Autofahrer sind ja oft der Meinung, dass bei Verminderung von Fahrspuren sofort das Chaos ausbricht. Dass das nicht der Fall ist, ist derzeit an der Rödelstraße in Schleußig zu sehen, wo eine Baustelle dafür sorgt, dass eine Fahrspur nicht genutzt werden kann. Doch der Verkehr stockt nicht. Was Thomas Gentsch, der sich schön länger um eine Verbesserung der Situation von Radfahrern und Fußgängern an dieser Stelle bemüht, zu einer etwas kessen Einwohneranfrage animierte.

Denn könnte man, wenn schon durch eine Baumaßnahme so eine Fahrspurreduzierung notwendig wird, die Gelegenheit nicht auch nutzen, das als „inoffiziellen Verkehrsversuch“ zu betrachten, „um die damit einhergehenden Veränderungen zu beobachten und ggf. nach deren Beendigung zu verstetigen?“

Nicht wirklich, musste ihm Baubürgermeister Thomas Dienberg in der Einwohnerfragestunde am 19. April mitteilen.

Die Antwort des Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA) hatte das noch etwas umständlich ausgedrückt:

„Baustellen können insoweit nicht als ‚inoffizielle Verkehrsversuche‘ genutzt werden, da sie einerseits besondere Verkehrssituationen darstellen und andererseits die technischen Systeme der Verkehrserfassung noch nicht soweit anwendbar sind, dass der Verwaltung daraus genügend Daten vorliegen, um die Auswirkungen von Baumaßnahmen auf den Verkehrsablauf (nicht nur an der Baustelle selbst, sondern auch im weiteren Verkehrsnetz) auszuwerten.“

Womit die Umgrestaltung der Rödelstraße nicht vom Tisch ist, denn die ist ja längst beschlossen.

Die aktuelle Einengung durch die Baustelle in der Rödelstraße. Foto: Ralf Julke
Die aktuelle Einengung durch die Baustelle in der Rödelstraße. Foto: Ralf Julke

Wenn auch nicht als Anlage einer Busspur, die von Bussen und Radfahrern gemeinsam genutzt werden könnte. „Nein, nach dem Ende der durch den Wohnungsbau bedingten, länger andauernden Baustelle ist keine dauerhafte Einrichtung einer Busspur vorgesehen“, hatte das VTA mitgeteilt.

Radfahrstreifen ist Beschlusslage

„Stattdessen wird das Ziel verfolgt, dass in der Rödelstraße sowohl in stadtein- als auch in stadtauswärtiger Richtung durchgängige Radverkehrsanlagen zulasten einer stadtauswärtigen Kfz-Fahrspur eingeordnet werden“, erläutert das VTA.

„Dies ist zum einen mit dem Beschluss zum VII-A-00520-NF-02 beauftragt, der ‚zusammenhängende Radverkehrsanlagen‘ auch für diesen Abschnitt festlegt und konkretisiert, mit der Vorlage VII-Ifo-02453-Ifo-01 Prüfbericht zur Petition ‚Sicherer Schulweg und Radverkehr in der Rödelstraße‘ (VII-P-00649-DS-02).“

Das sind Beschlüsse aus dem Jahr 2020. Sie lassen zumindest ahnen, wie lange es von einem Stadtratsbeschluss bis zur tatsächlichen Umsetzung immer wieder dauert. Aus durchaus unterschiedlichen Gründen.

Warum es in der Rödelstraße so lange dauert, erläutert das VTA so: „Hier ist auch ausgeführt, dass die Einrichtung einer Umweltspur (u. a. gemeinsame Bus-/Radfahrspur) nicht möglich ist, da dafür ein Querschnitt von 3,5 m benötigt wird, der an dieser Stelle der Rödelstraße nicht mehr vorhanden ist und auch nicht durch eine Verkehrsumorganisation ohne weitreichende Folgen für die stadtauswärtige Richtung zum Nachteil des ÖPNV und Radverkehrs erreicht werden kann.

Um das Vorhaben der Radfahrstreifen umzusetzen, müssen jedoch die Steuerungen der Lichtsignalanlage Rödel-/Schnorrstraße sowie Rödel-/Könneritzstraße vollständig überarbeitet werden. Aufgrund eines veralteten Steuergeräts der LSA Rödel-/Schnorrstraße ist dies nur im Rahmen einer Rekonstruktion der Anlage möglich.

Hierzu sind jedoch weitere Untersuchungen und Planungsschritte notwendig. Es gilt darüber hinaus zu beachten, dass es sich um einen Abschnitt des Lärmaktionsplans handelt, mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h und die Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr und ÖPNV (Rückstau) zuvor ebenfalls in den Blick genommen werden müssen.“

Dennoch hat das VTA schon einmal einen Termin angesetzt, bis wann man das Projekt auf der Rödelstraße umsetzen möchte: „Ein Beginn der Planung ist frühestens für das III. Quartal 2023 und eine Umsetzung einschließlich Rekonstruktion für 2025 vorgesehen.“

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Es gibt 2 Kommentare

Nein, das lag schon immer an dem starken Autoverkehr zu Stoßzeiten. Die Kapazität der Straße und das Einsehen der Autofahrenden sind halt beschränkt.
Bevor es die Bautelle gab, kam es oft zu unangenehmen Situationen, da die zuvor einspurig geführten Autos dann auf der rechten Spur überholten – wo aber auch Radfahrer und Busse unterwegs sind.

Schön dass es irgendwann kommt. Die Rödelstrasse ist so ein typischer Engpass in einem weiträumigeren schnellen Verkehrsfluss (ob Auto, ÖPNV oder Rad).
Im Moment ist es für alle Beteiligten unklar und als Fussgänger wird man von den Radfahrern fast umgefahren auf dem Gehweg, während man mit den Rad von genervten Autofahrern angehupt wird sobald man sich auf der Straße bewegt.

Nachmittags staut es sich auf dem Schleußiger Weg landwärts schon enorm, insofern ist der Punkt, dass sich die Baustelle nicht auf den Verkehr auswirkt hinfällig.

Jedoch liegt es nicht (alleine) an der einspurigen Weiterführung des Verkehrs, sondern vielmehr an der fehlenden Abstimmung der Ampeln zwischen Kreuzung Schnorrstraße und Kreuzung Könneritzstraße.

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