Nun hat es gleich bei drei Landtagswahlen hintereinander im Osten Ergebnisse über 20 Prozent für eine rechtslastige Partei wie die AfD gegeben. Eine Partei, die ihre Rechtsradikalisierung als „Wende 2.0“ verkaufte und den Wählern einredete, da sei 1989 irgendetwas unvollendet geblieben. Lassen sich die Ostdeutschen tatsächlich so für dumm verkaufen? Oder ist ihnen die Mühe einer Demokratie tatsächlich zu viel? Fragen, denen jetzt in Chemnitz das Forum „Die offene Gesellschaft“ nachgeht. Pünktlich zum 30. Jahrestag der Maueröffnung.

Die in Berlin aus der Taufe gehobene Initiative Offene Gesellschaft wird vom 7. bis 10. November in Chemnitz sein, auf Ideensuche direkt am Karl-Marx-Monument. Nach dem rechtsterroristischen Anschlag am 9. Oktober in Halle sagt Geschäftsführer Philip Husemann: „Jetzt erst recht muss die demokratische Zivilgesellschaft Gesicht zeigen und sich Gehör verschaffen.“

Dem entgegen steht die Förderpolitik der Bundesregierung. Viele zivilgesellschaftliche Projekte, auch in Chemnitz, stehen momentan vor dem Aus. Die Initiative Offene Gesellschaft fordert deshalb: Die Demokratieförderung muss verdoppelt werden, auf mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr.

Die offene Gesellschaft in Chemnitz: Mit neuen Ideen gegen die neue Rechte

Welches Land wollen wir sein? Und wie wollen wir in Zukunft leben? Fragen, die wichtiger sind denn je, wenn die offene Gesellschaft auf dem Spiel steht. Die Initiative Offene Gesellschaft reist auf der Suche nach konkreten Ideen und Zukunftsvisionen durch ganz Deutschland. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ist die letzte Station der Reise in Chemnitz, wo die Initiative vom 6. bis 10. November Station macht.

Baustein der Ausstellung: Einmischen. Foto: Initiative Offene Gesellschaft
Baustein der Ausstellung: Einmischen. Foto: Initiative Offene Gesellschaft

„Die Feinde der offenen Gesellschaft formieren sich. Vor gut einem Jahr in Chemnitz, vor wenigen Wochen in Halle. Jetzt erst recht muss die demokratische Zivilgesellschaft Gesicht zeigen und sich Gehör verschaffen. Sehr bewusst haben wir uns deshalb das symbolkräftige Karl-Marx-Monument als Ort und 30 Jahre Mauerfall als Anlass für unsere Ausstellung, Debatten und Workshops in Chemnitz ausgesucht“, kommentiert Philip Husemann, Geschäftsführer der Initiative Offene Gesellschaft.

Zentraler Anlaufpunkt der Offenen Gesellschaft in Bewegung ist eine interaktive Wanderausstellung, die unter dem Titel „Welches Land wollen wir sein?“ Fragen aufwirft und Menschen ins Gespräch bringt. Die Ausstellung am Karl-Marx-Monument hat die Form eines riesigen Ausrufezeichens und ist Teil des Festivals Aufstand der Utopien.

Hier ist Platz zum An- und Zusammenkommen, zum Ausschwärmen, zum Eintauchen und Utopien überfliegen. Drei Ausstellungen sind permanent zu besichtigen und auch das Festivalzentrum begibt sich auf eine ganz eigene Reise. Es ist ein multifunktionaler Kulturraum der Begegnung; zwischen Utopie und Dystopie, zwischen Realitäten und Traumwelten, zwischen Raum und Zeit. Temporär, alltäglich, andersartig, lädt der Raum zum gemeinsamen Andocken und Anecken ein.

Und hier beginnt der „Aufstand der Utopien“ am Mittwoch, 6. November, um 16 Uhr auch mit dem Thema „Zwischen den Welten – der lange Weg der Migration“.

Durch die neue Förderpolitik des Bundesregierung im Programm „Demokratie leben!“ stehen etliche Demokratie-Initiativen vor dem Aus, auch in Chemnitz.

Husemann dazu: „Über Jahre aufgebaute Strukturen und Netzwerke drohen durch die neue Förderpolitik der Bundesregierung zu zerbrechen. Nach Halle braucht es dringender den je eine nachhaltige Demokratieförderung. Wir fordern eine Aufstockung des Förderprogramms auf 200 Millionen Euro.“

 

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. Oktober 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 450 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

 

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar