Es kracht immer wieder, gern mitten auf der riesigen Kreuzung von Tröndlinring/Goerdelerring und Ranstädter Steinweg. Sie ist ein Unfallschwerpunkt in Leipzig. Und daran hat auch der Umbau der LVB-Haltestelle 2020 nichts geändert. Die Kreuzung ist ein Relikt aus alten Zeiten, als auch Leipzigs Verkehrsplaner den mehrspurigen Ausbau des Rings für eine zukunftsfähige Idee hielten. Doch das kann so nicht bleiben, bestätigt auch das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA).

„Im Jahr 2020 ist der Knoten Goerdelerring/Tröndlinring umgebaut worden. Vorausgegangen waren längere Diskussionen, da an den katastrophalen Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr nichts verbessert würde und die Problematik Massenunfallhäufungsstelle nicht gleichzeitig angegangen wurde“, schrieb die Leipzigerin Kerstin Schmitt in einer Einwohneranfrage, in der sie ihr Unbehagen an diesem Monstrum von Kreuzung deutlich machte. „Die Polizeidirektion Leipzig hatte bekanntlich der Umbauplanung nur vorbehaltlich einer kurzfristigen Entschärfung der massiven Sicherheitsdefizite zugestimmt.“

Doch in die Unfälle sind eher selten Fußgänger und Radfahrer verwickelt, stellt das VTA in seiner Antwort fest, bestätigt aber, dass die Kreuzung nach wie vor eine Unfallhäufungsstelle ist: „Ja, der Knoten ist aktuell eine Massenunfallhäufungsstelle. Diese ist dadurch definiert, dass in einem Jahr mindestens 15 Verkehrsunfälle des gleichen Typs polizeilich registriert werden. Sowohl 2019 als auch 2022 wurden hier mehr als 15 Verkehrsunfälle des Typs Längsverkehr (z. B. Fahrspurwechsel) polizeilich registriert. Unfälle mit Fußgänger- und/oder Radfahrerbeteiligung spielen an diesem Knoten dagegen nur eine untergeordnete Rolle.“

Die Antwort des VTA zur Unfallhäufungstelle Tröndlinring/Goerdelerring.

Warten auf das Konzept erweiterte Innenstadt

Das aber konnte der Umbau der Straßenbahnhaltestelle nicht lösen. Das wird eine Aufgabe sein, welche die Stadt in den nächsten Jahren anpacken muss. Dazu wiederum muss aber die komplette Kreuzung völlig neu gedacht und gebaut werden.

„Massenunfallhäufungsstellen werden jedoch von der städtischen Verkehrsunfallkommission grundsätzlich nicht bearbeitet, da hier davon auszugehen ist, dass die Ursachen nicht mit den Mitteln der Unfallkommission bearbeitet werden können, sondern für eine Entschärfung der Unfalllage bauliche Maßnahmen erforderlich sind“, betont das VTA.

„Eine Beplanung des gesamten Knotens und grundsätzliche bauliche Veränderung ist allerdings mit ganz erheblichen Aufwendungen verbunden und nur langfristig möglich. Eine Grundlage hierfür kann und soll auch das ‚Stadtraumkonzept erweiterte Innenstadt‘ sein. Verkehrsorganisatorische Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sind hinsichtlich der Minimierung der Unfälle vom Typ Längsverkehr daher derzeit nicht möglich.“

Ursprünglich sollte es erste Maßnahmen für den Umbau des Promenadenrings schon 2024 geben. Aber so schnell wird es nicht gehen, meint das VTA. Dafür startet 2023 endlich ein Ideenwettbewerb für die erweiterte Innenstadt.

Ideenwettbewerb für 2023 angesetzt

„Für das ‚Stadtraumkonzept erweiterte Innenstadt‘ ist in 2023 ein Ideenwettbewerb mit einem interdisziplinären Team aus Landschaftsarchitektur, Stadtplanung, Architektur und Verkehrsplanung angedacht. Mit den fertigen Entwürfen wird ab dem Jahr 2024 gerechnet, mit dem fertiggestellten Konzept 2025“, weist das VTA auf den langen Vorlauf für ein wirklich tragfähiges Konzept für den Promenadenring hin.

„Durch eine bessere Aufteilung der unterschiedlichen Mobilitätsarten mit Blick auf Flächengerechtigkeit und die Minderung der gegenwärtigen Barrierewirkung durch bis zu neun Kfz-Spuren werden innerhalb des Projektes gerade die Querungen über den Ring besonders behandelt.“

Einen nächsten Schritt hat man dabei sogar schon irgendwie in der Planung: „Unabhängig dieses Konzeptes ist es geplant, den Radverkehr aus dem Goerdelerring in Richtung Pfaffendorfer Straße mit einer eigenen Markierung direkt zu führen, um den Überweg für zu Fuß Gehende im Bereich der LVB-Haltestelle, der bisher auch von Radfahrenden mit genutzt wird, zu entlasten.“

Kreuzung muss dringend entschärft werden

Aber mit dieser Aussage dürfte auch Kerstin Schmitt nicht zufrieden sein, denn schon 2021 hatte das VTA angekündigt, dass sowohl die Radfahrerfurt Richtung Norden als auch die Richtung Osten am Richard-Wagner-Platz zeitnah geschaffen werden sollten: „Fertigstellung der Untersuchung in 2021, Überarbeitung der Lichtsignalsteuerung in 2021/2022, Umsetzung frühestens 2022.“

Das klingt zwar irgendwie nach 2023. Aber auch das wäre nur ein erster Schritt, die völlig überdimensionierte Kreuzung, die bei starkem Verkehrsaufkommen von Kraftfahrern auch gern zugefahren wird, dauerhaft zu entschärfen.

