegenstimmen und einer Enthaltung unverändert angenommen.

Fehlt nur noch der Umsetzungstermin. Denn noch ein ganzes Schuljahr abzuwarten, bis das geklärt wird, ist eigentlich fahrlässig.

Video: Livestream der Stadt Leipzig

Linksfraktion fordert dringend Radwege in der völlig verbauten Rödelstraße

Linksfraktion fordert dringend Radwege in der völlig verbauten Rödelstraße

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Es gibt 4 Kommentare

@christian
Wie man es genau umsetzt, ist noch Teil der Diskussion. Ob man einen separaten Gleiskörper errichtet (und an welchen Stellen) oder man als klassische Straßenbahn mit dem Kfz-Verkehr, werden die Untersuchungen zeigen.
Der Bau der Straßenbahnstrecke wird vor allem damit begründet, dass hinterher weniger Autos fahren. Bereits heute bräuchte man eigentlich keine vier Fahrspuren, es würden überbreite Fahrspuren ausreichen.
Meine Vermutung: In Schleußig wird man wohl eine zeitliche Separierung vornehmen, ansonsten einen separaten Gleiskörper in Seitenlage errichten. Die Seitenlage wird man auch tendenziell in der Kurt-Eisner-Straße wählen (wenn separiert wird), denn in der Mitte müsste müsste man sonst die Platanen fällen.

Interessant wird das Ganze ja dann, wenn die avisierte Südsehne, eine horizontale Straßenbahnverbindung, auf dem Schleußiger Weg etabliert werden soll.

Diese Idee befürworte ich generell, jedoch ist mir bisher noch ein Rätsel, wie sich alles auf den Grundstücken der jetzigen Fahrbahn einsortieren wird.

Bei dem Antrag geht es eben nicht um sofortige Umsetzung, sondern darum, dass “alle anstehenden Baumaßnahmen, ob Stadt, LVB, KWL oder SWL, bei ihren Bauausführungen der Situation Rechnung tragen und eine Verbesserung herstellen (müssen).” Das war mehrheitsfähig.

Klingt ja gut, aber: Kein Umsetzungstermin? Wo doch schon beschlossene Termine regelmäßig gerissen werden? Unser Stadtrat sollte sich dringend Gedanken machen, wie diese schönen Beschlüsse auch mal eine Chance auf’s Umsetzen bekommen, sonst bleibt es wertlose Symbolpolitik.

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