Bis zum 19. Mai 2025 kann man die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel noch melden, erst danach werden alle Daten ausgewertet. Zuvor sind alle Zahlen und Schlussfolgerungen nur vorläufig. Viele haben ihre Beobachtungsdaten aber unmittelbar am Aktionswochenende gemeldet, weshalb man am Sonntagabend eine Zwischenbilanz ziehen kann, teilt der NABU zur „Stunde der Gartenvögel 2025“ mit. Demnach gibt es einen Negativtrend, der sich fortsetzt: Es gibt in der Fläche immer weniger Vögel.

Darauf weist bei der Stunde der Gartenvögel die Zahl „Vögel pro Garten“ hin. Diese Zahl setzt die Anzahl der beobachteten Vögel ins Verhältnis zur Anzahl der Beobachtungspunkte. Und diese Zahl der Vögel pro Garten ist erneut gesunken, stellt der NABU Leipzig fest.

Es ist bekannt, dass es der Vogelwelt aufgrund der vom Menschen verursachten Umweltveränderungen und Naturzerstörungen insgesamt nicht gut geht. Vögel sind Bioindikatoren, der schlechte Zustand der Vogelwelt erlaubt also Rückschlüsse auf den schlechten Zustand der Ökosysteme. Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten gehen mehrt und mehr verloren, verschärft durch Klimaveränderungen und Insektensterben.

Besondere Sorge macht nach wie vor der Feldsperling. Er wird zwar häufig bei der Stunde der Gartenvögel gesichtet und belegt deshalb bundesweit Platz 7, aber von Jahr zu Jahr sinken die Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es Sonntagabend ein Minus von 19 Prozent, in Sachsen von 12 Prozent.

Am häufigsten beobachtet wurden wie fast in jedem Jahr deutschlandweit Haussperling, Kohlmeise und Amsel, die die drei vorderen Plätze erreichen. Aber auch hier ist ein Negativtrend zu beobachten von minus 13, minus 9 und minus 14 Prozent.

Weniger Amseln

Der Amsel galt ein besonderes Interesse, denn sogar dieser „Allerweltsvogel“, der sich hervorragend an das Leben in unseren Siedlungen angepasst hat, bekommt zunehmend Probleme. Nistmöglichkeiten, zum Beispiel in Strauchhecken, werden beseitigt, Dürresommer führen zu Nahrungsmangel, weil die Amseln im ausgetrockneten, harten Gras keine Regenwürmer finden kann, und das Usutuvirus breitet sich aus, ebenfalls begünstigt vom Klimawandel. Vor allem diese Infektionskrankheit hat regional zu Bestandseinbrüchen geführt, mit Spannung wurden daher die Zahlen der Stunde der Gartenvögel erwartet.

In Sachsen wurden Stand Sonntagabend verglichen mit dem Vorjahr erneut weniger Amseln beobachtet: minus 11 Prozent. In Leipzig steht Sonntagabend minus 18 Prozent in der Statistik. Hier beklagt der NABU immer wieder, dass durch Bauprojekte gerade Amsellebensräume verschwinden und die Vögel auch keine Ausweichmöglichkeiten haben. Rücksichtslos werden Hecken beseitigt und Nahrungsflächen zubetoniert. Spärliche Neupflanzungen sind oft so naturfern ausgestaltet, dass sie nicht als Nistplatz geeignet sind.

Besonderes Interesse galt darüber hinaus dem Hausrotschwanz, denn er ist „Vogel des Jahres“ 2025. Deutschlandweit schafft er es Sonntagabend auf Platz 22 bei der Stunde der Gartenvögel, in Leipzig auf Platz 18, der Bestandstrend ist den Zahlen zufolge stabil.

Stadtbewohner Mauersegler und Ringeltaube

Während im deutschlandweiten Durchschnitt Haussperling, Kohlmeise, Amsel, Star und Blaumeise – wie meistens – die vorderen Plätze belegen, zeigt sich in der Großstadt Leipzig in der Regel ein etwas anderes Bild. Auch hier wurde der Haussperling besonders häufig gesichtet und landet daher auf Platz 1, doch Leipzig ist eine Stadt des Mauerseglers, der Sonntagabend Platz 2 belegt.

Der geschickte Flieger jagt zwischen hohen Häusern oder am Rand der Stadt Insekten. Er bewohnt Ritzen und Höhlen in Gebäuden hoch oben direkt unter dem Dach. Durch Fassadensanierungen verliert er seine Nistplätze, deshalb setzt sich der NABU für Sanierungsarbeiten ein, die den Artenschutz beachten.

Unter anderem müssen Ersatzquartiere angebracht werden, wenn Nistplätze wegsaniert werden. Neben dem Insektenmangel sind aber auch frühe heiße Sommertage ein Problem für die Mauersegler. Jungvögel, die noch nicht flugfähig sind, flüchten dann oft aus überhitzten Nestern und benötigen menschliche Hilfe.

Ringeltauben, die ursprünglich Bewohner des ländlichen Raums sind, zieht es mehr und mehr in die Städte. In Leipzig landet die Art bei der Stunde der Gartenvögel sogar auf Platz 4, deutschlandweit nur auf Platz 9. Kohlmeise, Amsel und Blaumeise folgen in Leipzig erst auf den Plätzen 5, 6 und 8.

Deutschlandweit hatten bis Sonntagabend rund 35.000 Vogelfreunde rund 680.000 Vögel gemeldet. Aus Leipzig gab es Beobachtungen von 75 verschiedenen Arten.

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Gut das viele Mitmenschen noch die Vogelwelt beobachten und schützen. Was leider neben den menschlichen Aktivitäten zur Umwelt- und Naturzerstörung vergessen wird, sind die invasiven Tierarten, die zwar der Mensch mit hierher eingeschleppt hat, die aber keine natürlichen Feinde haben, sich ausbreiten und dabei die hiesigen Vögel verdrängen oder gar vertilgen, wie der Allesfresser Waschbär. Also müsste der Mensch, in dem Fall das Leipziger Grünflächen- und Forstamt zumindestens versuchen, diese invasive Tierart stärker zu dezimieren., ehe es keine Kleinlebewesen, Kriechtiere und Vögel mehr in den Parks und im Auwald gibt.

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