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Es gibt 11 Kommentare

@fra
> Wenn man an der Nordseite die Parkplätze vor dem Hotel und dem Museum wegnimmt schon.
Bei den Straßenbahnhaltestellen je eine Spur, dann da auch.

Oh Gott, was soll das für ein Monstrum werden? Wäre städtebaulich völliger Unfug. Vor dem (Naturkunde-) Museum gab es keine Brücke…

@ fra
> Liegt vielleicht daran, das ich in allen Fortbewegungsarten denke
das kann ich nicht erkennen. Es wäre hilfreich Sie würden Ihre Behauptung belegen.

@György:
Liegt vielleicht daran, das ich in allen Fortbewegungsarten.
@TLpz:
Wenn man an der Nordseite die Parkplätze vor dem Hotel und dem Museum wegnimmt schon.
Bei den Straßenbahnhaltestellen je eine Spur, dann da auch.

Die Rampen des Blauen Wunders entsprachen nicht den Richtlinien für mobilitätseingeschränkte Nutzer. Schon alleine daher müsste eine neue Brücke, sofern sie über Rampen verfügt, wesentlich ausladender sein. Dafür fehlt aber der Platz, z. Bsp. auf der Nordseite. Zur Haltestelle hin wären gar keine Rampen möglich. Daher müssten trotzdem weiterhin ebenerdige Zugangsmöglichkeiten zur Haltestelle vorgehalten werden. Da es hierfür entsprechende Zeitfenster gibt, ist dies auch die einfachste und bequemste Möglichkeit. Wer benötigt da zusätzlich eine Brücke (die ja auch kostet)?

Problem sind ja auch nicht die Querungen der Fußgänger, sondern eine Unfallhäufung ausschließlich mit Autos.

@ fra
Warum sollte ausgerechnet der Fußverkehr, die den meisten Menschen verfügbare, ökologischste sowie pro Strecke (Körper)-Energieintensivste Fortbewegungsart über einen energieintensiven (dank Rampen länger und mehr Höhenmeter) Umweg geführt und damit benachteiligt werden und nicht die anderen Fortbewegungsarten?
Solch eine Brücke hätte doch den vorrangigen Zweck, weniger Hindernisse für den Verkehr auf der Fahrbahn zu schaffen, statt die Bedingungen für den Fußverkehr zu verbessern. Dies wäre viel günstiger und einfacher möglich mit längeren oder öfteren und intelligenten Grünphasen für diesen, mehr und größeren Verkehrsinseln und Separierung des Radverkehrs.
Fußverkehr sollte möglichst direkt, barrierearm und wartefrei geführt werden, wenn er tatsächlich gefördert werden soll.
Zum Thema derartiger Überführungsbrücken empfehle ich das Video “Crossing the street shouldnt be deadly (but it is)” ab Zeitstempel 23:08.

@TLpz
Ich laufe gerne die Treppen S-Bahn Leuschnerplatz und meine Familie wohnte im Gebirge, wo so ein paar Treppen ein Klacks wären. Weiterhin kann man auch im Alter Fit sein, Sie scheinen sich da etwas bequemer eingerichtet zu haben.

@TLpz
Die Brücke hatte zumindest auf jede der drei Ecken Rampen für Kinderwagen, Radfahrer und sonstige Langläufer.
Allerdings gab es diese Rampen nicht auf den Treppen zu den Straßenbahnsteigen.

MIV Fahrspurreduzierungen sind nötig, sieht man schön am Bild (wozu drei Abbiegespuren? eine Spur aus der Pfaffe könnte auch reichen).
Oder kommt noch der City Tunnel O-W?

@fra
Wie im Artikel zu finden ist, sind es hauptsächlich gehäufte PKW- Unfälle. Die Situation für Rad- und Fußgänger ist aufgrund der vielen, teils engen Warteinseln trotzdem sehr suboptimal. Die Brücke wird nicht wiederkommen. Sie wäre auch nicht die (alleinige) Lösung. Das Sie die Brücke sehr genutzt haben lag sicher an Ihren seinerzeit jungen Beinen. Ihre Mutter wird die Brücke verflucht haben, wenn sie mit Ihnen im Kinderwagen in die Stadt wollte. Und Ihre Uroma sicher auch, wenn sie von der Straßenbahn in die Blechbüchse wollte.

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