Die Ortsgruppe Leipzig Südost des BUND Leipzig hat am Freitag, dem 15. März, ein Schreiben an den Oberbürgermeister, den Stadtrat und zahlreiche Ämter der Stadt Leipzig geschickt, mit dem Ziel, eine Verkehrsberuhigung am Dorfanger Probstheida zu erwirken. Es ist einer der wenigen noch im Stadtgebiet erhalten historischen Dorfanger, wird aber in der Regel nur als großer Parkplatz und als Abkürzung genutzt.

Die Ortsgruppe Südost des BUND Leipzig, Institutionen vor Ort, viele Anwohner/-innen und alle Unterzeichnenden fordern, dass der naturbelassene Dorfanger Probstheida (Naturdenkmal), die Etzoldsche Sandgrube (LSG) entlang der Augustinerstraße und die vierreihige Lindenallee Naunhofer Straße (LSG) geschützt werden.

Juliane Kuhn, Vorsitzende der Ortsgruppe Südost, beschreibt die Lage wie folgt: „Der motorisierte Individualverkehr und ruhende Verkehr am denkmalsgeschützten Dorfanger Probstheida, in der Augustinerstraße und Naunhofer Straße (LSG) hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Geschwindigkeitsbeschränkungen werden nicht eingehalten.

Fuß- und Radverkehr, spielende Kinder und Menschen mit Behinderung sind gefährdet durch fehlenden Raum und ungesicherte Wege. Grünflächen und Fußwege werden teilweise als Parkflächen genutzt.“

Zugeparkte Russenstraße. Foto: BUND Leipzig
Die zugeparkte Russenstraße. Foto: BUND Leipzig

Durch die geplante bauliche Veränderung der Prager Straße („Prager Str. von An der Tabaksmühle bis Friedhofsgärtnerei“), die für 2024/2025 geplant ist, sei eine weitere signifikante Zunahme des motorisierten Individualverkehrs über den Dorfanger und die Augustinerstraße zu befürchten.

Deshalb wurden die angeschriebenen Personen und Institutionen aufgefordert, bei ihren Planungen und Entscheidungen das Ziel einer sofortigen Verkehrsberuhigung und einer deutlichen Reduzierung des Autoverkehrs und des parkenden Verkehrs am Dorfanger Probstheida sowie in der Augustinerstraße und Naunhofer Straße zu verfolgen.

Der BUND Leipzig, die Ortsgruppe und die Befürworter/-innen des Schreibens fordern daher folgende Maßnahmen:

  • verkehrsberuhigte Bereiche für Anwohner/-innen (ab Eingang Nieritzstr. und Prager Str.) am Dorfanger, Augustinerstr. und Naunhofer Str. (bis Kommandant-Prendel-Allee);
  • Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung: z.B. Poller, Schwellen, Aufpflasterungen, Blumenkübel, Versätze, Fahrbahnverengungen, Parkbuchten und Bepflanzung ;
  • fahrbahnbegleitende Fußwege etablieren und kennzeichnen;
  • Fahrradrouten etablieren und kennzeichnen;
  • ein Parkkonzept für das gesamte Wohngebiet am Dorfanger (Anwohnerparkplätze, Reduktion des Parkens von MitarbeiterInnen der Heliosklinik und der Stadionbesucher, wechselseitiges Parken entlang der Russenstr. zwischen Prager Str. und Strümpelstr.);
  • Kreuzung Nieritzstr./Russenstr.: Verjüngung der Nieritzstr. im rechten Winkel zur Russenstr. – dadurch Ãœbersichtlichkeit, Geschwindigkeitsreduktion, Verringerung der versiegelten Fläche und Erweiterung der Grünfläche;
  • Etablierung von Fahrradstraßen: Russenstr. im gesamten Bereich Dorfanger, gesamte Augustinerstr. und Naunhofer Str. entlang der Lindenallee bis Kommandant-Prendel-Allee;
  • Herstellung Verkehrssicherheit Russenstr. /Augustinerstr.: Sperrung des Durchgangsverkehrs für MIV in beide Richtungen; frei für Radfahrer und Fußgänger;
  • stationäre Geschwindigkeitskontrollen.

Termin: Um die Situation vor Ort zu betrachten, lädt die Ortsgruppe Südost sowie die Regionalgruppe BUND Leipzig zu einer Kundgebung mit persönlichen Gesprächen am Freitag, dem 22. März, in der Zeit vom 15 bis17 Uhr am Dorfanger Probstheida, Kreuzung Russenstraße/Nieritzstraße ein.

