Es sah auf den ersten Blick nur wie ein Flohmarkt aus. Und in gewisser Weise war es auch ein ferner Verwandter davon. Denn auch um die Wiederverwendung von Dingen, Stoffkreisläufe und Selbermachen ging es am Samstag, dem 5. August, beim Aktionstag Nachhaltigkeit im Leipziger Osten, den das Forum Nachhaltiges Leipzig an der Eisenbahnstraße organisiert hat. Denn Nachhaltigkeit beginnt nun einmal damit, dass man sich Gedanken darüber macht, welcher Aufwand in jedem einzelnen Produkt steckt. Und damit: welcher Wert.

Ein Wert, der meist vergessen wird, wenn man einfach fröhlich zum Shoppen loszieht und nicht auf die Haltbarkeit und Umweltverträglichkeit der gekauften Produkte achtet. Aber die Leipziger Netzwerke der Menschen, die sich genau damit beschäftigen, wachsen. Selbermachen, Tauschen und Teilen sind längst für viele Menschen selbstverständlich geworden.

Und viele der Initiativen, die sich zur Popularisierung der Nachhaltigkeit in Leipzig einsetzen, konnte man am Samstag mit eigenen Ständen an der Eisenbahnstraße antreffen.

Ziel: Zero Waste

Es gab auch einen richtigen Flohmarkt, eine Second-Hand-Modenschau und Informationsstände zu den Themen Abfallvermeidung und nachhaltigen Konsum. Und mittendrin war natürlich auch die Leipziger Stadtreinigung anzutreffen, die für die Stadt die vom Stadtrat beschlossene Zero-Waste-Strategie umsetzt und ein Warenhaus der „Zweiten Liebe“ auf den Weg bringen will.

Peter Wasem, der Leiter des Amtes für Umweltschutz, am Stand der Stadtreinigung Leipzig. Foto: Sabine Eicker
Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz, am Stand der Stadtreinigung Leipzig. Foto: Sabine Eicker

Aber auch die Second-Hand-Modenschau des Verschenkekiste e. V. hatte es in sich, denn modebegeisterte Menschen aus der Nachbarschaft konnten hier zeigen, dass auch Kleider aus zweiter und dritter Hand dufte aussehen, wenn sie nur auf die richtigen Trägerinnen und Träger treffen. Oder einfach in Handarbeit umgearbeitet und wie neu werden.

Längst hat sich auch in Leipzig wieder eine emsige Welt der Do-it-yourself-Kultur entwickelt. Es ist längst nicht mehr chic, alle Dinge, die kaputtgehen, einfach wegzuschmeißen und neu zu kaufen. Das ist eher der Habitus einer verantwortungslosen Welt, die unsere Erde übernutzt und nicht merkt, dass gedankenloser Konsum die Quelle all dieser Probleme ist.

Das wurde auch am Stand zum Foodsharing deutlich, beim kunzstoffe e. V. oder dem Stand der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi).

Die Modenschau des Verschenkekiste e.V. Foto: Sabine Eicker
Modenschau des Verschenkekiste e.V. Foto: Sabine Eicker

Wer die Gelegenheit wahrnahm, konnte sehen, dass es längst jede Menge nachhaltiger Initiativen in Leipzig gibt, Vereine, die sich ganz großen ökologischen Themen widmen, und solchen, die sich direkt in der Nachbarschaft engagieren. Denn am Ende geht es ums Mitmachen. Es ist eine völlig andere Haltung zum Konsumieren und Leben – solidarischer, denn man bekommt es mit richtigen Menschen zu tun, mit Netzwerken und wirklich machbaren Ideen, wie man sein Leben in der Konsumgesellschaft deutlich umwelt-und klimafreundlicher gestalten kann.

Weshalb es – nicht nur am Beratungsstand des Umweltinformationszentrums (UiZ) Tipps zu Reparatur und Wiederverwendung von Alltagsgegenständen gab, Informationen zu Angeboten regionaler Lebensmittelerzeugung und Beratung zu Abfalltrennung und Plastikvermeidung. Und dann um 14 Uhr einen Stadtteilspaziergang „Nachhaltigkeit vor deiner Haustür“, bei dem man gleich vor Ort erfahren konnte, wo man hingehen kann, wenn einem nachhaltiges Einkaufen, Tauschen, Reparieren, Leben wirklich am Herzen liegt.

Das Wort Nachhaltigkeit ist zwar von diversen Konzernen, die sich mit blendenden Versprechen grünwaschen, in Verruf geraten. Aber das ändert nichts daran, dass es tatsächlich eine realistische Art ist, sein eigenes Leben anders zu gestalten und dabei auch die Belange von Umwelt, Klima und Stadtgesellschaft mitzudenken. So wie es das Forum Nachhaltiges Leipzig bündelt, das den Aktionstag am Samstag organisiert hat.

Vielleicht geht es auch darum, das Zusammenleben neu zu definieren. Denn es geht auch um das soziale Miteinander, das oft vergessen wird, mitzudenken. Wie sieht eigentlich eine Nachbarschaft aus, in der man nicht nur anonym lebt, sondern sich wieder trifft, miteinander redet und einander hilft bei all den kleinen Dingen im Leben?

Was letztlich auch eine Veränderung der Stadträume mit sich bringt. Ein ganz heißes Eisen. Aber genau dahin kommt man, wenn man Nachhaltigkeit weiter denkt als nur als Richtschnur beim Einkauf im Supermarkt.

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