Am Donnerstag, dem 27. April, ab 18 Uhr stellt Rüdiger Dittmar, Leiter des Amts für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig, einen Zwischenstand des Auenentwicklungskonzeptes im Rahmen der Veranstaltung Auwald-Dialog der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat vor. Die Veranstaltung findet im Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in der Puschstraße 4 statt.

Beim Auenentwicklungskonzept geht es um die Frage, ob und wie der Leipziger Auwald überhaupt wieder zu genug Wasser bekommen kann, um seinen Charakter als Auwald zurückzubekommen. Vom Wasser ist er durch technische Bauwerke seit über 100 Jahren weitgehend abgeschnitten. Natürliche Überschwemmungen sind daher kaum noch möglich.

Das Projekt Lebendige Luppe hat seit 2011 versucht, wenigstens einen Teil der kleinen Flussläufe im Auwald wiederzubeleben. Aber das reicht natürlich nicht. Da muss mehr passieren.

Ein Auftrag des Stadtrats

Mit der Verlängerung des Projekts Lebendige Luppe 2019 war die Erarbeitung eines gesamträumlich integrierten Entwicklungskonzepts für die nordwestliche Aue (Elster-Luppe-Aue) Bestandteil des Projekts geworden. Im Mai 2020 beauftragte der Leipziger Stadtrat die Stadtverwaltung darüber hinaus, das Auenentwicklungskonzept auf den Bereich der Elster-Pleiße-Aue im südlichen Stadtgebiet auszudehnen und bis 2024 ein Konzept für den gesamten Leipziger Auenbereich zu erarbeiten.

In der Auenlandschaft in und um Leipzig werden seit Jahren Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Auenlebensräumen und deren biologischer Vielfalt umgesetzt. Das Pilotprojekt Paußnitzflutung zur Verbesserung der hydrogeologischen Situation im südlichen Leipziger Auwald begann im Frühjahr 1993 und begeht dieses Jahr sein 30. Jubiläum, und wird derzeit über das Vorhaben dynamische Aue erweitert.

Vorzeigeprojekt Burgauenbach

1999 wurde durch die Verbindung von historischen Gerinnestrukturen der Burgauenbach geschaffen, der beginnend mit einem Einlaufbauwerk im Elsterbecken nahe der Nahle über eine Strecke von fünf Kilometern durch die Burgaue fließt und über den Bauerngraben in die Neue Luppe mündet. Seit rund vier Wochen gelangt wieder mehr Wasser durch diesen Bach in die Aue, weil der Einlass aus dem Elsterbecken instandgesetzt werden konnte.

Zusätzlich erfolgten über das Projekt Lebendige Luppe einige Aufwertungsmaßnahmen am Bach selbst. Und im Nordwesten nahe Schkeuditz wurde im November 2022 mit der Revitalisierung des Zschampert begonnen.

Gerade die kürzlich fertiggestellten Maßnahmen am Burgauenbach – die Entfernung von Erdaufschüttungen entlang des Baches und der Anschluss von Altarmen alter Luppeläufe – vermitteln einen Eindruck, wie eine Auenlandschaft aussehen sollte. Der Burgauenbach kann nun deutlich mehr Auwaldfläche überfluten. An den dann feuchteren Standorten werden auenuntypische Arten zurückgedrängt und Charakterarten des Hartholzauenwaldes gefördert.

Da muss mehr passieren

Denn eins ist klar: Am Burgauenbach konnte zwar gezeigt werden, wie mit relativ geringem Aufwand ein Gewinn für das Auenökosystem erzielt wird. Aber die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus. Um die Aue und die vielfältigen Ökosystemleistungen zu sichern und deren Nutzen Bürgerinnen und Bürgern nahezubringen, sind weitere Maßnahmen, wie sie aus dem Auenentwicklungskonzept hervorgehen werden, von großer Bedeutung.

Auf der Basis dieses im Austausch mit zahlreichen Akteuren erarbeiteten Konzeptes für die gesamte Leipziger Aue wird es möglich sein, Maßnahmen zum Erhalt und Schutz der Auenlandschaft vor dem Hintergrund sich wandelnder Klimabedingungen und im Kontext einer wachsenden Stadt zu definieren und umzusetzen.

Das Projekt Lebendige Luppe

Im Rahmen des Projekts Lebendige Luppe arbeiten die Städte Leipzig und Schkeuditz, die Universität Leipzig, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und der NABU Sachsen gemeinsam an Förderung und Erhaltung auentypischer Biotopstrukturen auf dem Gebiet der Städte Leipzig und Schkeuditz.

Durch die Wiederbelebung ehemaliger Flussläufe und die Beförderung von naturnahen Überflutungsereignissen sollen dem Auwald neue Lebensadern geschenkt, der Wasserhaushalt des Auensystems soll insgesamt verbessert und die biologische Vielfalt in diesem wertvollen Ökosystem gefördert werden.

Die Lebendige Luppe erhält als erstes sächsisches Projekt eine Förderung im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, das durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit realisiert wird. Gefördert wird es zudem durch den Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Es ist ein Schlüsselprojekt des Grünen Rings Leipzig und des NABU Leipzig und seit Mai 2018 offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“.

Der Auwald-Dialog

Am Donnerstag, dem 27. April, um 18 Uhr findet der Leipziger Auwald-Dialog im iDiv statt, wo Vertreter/-innen aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft über die aktuellen Belange des Leipziger Auwalds miteinander ins Gespräch kommen können. Dazu lädt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ein.

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther, der sich für die Revitalisierung des Leipziger Auwalds einsetzt, wird die Veranstaltung mit einem Video-Grußwort eröffnen. Mit Prof. Dr. Wirth konnte ein fachlich hochkarätiger Gesprächspartner zum Thema „Zustand und Entwicklung des Leipziger Auwalds“ gewonnen werden. Seitens der Stadt stellt Rüdiger Dittmar, Leiter des Amts für Stadtgrün und Gewässer, den Stand des Auenentwicklungskonzepts vor.

Jürgen Kasek als Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher wird Positionen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Leipziger Auwald vertreten.

Im Anschluss gibt es die Gelegenheit zu Fragen und Diskussion mit und aus dem Publikum.

Der Zeitplan: 

18 – 18.30 Uhr Vortrag Prof. Dr. Wirth zu Zustand und Entwicklung des Leipziger Auwalds

18.30 – 19 Uhr Vortrag Hr. Dittmar, Leiter des Amts für Stadtgrün und Gewässer zum Auenentwicklungskonzept

19 – 19.15 Uhr Vortrag Hr. Kasek zu bündnisgrünen Positionen und Forderungen zum Leipziger Auwald

19.15 – 20 Uhr Diskussion und Fragen aus dem Publikum

Moderation: Ulrike Böhm

Die Veranstaltung ist kostenfrei und für alle Interessierten offen!

Aus Planungsgründen wird um Anmeldung per Mail an gruenefraktion@leipzig.de gebeten.

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Es gibt 5 Kommentare

Hallo Hearst,
natürlich entwässern eine zurück gebaute Nahle und Neue Luppe den Auwald nicht mehr.
Aber ich denke, Sie werden das gesamte Wasser – auch im Normalwasserfall – dieser Flüsse nicht einfach so in die Elster umleiten können.

Bevor diese beiden Gewässer 1. Ordnung geschaffen wurden, gab es als größere Flüsse nur die Elster und die große Luppe im Auwald; eine riesige Fläche konnte Wasser aufnehmen.
Kleine Gewässer wie das Hundewasser (damit wurde übrigens die ursprüngliche Kiesgrube ‘Auensee’ geflutet und verschlammt), der Bauerngraben oder der Burgauenbach durchzogen das Gebiet.
Trotzdem überfluteten Hochwässer angrenzende Gebiete in Leipzig.
Wenn Sie sich mit allen Anliegern diesbezüglich einigen, können sie ja den Rückbauversuch starten.
Auch wäre der Auwald nicht mehr so “nutzbar”/begehbar wie heute. Ãœberall stünde Wasser.

Sie sagen richtig: es gibt zukünftig nicht mehr ganz so viel regelmäßiges Wasser.
(Dafür mehr sporadische Hochwasserereignisse.)
Gerade weil es in Zukunft weniger Wasser geben wird, muss das verfügbare Nass so einfach wie möglich dem Auwald zur Verfügung stehen. Das geht nur über eine Anhebung der Flusssohle ab Nahlewehr, die bereits jetzt fast 4m tiefer als der Auwald liegt! Dadurch wird dem Wald stetig Wasser entzogen.

Lieber Christian,
warum sollte der zurückgebaute Luppe-Kanal weiterhin den Auwald entwässern?
Wohin floß das Wasser ehe der Kanal gebaut wurde? Und wird es in Zukunft / gar gegenwärtig soviel Wasser geben wie zur Entstehungszeit des Kanals?

@Hearst
Und WO soll jenes Wasser dann fließen?
Und soll es weiterhin den Auwald entwässern, da es zu tief fließt?

Das alles sollte den Altvorderen vom NuKLA doch ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.

@Christian: Die Neue Luppe gehört m.E. nicht angehoben, sondern zurückgebaut.

Um den Auwald wieder nachhaltig zu vernässen, müsste auch der Pegel der Nahle bzw. Neuen Luppe angehoben werden. Das war auch im Vortrag von Axel Bobbe (vor kurzem hier als Link publiziert) so zu hören und vorher schon klar. Technisch gesehen ist das gar nicht so ein Hexenwerk.

Gehört das auch mit zum Auenentwicklungskonzept der Stadtverwaltung?
Oder ist man hier von überregionalen Institutionen abhängig?

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