Neben zahlreichen Persönlichkeiten haben auch der Bürgerverein Stötteritz, der Ökolöwe, die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Probstheida-Störmthal-Wachau, der NABU Regionalverband Leipzig e.V. und der ADFC die Petition unterschrieben.

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Es gibt 15 Kommentare

Unter https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2024/03/wildwest-in-suedost-bund-leipzig-fordert-verkehrsberuhigung-am-dorfanger-probstheida-581298#comment-39288 stellen Sie, lieber User “Rudi”, eine mich verblüffende Betrachtung an. Zusammengefaßt schreiben Sie, daß die weiland in grauer Vorzeit begonnenen und später fortgeführten Trennungen in Kfz-Fahrbahnen, Straßenbahntrassen und Radwege nur zugunsten der Kfz erfolgten und, mehr noch, bis heute beträchtliche Opfer fordern: zu hohe Tempi der Kfz seien seither die Folge, sowie hinsichtlich der Velofahrer ein trügerisches Sicherheitsgefühl. Ãœberdies, Radwege seien nur eine vermeintliche Radverkehrsförderung. Diese Sicht muß ich sacken lassen und überlegen, was daraus zu schlußfolgern wäre.

@Rudi
> “Alle Unfallschwerpunkte Radverkehr hat Leipzig seit mindestens 25 Jahren überall dort, wo der Radverkehr separiert ist.”
Ja, weil die anderen Stellen gemieden werden. Sieht man doch am Neuen Rathaus Richtung Harkortstraße. Und an der Jahnallee/Angerbrücke stadtauswärts habe ich immer ein ungutes Gefühl, von hinten umgebrettert zu werden. Aktuell ist dort für Linksabbieger wegen einer Baustelle nur eine Spur vorgesehen. Was hat man gemacht? Die linke Spur gesperrt, rechts tummeln sich immer noch Geradeausfahrer und Radfahrer im Mischverkehr. Hätte man, wenigstens für die Dauer der Baustelle, anders lösen können. Ich kann jeden verstehen, der dort schnellstmöglich auf den Fußweg ausweicht. Was bei der Diskussion um Separierung ja oder nein auch gerne vergessen wird: Man steht mit dem Rad im Mischverkehr zwischen den PKWs und atmet schön die Abgase ein. Lust habe ich dazu nicht wirklich.
An manchen Stellen ist eine Separierung aufgrund der Anzahl der dort fahrenden Verkehrsmittel und der Verkehrsströme erforderlich, auch wenn diese vielleicht einen positiven Nutzen für den PKW- Verkehr aufweist. Das ist bei separaten Haltestelleninseln so und wäre auch an Stellen, an denen entsprechende Radverkehrsströme vorhanden sind, sinnvoll. Da kann das auch gerne eine Brücke oder Unterführung sein, wenn ich als Radfahrer dadurch vielleicht nicht 2 Ampelphasen zum linksabbiegen benötige. Oder wie am Ring zu nahezu jeder Zeit die Abgase einatmen muss.

@TLpz
Hier geht es doch nicht um falsch oder richtig. Es gibt Maßnahmen und diese haben Konsequenzen. Welche das sind, kann man auf Grund der Verkehrswissenschaft im Übrigen auch voraussagen. Wir wissen bspw. seit fast 100 Jahren, dass durch die Separierung Autoverkehr gefördert wird. Deshalb wurde ab den 1930ern der Radwegebau massiv vorangetrieben und ab den 1970ern die Separierung der Straßenbahn vom Kfz-Verkehr. Die Autos sollten nicht mehr hinter der lahmen Straßenbahn hertuckern müssen. Die Separierung führt allerdings zu deutlich mehr Unfällen und diese sind auch noch schwerer, weil schneller gefahren wird.
Die Niederlande haben diese Erkenntnisse ganz sicher auch. Wenn man allerdings gutes Marketing hat, kann man die Maßnahmen zur Förderung des Kfz-Verkehrs auch als Radverkehrsförderung verkaufen. Laien freuen sich dann über die vermeintliche Radverkehrsförderung und sind auch meist fest davon überzeugt, dass sie auf dieser objektiv sicher sind. Dass sie es nicht sind, kann man den Unfallstatistiken entnehmen. Alle Unfallschwerpunkte Radverkehr hat Leipzig seit mindestens 25 Jahren überall dort, wo der Radverkehr separiert ist. Subjektives Sicherheitsempfinden senkt die Aufmerksamkeit. Um so dramatischer, wenn man sich subjektiv sicher fühlt auf einem Weg, der objektiv unsicher ist.
NL ist bei der Radverkehrssicherheit seit den 1990ern übrigens keinen Milimeter voran gekommen. Noch immer werden jedes Jahr zwischen 200 und 280 Radfahrende tödliche verletzt. Das war auch in den 1990ern schon so. In D ist man von 1.000/Jahr auf 380 – 480 abgesunken – bei gleichzeitig deutlicher Zunahme des Radverkehrs (sowohl Anzahl Fahrten als auch Streckenkilometer).

