Während das Leipziger Melderegister inzwischen 605.000 gemeldete Einwohner/-innen für Leipzig verzeichnet, schrammt die Stadt in der amtlichen Bevölkerungszählung des Freistaats noch an der 600.000er-Marke vorbei. 597.493 amtliche Einwohner/-innen verbucht das Landesamt für Statistik für Leipzig am 31. Dezember 2020. Und damit hatte die Stadt trotzdem wieder das höchste Einwohnerwachstum im Freistaat. Der freilich schrumpfte.

Was zu erwarten war, denn im Corona-Jahr 2020 ist auch die Zuwanderung nach Deutschland rapide zurückgegangen. Erstmals seit 2011 stagnierte die Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik (hier die Meldung des Statistischen Bundesamtes dazu).In Sachsen überlagern sich dabei zwei Entwicklungen: Während der Freistaat zunehmend überaltert und Bevölkerung verliert, verzeichneten die beiden Großstädte Leipzig und Dresden in den letzten Jahren Zuwanderung, weil hier die Ausbildungs- und Arbeitsplätze für junge Leute entstehen und gleichzeitig die wichtigsten Infrastrukturen noch dicht und kompakt sind.

Die demografischen Fehlplanungen der zurückliegenden Jahrzehnte machen sich nicht nur in Sachsen bemerkbar. Das Problem zeigt sich in allen Bundesländern. Aber in Sachsen bedeutet es eben auch die zunehmende Schrumpfung ganzer Landkreise.

Am 31. Dezember 2020 lebten im Freistaat Sachsen 4.056.941 Einwohnerinnen und Einwohner, meldet das Statistische Landesamt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Bevölkerungszahl damit im Vergleich zum 31. Dezember 2019 um 15.030 Personen bzw. 0,4 Prozent gesunken. Damit hat der Freistaat Sachsen den niedrigsten Bevölkerungsstand seit 2014.

Während die Bevölkerung in der Kreisfreien Stadt Leipzig um 0,7 Prozent bzw. 4.348 Personen sowie im Landkreis Leipzig um 0,1 Prozent bzw. 247 Personen gestiegen ist, sank sie in den anderen Kreisfreien Städten und Landkreisen. Sogar Dresden verzeichnete diesmal ein leichtes Minus um 553 Einwohner/-innen, hat aber noch 556.227 Einwohner/-innen. Ein Grund dafür ist natürlich auch der starke Rückgang von Immatrikulationen.

„Von den sogenannten Bildungsausländerinnen und -ausländern immatrikulierten sich 4.214 Studienanfängerinnen und -anfänger erstmals an einer sächsischen Hochschule. Das waren 1.345 bzw. 24,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der starke Rückgang der erstimmatrikulierten Bildungsausländerinnen und -ausländer ist maßgeblich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, in deren Folge eine Immatrikulation an einer sächsischen Hochschule erheblich erschwert war“, hatte das Statistische Landesamt am 9. Juni berichtet.

Leipzig profitiert deutlich stärker von der Binnenwanderung, was eben auch bedeutet, dass junge Menschen aus den sächsischen Landkreisen Jahr für Jahr in die Großstadt umziehen, um hier ihr Studium zu beginnen oder eine Arbeit aufzunehmen und dann in der Regel auch ihre Familie gründen.

Für die Landkreise bedeutet das entsprechend einen schleichenden Verlust.

Den größten Rückgang der Bevölkerungszahlen verzeichneten dabei der Erzgebirgskreis, der Landkreis Mittelsachsen, der Vogtlandkreis, der Landkreis Zwickau sowie der Landkreis Görlitz mit jeweils 0,9 Prozent.

Und längst profitieren von diesem Umzug auch die Gemeinden im Speckgürtel der Großstädte – hier vor allem rund um Leipzig.

Auf kommunaler Ebene stieg die Bevölkerungszahl prozentual am stärksten in Rackwitz (um 3,5 Prozent) im Landkreis Nordsachsen, in der Stadt Pegau (um 2,8 Prozent) im Landkreis Leipzig sowie in Niederdorf (um 2,3 Prozent) im Erzgebirgskreis.

Der größte Rückgang der Bevölkerung auf kommunaler Ebene ist prozentual in Glaubitz (um 5,8 Prozent) im Landkreis Meißen, in Wülknitz (um 4,3 Prozent) im Landkreis Meißen sowie in Jonsdorf (um 3,3 Prozent) im Landkreis Görlitz festzustellen.

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