Offener Prozess – ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex weiht in Kooperation mit Causa Creations am Freitag, dem 15. August, in Chemnitz einen digitalen Raum des Erinnerns ein. Diese künstlerisch-digitale Intervention ergänzt das politische Bildungsangebot des Dokumentationszentrums und zeigt aktuelle digitale Möglichkeiten von Gedenken. Der digitale Erinnerungsort weist auch darauf hin, dass ein von der Stadt errichteter Gedenkort in Chemnitz bis heute fehlt und lädt zum Gespräch darüber ein.

Denn neben Zwickau, wo die drei Rechtsextremen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe zuletzt untertauchten, war Chemnitz ab 1998 der Ort gewesen, an dem die Terrorzelle Unterschlupf fand.

Aber im Zentrum des Gedenkens sollen vor allem die Opfer stehen. Die App erinnert an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter sowie an die Überlebenden, Verletzten und Angehörigen.

Gestaltet im Stil von Street-Art und Druckgrafik eröffnet die App neue visuelle Zugänge zum Gedenken. Sie schafft immersive Erfahrungsräume, in denen digitale Denkmäler und lokale Kontexte miteinander verwoben werden. Ziel ist es, eine multiperspektivische und lebendige Erinnerungskultur zu fördern.

Die App macht deutlich, wie eng der NSU-Komplex mit lokalen Strukturen in Chemnitz verknüpft war – und schafft zugleich Raum für Widerstand und Aufklärung. Sie ist ein digitales Archiv und eine Geste der Anklage und der Hoffnung und basiert auf einem bereits 2023 veröffentlichten Konzept, das ausdrücklich als Impuls für einen physischen Gedenkort gedacht war.

„Gerechtigkeit kann nur geschaffen werden, wenn uns Raum zum Erinnern gegeben wird. Ein städtischer Gedenkort in Chemnitz steht bisher aus – die digitale Intervention macht diese Leerstelle sicht- und erlebbar“, sagt Gamze Kubaşık, Tochter von Mehmet Kubaşık.

„Mit re:member the future ist kein vollumfängliches Informationswerk entstanden. Es ist ein Zeichen. Ein Ort, der verweist, der anklagt, der erinnert – und hoffentlich eine bessere Zukunft ermöglicht“, so Georg Hobmeier, Entwickler der App re:member the future, Creative Direction, Causa Creations.

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