Eins noch, die haben bedeutend weniger Straßenschilder pro Km.
PS: Im vorherigen Beitrag ist ein mir zuviel.

@Rudi
Und was soll Ihr letzter Beitrag den sagen, das die Niederlande und Dänemark alles falsch machen.
Nun ist es in beiden Ländern so das die Mehrheit der Bevölkerung den Menschen die Wahl des Fortbewegungsmittel überlässt und bei dem Spruch “Gleichheit aller Fortbewegungsmittel” auch alle meinen. Ich jedenfalls habe in Dänemark keine Angst mit dem Fahrrad zu fahren bzw. auch mal an der Straße zu laufen. In den Jahren wo ich dort zu Gast war, ist mir keine gefährliche Situation mir aufgefallen.

@TLpz:
Die Niederlande sind ein extrem autofreundliches Land. Merkt man in Innenstadtnähe nicht, aber spätestens der Blick in den Modal Split zeigt: Es wird in NL noch mehr Auto gefahren als in Dtl. und Hauptgrund ist, dass man ein geschicktes Marketing fährt. Die Maßnahmen zur Förderung des Kfz-Verkehrs werden als Radmaßnahmen verkauft und gefeiert. Diese Radbrücken überspannen mehrspurige Straßen und sind ein Relikt der autogerechten Stadt.
Ich bin sehr froh, dass man in Leipzig davon abgerückt ist und der Kfz-Verkehrsanteil seit 2004 kontinuierlich sinkt. Mittlerweile werden von der Bevölkerung Amsterdams (38%) mehr Wege mit dem Auto zurückgelegt als in Leipzig (36%) – und Amsterdam ist schon die Großstadt mit der geringsten PKW-Nutzung in NL. Was die Verkehrsmittelwahl in D von NL unterscheidet: In D wird mehr zu Fuß gegangen und die Öffis werden erheblich mehr genutzt. In NL fährt man dafür mehr Rad. Beim Kfz-Verkehr nehmen sich beide allerdings nahezu nichts.
Noch schlimmer ist es übrigens in Kopenhagen: Der Radverkehrsanteil stagniert dort seit 2010 ungefähr bei 30%, der Kfz-Anteil ist von 30 auf 34% gestiegen. Warum? Weil man selbst auf wichtigen Routen dem Kfz-Verkehr sehr viel Platz gibt und den Radverkehr vor allem auf Kosten des Fußverkehrs entwickelt. Die Königin-Louisen-Brücke entspricht in Lage und Funktion ungefähr unserer Sachsenbrücke. Stell dir mal vor, wir würden täglich 10.000 Kfz über die Sachsenbrücke fahren lassen, obwohl wir (und auch Kopenhagen) ein paar Meter nördlich und südlich mindestens 4-spurige Straßen haben. In Leipzig zum Glück unvorstellbar, in Kopenhagen sogar mit 6-spurigen Straßen traurige Realität.
https://www.openstreetmap.org/#map=18/55.68685/12.56324

@Rudi
Dann präzisiere ich meine Aussage: Man könnte die Radstreifen auf der Innenseite des Rings entfallen lassen, hätte man eine (beidseitige) Ringumrundung geschaffen. Die wäre durchaus möglich und zwar auch mit Straßen, die nicht ständig gesperrt sind. Ein paar kleine bauliche Veränderungen hätten da durchaus schon gereicht. Müssten man wollen, hat man aber nicht. Vom Roßplatz zum Neuen Rathaus fahre ich 1000x lieber über Universitäts- und Schillerstr. als direkt im Mischverkehr auf dem Ring (mit den Rechtsabbiegern am Leuschnerplatz) oder neben der Autokolonne. Auf der Aussenseite des Rings haben die Radstreifen durchaus ihre Berechtigung. Und Knotenquerungen muß man nicht immer nur mit Ampeln denken und mit benötigten 2 Ampelphasen für das Linksabbiegen als Radler. Warum kein Radbrückenkreisel wie in den Niederlanden am Goerdelerring oder Hbf/Ost??

@TLpz:
Es wird niemals alternative Radverbindungen innerhalb des Ringes geben, weil alternativ gleichwertig bedeutet. Wie soll das möglich sein, wenn man x-mal große Knoten queren muss um zu diesem inneren Ring zu kommen, der teilweise Fußgängerzone ist und zig Wochen im Jahr gar nicht nutzbar?
Stell dir mal vor, man baut eine Autobahn und sperrt die dann nach belieben über Wochen immer mal wieder. Was da wohl los wäre. Beim Radverkehr ist das Alltag und wird von manchen Radfahrenden auch noch so gewünscht. Das ist doch absurd.

