Die eigentliche Nachricht zum Leipziger Arbeitsmarkt im Juni 2023 lautet nicht, dass die Arbeitslosigkeit wieder geringfügig gestiegen ist. Denn diese Steigerung hat einzig und allein damit zu tun, dass insbesondere aus der Ukraine geflüchtete Menschen nun nach und nach in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen. Einen Arbeitsmarkt, der noch immer aufnahmefähig ist. Davon erzählt nämlich die Erwerbstätigenzahl vom Dezember 2022, die jetzt veröffentlicht wurde.

Binnen eines Jahres stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen in Leipzig wieder von 284.897 auf 290.435. Der Beschäftigungsaufbau, der in der Corona-Zeit nur leicht gebremst wurde, hält weiter an. Und ganze Branchen suchen weiterhin nach Fachkräften.

Im Juni waren 9.355 freie Arbeitsstellen im Bestand gemeldet, meldet die Arbeitsagentur Leipzig, gegenüber Mai ist das ein Rückgang um 85 Stellen bzw. 0,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.355 Stellen weniger (-12,7 Prozent).

Besonders viele Stellen sind derzeit in folgenden Wirtschaftsabschnitten zu besetzen: die Arbeitnehmerüberlassung (3.351 Stellen), in der Verwaltung und Führung von Unternehmen (1.367), das Gesundheitswesen (402), das verarbeitenden Gewerbe (499), im Handel (482) und im Baugewerbe (475).

Zu sehen sind gemeldete freie Stellen nach Berufsgruppen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen nach Berufsgruppen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Wenn man die Arbeitnehmerüberlassung ausblendet, wird noch deutlicher, wo überall Fachkräfte fehlen – in der Logistik, in Fertigungsberufen, in der Medizin und der Pflege, aber immer stärker auch am Bau. Es geht also um ganz grundlegende Arbeitsbereiche einer Gesellschaft, die auch deshalb immer öfter Funktionsmängel hat, weil schlicht die Leute fehlen, die hier Lücken füllen müssten.

Und zwar Leute, die in der Regel eine Qualifikation haben müssen. Das passt nicht immer mit den Qualifikationen zusammen, welche die Menschen mitbringen, die das Jobcenter zu vermitteln versucht.

Und ein Problem ist auch, dass es – trotz Fachkräftemangel – jungen Menschen immer schwerer fällt, auf dem Leipziger Arbeitsmarkt Tritt zu fassen. Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.320 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung, meldet die Arbeitsagentur. Das sind 112 mehr als im Vormonat. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen sogar um 731 bzw. 46 Prozent höher.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit ist im Juni geringfügig gestiegen, und zwar um 77 auf 23.466, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 3.726 Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni, wie bereits im Vormonat, 7,0 Prozent. Im Juni 2022 lag sie noch bei 6,0 Prozent.

Grafik: gemeldete freie Stellen im Lauf der Jahre. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen im Lauf der Jahre. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Der Leipziger Arbeitsmarkt zeichnet sich auch im Monat Juni durch eine anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften und durch ein überdurchschnittliches Beschäftigungswachstum aus, wenngleich die Dynamik in den vergangenen Monaten geringer ausfällt. Die Unternehmen haben dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Leipzig nicht nur 9.355 offene Stellen gemeldet. Auch 1.194 Ausbildungsstellen sind zum aktuellen Zeitpunkt noch unbesetzt.

Ich kann den Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung sind, wärmstens empfehlen, Kontakt mit der Berufsberatung aufzunehmen. Am besten ergreifen sie noch vor den Sommerferien die Gelegenheit. Die Beraterinnen und Berater wissen genau, wo noch freie Plätze zur Verfügung stehen und wie das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert werden kann“, kommentiert der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, die jüngste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

Im Juni meldeten sich 5.613 Personen arbeitslos, das waren 599 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 5.558 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 577 mehr als im Juni 2022.

Die Entwicklung der Arbeitslosenzahl in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Arbeitslosenzahl in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Der Arbeitsmarkt in Zahlen

Die Spanne der Veränderungen reicht von einem Zuwachs um 9,4 Prozent bei Deutschen bis 48,6 Prozent bei Ausländern. Auch der Anteil der ausgewählten Personengruppen am Arbeitslosenbestand ist unterschiedlich groß.

Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich im Vergleich zum Vormonat um 30 Personen erhöht. Im Juni waren in Leipzig 6.369 Frauen und Männer ab 50 Jahren arbeitslos, 653 bzw. 11,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im Juni 2023 waren 6.493 Menschen langzeitarbeitslos, 103 mehr als im Mai. Im Vergleich zum Juni 2022 gab es 193 Langzeitarbeitslose weniger.

Im Rechtskreis SGB III waren im Juni 2023 7.783 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 44 mehr als im Vormonat und 1.518 mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,3 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 15.683 Arbeitslose, das ist ein Plus von 33 Personen gegenüber Mai; im Vergleich zum Juni 2022 waren es 2.208 Arbeitslose mehr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,7 Prozent.

In Leipzig gab es im Juni 30.577 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 431 weniger als im Vormonat und 1.342 weniger als im Juni des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.713 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einer Verringerung um 423 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr verringert sich die Zahl um 1.517 Personen.

Im Juni waren im Jobcenter Leipzig 4.880 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, 8 Personen mehr als im Vormonat. Darunter waren 1.560 Personen als arbeitslos registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 71 Personen im Vergleich zum Vormonat.

Lage auf dem Ausbildungsmarkt

2.795 Ausbildungsstellen waren im Juni bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 101 Stellen bzw. 3,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Gegenwärtig sind davon noch 1.194 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Dem stehen 2.090 Bewerberinnen und Bewerber auf einen Ausbildungsplatz gegenüber. Dies entspricht einem Rückgang von 205 Ausbildungssuchenden bzw. 8,9 Prozent. Von den gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern sind derzeit noch 866 unversorgt.

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