Stille herrscht seit über zwei Jahren an der Baustelle für das „Four Living“ an der Prager Straße. Dabei hagelte es hier 2019 noch Schlagzeilen, gab es mehre Brandanschläge auf die damals zur CG Group gehörende Baustelle, von denen dann vermutet wurde, es seien linksradikale Brandstifter gewesen, die hier ihren Frust auf einen Leipziger Immobilienentwickler loswerden wollen. Wer es wirklich war, ist bis heute nicht bekannt.

Aber kurz danach kamen sämtliche Bauarbeiten zum Erliegen. Immerhin sollten aus dem einstigen Technischen Rathaus der Stadt durch einen Komplettumbau neue Luxuswohnungen entstehen, die hier in attraktiver Lage auch gleich noch den Blick auf das Johannistal geniessen.

Aber Anfang 2020 wurde das Objekt mit weiteren aufwendigen Investitionsprojekten an die Consus RE AG verkauft, die dann kaum ein Vierteljahr später in der Adler Group aufging. Christoph Gröner selbst gründete die neue CG Elementum AG.

Zwar war im Blätterwald über einen Verkauf von fünf Immobilienprojekten von Consus/Adler an die Pensionskasse BVK und den Co-Investor Corestate spekuliert worden. Aber die „Immobilienzeitung“ geht davon aus, dass der Paketverkauf wohl nicht zustande kam und das Objekt weiterhin zur Adler Group gehört.

Schon vor einem Jahr vermutete die „Bild“-Zeitung, dass der Bau wohl endlich weitergehen könnte und das Prestige-Objekt 2023 fertig sein würde. Aber passiert ist nichts. Möglicherweise auch deshalb, weil in einer Zeit rasant steigender Baukosten und Energiepreise der Einsatz von geschätzten 95 Millionen Euro für die Fertigstellung des Objekts ziemlich riskant ist.

Man findet zwar Mieter und Käufer von entsprechend teuren Luxuswohnungen auch in Leipzig – aber ob es in diesen Zeiten genug sein würden, so ein Projekt am Ende auszufinanzieren, dürfte zumindest den Buchhaltern einiges an Kopfzerbrechen bereiten.

Scheinbar eher gelassen geht mit dem Baustillstand Leipzigs Verwaltung um. In einer Einwohneranfrage hat Daniel Knohr einmal nachgefragt, wie es eigentlich um die Baugenehmigung für das Gebäude steht.

Und das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege teilte ihm nun mit: „Es liegt dem Amt für Bauordnung und Denkmalpflege eine Anzeige zur Unterbrechung der Bauausführung nach § 73 SächsBO vom 30.09.2020 vor. Es ist möglich, die Bauausführung für zwei Jahre zu unterbrechen, ohne dass die Baugenehmigung erlischt.“

Das entkernte ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße. Foto: Sabine Eicker
Das entkernte ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße. Foto: Sabine Eicker

Was ja schon deshalb sehr spannend ist, weil der 30. September 2022 vor der Tür steht und damit die alte Baugenehmigung für das „Four Living“ erlischt.

Und dazu teilt die Verwaltung mit: „Eine Anzeige zur Wiederaufnahme der Bauarbeiten wurde beim Amt für Bauordnung und Denkmalpflege bisher nicht gestellt.“

Logisch, dass Daniel Knohr eine Frage besonders drängend erschien: „Wird überhaupt weiter gebaut?“

„Das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege geht nach den vorliegenden Informationen davon aus, dass die Baugenehmigung umgesetzt wird. Weitere Details über das Baugenehmigungsverfahren können aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht weitergegeben werden“, teilt eben dieses Amt nun mit.

Was zumindest seltsam klingt, da ja eine „Anzeige zur Wiederaufnahme der Bauarbeiten“ bisher nicht gestellt wurde.

Aber vielleicht sieht man ja in den nächsten Tagen wieder Kräne auffahren. Die Spannung jedenfalls steigt.

Während ein Problem ganz bestimmt nicht gelöst wird, wie Daniel Knohr erfuhr: die Parksituation im benachbarten LKG Karre, wo augenscheinlich mehr Autos ihr Zuhause gefunden haben, als in die bereitgestellten Stellplätze passen.

„Bei Neubauvorhaben und bei Nutzungsänderungen baulicher Anlagen muss im Baugenehmigungsverfahren der Stellplatzbedarf nachgewiesen werden. Hierfür sind die Richtzahltabellen der VwVSächsBO oder der Stellplatzsatzung der Stadt Leipzig maßgebend. Weitergehende Forderungen sind nicht möglich“, teilt die Verwaltung mit.

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Da sind wir mal gespannt, ob das noch was wird. Oder ob die Bauruine uns noch über Jahrzehnte erhalten bleibt.

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