@fra
Auch am Thomaskirchhof Richtung Goerdelerring und an vielen anderen Kreuzungen. In Ri. Harkortstr. ist es aber am gravierendsten. Hier sollte man endlich mal gegensteuern. Linksabbieger Ri. Leuschnerplatz gibt es recht wenig, da würde auch eine Spur ausreichen. Dann hätte man eine Spur “gewonnen” und könnte den Radweg weiterziehen. Abenteuerlich ist z. Bsp. auch die Radwegführung vom Leuschnerplatz kommend Richtung Thomaskirche. Man kommt kaum auf den grün markierten Radweg. M.E. wäre es sowieso sinnvoller gewesen, alternative Radrouten innerhalb des Rings zu schaffen. Aber dazu hätte man an verschiedenen Stellen bauliche Veränderungen schaffen müssen, und das wird in Leipzig nicht gemacht. Alles, was nicht mit ein paar Strichen möglich ist, wird unterlassen. Das nervt mich als Radfahrer mindestens genauso wie die Autofahrer.

@TLpz:
“Bis 50m vor den jeweiligen Ampelkreuzungen. ”
Dieses stimmt nur in Richtung Harkortstraße.

@fra
> “Die Radschutzstreifen sind eine gute Idee, die leider nicht in den gehofften Maße angenommen wird. Ich schau fast jeden Tag tagsüber auf den am Martin-Luther-Ring. ”
Der Radfahrstreifen (nicht Schutzstreifen!) am Martin-Luther-Ring ist gut. Bis 50m vor den jeweiligen Ampelkreuzungen. Dort hört er nämlich auf und als Radfahrer muss man sich in den fließenden Verkehr einordnen. Als Radfahrer meidet man üblicherweise solche Stellen, insbesondere wenn der fließende Verkehr besonders stark ist (auch wenn er an der Stelle zu manchen Zeiten weniger gut fließt). In Leipzig jedoch leider weit verbreitet. Das ist nicht die Infrastruktur, die man sich als Radfahrer vorstellt. Und die nach §2, Abs. 5 StVO z. Bsp. Kinder vor die Herausforderung stellt, ab 8 Jahren zwar auf dem Radweg fahren zu dürfen, am Ende desselben aber absteigen und das Rad auf den Gehweg befördern zu müssen.

Die Radschutzstreifen sind eine gute Idee, die leider nicht in den gehofften Maße angenommen wird.
Ich schau fast jeden Tag tagsüber auf den am Martin-Luther-Ring. Die Menge an Radfahrern würde das beschriebene Szenario “Radfahrer nutzen gemütlich die Breite der Fahrbahn, hinter ihnen die wütend hupende Blechlawine” nur in homöopathischen Dosen entstehen lassen.

Ui, ich stelle mir gerade vor, alle von Urs beschriebenen “manisch verordneten Radschutzstreifen” wären plötzlich verschwunden, Radfahrer nutzen gemütlich die Breite der Fahrbahn, hinter ihnen die wütend hupende Blechlawine. Ein schöner Gedanke aber leider zu unwahrscheinlich, da Radfahrer i.d.R. nicht lebensmüde sind. Realistischer wäre ein Szenario, bei dem die Radfahrmeute aufs Autos umsteigt und zur weiteren Verstopfung der Leipziger Straßen beiträgt.

Urs, reden Sie doch zum Beispiel einfach mal mit Bewohnern oder Mitarbeitern des auf dem Foto abgebildeten Heinz-Wagner-Hauses, bevor Sie sich hier wieder irgendwas zusammen reimen.

Und Sie finden nicht, liebe Redaktion, daß die obigen Schilderungen voller Dramatisierungen daherkommen?

Ich saß vorhin einige Zeit im Außenbereich von “Tante Rosi” und konnte den nahen Kreisverkehr einsehen: Raser waren die Fahrer vom Amazon sowie Carsharing-Nutzer. Alle anderen waren manierlich unterwegs. Verkehrsberuhigung ist als universelles Zauberwort untauglich, auch und gerade in der Großstadt Leipzig, zumal sich dahinter nichts als Halteverbote und Sperrungen verbergen. Das reicht nicht für ein gedeihliches Zusammenleben. Die Straßen, in denen wegen manisch verordneten Radschutzstreifen kein Taxi, kein Postauto auch nur stoppen kann, sind schon jetzt doof dran.

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