Da dürften all jene aufatmen, die sich nur zu sehr wünschen, dass die martialische Stasi-Bebauung auf dem Matthäikirchhof irgendwann in den nächsten Jahren verschwindet. Sie erzählt nicht nur von der Ästhetik eines autoritären Landes, sie zerstört auch sämtliche städtebaulichen Strukturen auf dem Matthäikirchhof. Nun aber stellt das Landesamt für Denkmalpflege fest: Einen Denkmalstatus hat der alte Stasi-Bau nicht.

Das teilte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau am Dienstag, 3. Mai, mit und betonte auch, dass dies eine „wichtige Etappenentscheidung rund um die Entwicklung des Matthäikirchhofs“ ist.

Die Bestandsbauten des Areals aus den 1980er Jahren wie die ehemalige Stasizentrale und das Gebäude der Volkspolizei erhalten keinen Status als Denkmal. Dies geht aus einer Entscheidung des zuständigen Landesamtes für Denkmalpflege hervor, so das Baudezernat. Die Stadt hatte ein entsprechendes bauhistorisches Gutachten in Auftrag gegeben und es der Oberen Denkmalschutzbehörde zur Prüfung übergeben.

Baubürgermeister Thomas Dienberg erklärt zu dieser neuen Entwicklung: „Erhalt, Erneuerung, Erweiterung, Abriss oder Teilabriss – zumindest vonseiten des Denkmalschutzes gibt es keine Einschränkungen. Jedoch ist das nur ein Kriterium von vielen, welches die Entscheidung zum Umgang mit dem Bestand beeinflusst. Die Meinungen der Leipzigerinnen und Leipziger zu diesem Thema bildeten im vorangegangenen Prozess eine große Bandbreite ab. Die Tendenz ging zu einem sorgsamen Teilerhalt beziehungsweise Teilabriss. Wir dürfen also sehr auf die Entwürfe der Planungsbüros gespannt sein.“

Livestream-Veranstaltung am 12. Mai

Bereits seit einem Jahr läuft unter dem Dach der Koordinierungsstelle „Leipzig weiter denken“ der umfassende Beteiligungsprozess zu diesem innerstädtischen Entwicklungsgebiet, das sich im Eigentum der Stadt befindet.

Alle Interessierten können sich am Donnerstag, 12. Mai, zwischen 18 und 20:30 Uhr im Kupfersaal oder ab 18:30 Uhr per Livestream informieren, wie der Stand des Verfahrens ist: Vorgestellt werden die Ergebnisse des bisherigen Beteiligungsprozesses sowie Informationen zum städtebaulichen Wettbewerb.

Mit dabei sind unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Jung und Baubürgermeister Thomas Dienberg. Den Link zum Livestream gibt es am Tag der Veranstaltung unter www.leipzig.de/matthaeikirchhof.

Städtebaulicher Wettbewerb ab 2023

Die Wünsche und Vorstellungen der Leipzigerinnen und Leipziger zum Charakter des Ortes sind nun im sogenannten Matthäikirchhof-Code zusammengefasst, der zum Informationsabend präsentiert wird: Demnach soll der Matthäikirchhof ein offener Ort mit vielfältigen Nutzungen sein, der die Geschichte des Areals vermittelt und sich am Gemeinwohl orientiert. Das Gelände wird mit Freiflächen möglichst nachhaltig und klimaaktiv gestaltet.

Ein weiterer Wunsch ist, dass auf einem Teil der Fläche Wohnungen entstehen, darunter auch Sozialwohnungen. Lokales Handwerk und Coworking-Spaces sollen das Angebot der Innenstadt erweitern. Die Leipzigerinnen und Leipziger erwarten zudem, dass das Gebiet barrierefrei für Fußgängerinnen und Radfahrer zugänglich ist.

Im städtebaulichen Wettbewerb sind voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2023 Planungsbüros dazu eingeladen, Entwürfe für das Areal abzugeben, die den Matthäikirchhof-Code berücksichtigen. Die Kernpunkte der entsprechenden Ausschreibung beschließt der Stadtrat. Auch während des Wettbewerbsverfahrens können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Weitere Informationen gibt es online auf www.leipzig.de/matthaeikirchhof.

Die Entwicklung des Matthäikirchhofs ist ein Modellprojekt im Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar