Dass das alte Leipziger Hochwassersystem so nicht wirklich funktionierte, war beim letzten Hochwasser im Jahr 2013 zu erleben, als die Wassermassen wieder mal durch die Neue Luppe rauschten und dabei das Wehr Kleinliebenau völlig zerstört wurde.

Mit großem Druck schoss das Wasser durch den Luppe-Kanal. Während das alte Luppensystem wieder nicht dazu genutzt werden konnte, das Wasser in den Auwald abzuleiten. Nun wurde das Wehr neu gebaut. Umweltminister Wolfram Günther war vor Ort.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Wehres Kleinliebenau II bei Schkeuditz fließt im Luppe-Wildbett nach Jahrzehnten wieder regelmäßig Wasser. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther weihte das neue Wehr am Mittwoch, 6. Juli, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Landestalsperrenverwaltung, des Landkreises Nordsachsen sowie der Stadt Schkeuditz offiziell ein.

Einweihung des Wehrs Kleinliebenau II mit Umweltminister Wolfram Günther. Foto: LZ
Einweihung des Wehrs Kleinliebenau II mit Umweltminister Wolfram Günther. Foto: Sabine Eicker

Durch die sogenannte Wiederbespannung, also den Wiederanschluss an das Gewässersystem in diesem Teil der Auenlandschaft, kann das alte Luppesystem, das den nordwestlichen Auwald durchzieht, dauerhaft als Fließgewässer mit all seinen Verzweigungen erhalten werden. Auch soll damit künftig das salzhaltige Überschusswasser aus den Tagebaurestseen in Merseburg-Ost in Sachsen-Anhalt verdünnt werden.

Denn während die Weiße Elster nördlich des Wallendorfer und des Raßnitzer Sees vorbeifließt, schlängelt sich die Luppe südlich der beiden Restseen Richtung Saale – meist mit viel zu wenig Wasser, da sie ja auf Leipziger Gebiet von Nahle und Neuer Luppe regelrecht abgeschnitten ist.

Die Wiederherstellung des Wehres gehört also auch in das große Auenentwicklungskonzept, das dem Leipziger Stadtrat Ende des Jahres vorgelegt werden soll und das auch Konzepte beinhalten soll, wie das Luppensystem im Leipziger Nordwesten wieder an das Gewässersystem angebunden werden kann, um die alten Wasserläufe im Auwald wieder dauerhaft mit Wasser zu beschicken.

Der wieder geöffnete Zufluss zum Luppewildbett. Foto: LZ
Der wieder geöffnete Zufluss zum Luppewildbett. Foto: Sabine Eicker

Die Bauarbeiten am Wehr Liebenau II begannen im September 2020 und kosteten rund 3,1 Millionen Euro, finanziert aus Mitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen.

„Wir geben dem Luppe-Wildbett und diesem Teil der Auenlandschaft endlich das Wasser zurück. Das ist dringend notwendig“, sagt Umweltminister Wolfram Günther beim Besuch des neu gebauten Wehres.

„Denn dem Auwald und der Auenlandschaft der Weißen Elster fehlt an vielen Stellen Wasser. Mit der Wiederbespannung dieser natürlichen Flusslandschaft verbessern wir den Hochwasserschutz. Und wir verbessern die Gewässerqualität der Luppe. Angesichts der Tatsache, dass derzeit nur rund sieben Prozent der sächsischen Fließgewässer in gutem ökologischem Zustand sind, ist das ein wichtiger Beitrag. Zudem sind intakte Flussauen hochvitale Lebensräume und natürliche Wasserspeicher – angesichts der Krise der Artenvielfalt und der Klimakrise wichtige Punkte.

Der Leipziger Auwald ist wegen wasserbaulicher Eingriffe in der Vergangenheit und infolge der Dürren in den letzten Jahren stark gefährdet. Wir haben uns vor zwei Jahren aufgemacht, den Auwald mit einem breiten Maßnahmenbündel zu retten. Maßnahmen wie die Wiederbespannung des Luppe-Wildbetts ergänzen die gemeinsamen Anstrengungen mit Partnern in den Landkreisen und Kommunen zum Schutz und zur Wiederbelebung der Flusslandschaft von Weißer Elster und Luppe in der Region.“

Die Geschichte des Wehres

Das Wehr Kleinliebenau II wurde im Jahr 1935 in Betrieb genommen. Das Luppe-Wildbett war jedoch seit den 1980er Jahren größtenteils von der Wasserversorgung abgeschnitten. Damals wurde die Neue Luppe in Richtung Autobahn A9 ausgebaut und der Aufschluss des Tagebaues Merseburg-Ost vorangetrieben. Der Raßnitzer und der Wallendorfer See erzählen noch von diesem Braunkohletagebau mitten in der Aue von Luppe und Weißer Elster.

1991 endete hier der Tagebau. Ohne diesen Stopp hätte er sich immer weiter in Richtung Zöschen und Horburg-Maßlau und damit in Richtung Leipzig vorangefressen und damit weitere riesige Teile der Aue unwiderbringlich zerstört.

Umweltminister Wolfram Günther am geöffneten Zulauf zum  Luppewildbett. Foto: LZ
Umweltminister Wolfram Günther am geöffneten Zulauf zum Luppewildbett. Foto: Sabine Eicker

Die Hochwasserabflüsse wurden seitdem über die Neue Luppe zur Weißen Elster abgeleitet und das Luppe-Wildbett führte kaum noch Wasser. Das Wehr Kleinliebenau II wurde im Jahr 1989 verschlossen. Seine Hochwasserschutzfunktion für die südwestliche Elster-Luppe-Aue behielt es jedoch weiterhin, war also letztlich völlig dysfunktional.

Das ursprüngliche Wehr aus dem Jahr 1935 wurde beim Hochwasser 2013 so stark beschädigt, dass es abgerissen und neu gebaut werden musste. An seiner Stelle entstand ein Betonbauwerk mit zwei Wehrfeldern, die jeweils durch ein Hubschütz gesteuert werden können. Als Teil des Projektes wurde auch die Gewässeranbindung zwischen der Neuen Luppe und dem Luppe-Wildbett wiederhergestellt.

Damit kann das Wehr künftig auch für eine gesteuerte Entwicklung der Luppe-Wildbett-Aue genutzt werden – nämlich geöffnet werden, um verstärkt wieder Wasser in die Luppe zu lenken. Ziel ist, mit einer sensiblen Steuerung die speziellen Lebensräume für Tiere und Pflanzen im Auenwald zu erhalten.

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