Es ist Sommer. Saisontypisch steigen die Arbeitslosenzahlen auch in Leipzig wieder. Aber stärker als in den Vorjahren, meldet die Arbeitsagentur Leipzig – um 1.046 Personen auf 24.512. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3.973 Personen an. Die Arbeitslosenquote betrug im Juli 7,3 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie sich auf 6,3 Prozent belaufen. Trotzdem suchen viele Leipziger Unternehmen noch immer Fachkräfte.

„Im Juli ist die Arbeitslosigkeit angestiegen, was für diesen Monat nicht untypisch ist. Die Höhe des Anstiegs zeigt jedoch, dass die Situation derzeit herausfordernder ist. Trotz dieser Entwicklung bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften auf einem vergleichsweisen hohen Niveau, wie die Meldung von 1.545 neuen, offenen Stellen durch Unternehmen im Juli zeigt“, sagt der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Leipzig, Robert Engelke, zur jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

„Zusätzlich sind 1.028 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Jugendlichen, die eine Ausbildung suchen, empfehle ich Kontakt mit der Berufsberatung aufzunehmen, um die bestehenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu nutzen und Unterstützung beim Bewerbungsverfahren zu erhalten.“

Man spürt die Zurückhaltung vieler Unternehmen in ihrer Personalpolitik. Im Juli meldeten sich 6.259 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 901 mehr als vor einem Jahr, so die Arbeitsagentur Leipzig. Gleichzeitig beendeten 5.237 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 673 mehr als im Juli 2022.

Wobei auch deutlich wird, welche Gruppe von Arbeitsuchenden auf dem Arbeitsmarkt die größten Probleme hat, wenn die Arbeitsagentur meldet: „Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juli von plus 11,2 Prozent bei Deutschen bis plus 43,2 Prozent bei Ausländern.“

Zu sehen sind von der Leipziger Wirtschaft im Juli gemeldete freie Stellen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Von der Leipziger Wirtschaft im Juli gemeldete freie Stellen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Und viele Unternehmen tun sich ausgerechnet mit jungen Berufsanfängern schwer: „Auch der Anteil der ausgewählten Personengruppen am Arbeitslosenbestand ist unterschiedlich groß.
Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.570 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 701 bzw. 37,5 Prozent höher.
Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich im Vergleich zum Vormonat um 101 Personen erhöht. Im Juli waren in Leipzig 6.470 Frauen und Männer ab 50 Jahren arbeitslos, 755 bzw. 13,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.“

Und dazu kommt, dass der Leipziger Arbeitsmarkt nun auch die aus der Ukraine geflüchteten Menschen nach und nach integrieren muss: „Im Juli waren im Jobcenter Leipzig 4.880 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, analog dem Vormonat. Darunter waren 1.781 Personen als arbeitslos registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 221 Personen im Vergleich zum Vormonat.“

Die permanente Begegnung mit der Arbeitslosigkeit betrifft meistens Menschen ohne Qualifikation. Ihnen nutzen viele Stellenangebote nichts, wenn sie die dafür benötigte Qualifikation nicht aufweisen. Und so landen sie bei Neuvermittlung meistens wieder in befristeten oder sogar nur saisonalen Jobs. Dabei schreiben Leipziger Unternehmen Monat für Monat auch neue Stellen aus.

Die gemeldeten freie Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Zugang meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Leipzig 1.545 neue Arbeitsstellen im Berichtsmonat, teilt die Arbeitsagentur mit. Das sind 64 Stellen bzw. 4,3 Prozent mehr als im Vormonat und 124 Stellen bzw. 7,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Der Großteil der neu gemeldeten Stellenangebote im Juli kam aus den Wirtschaftsabschnitten der Arbeitnehmerüberlassung (287 neue Stellen), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (373) und aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (173). Im Juli waren 9.397 Arbeitsstellen im Bestand gemeldet, gegenüber Juni ist das ein Zuwachs um 42 Stellen bzw. 0,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.207 Stellen weniger (-11,4 Prozent).

Besonders viele Stellen sind derzeit in folgenden Wirtschaftsabschnitten zu besetzen: die Arbeitnehmerüberlassung (3.400 Stellen), in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (1.665), das Gesundheitswesen (708), das verarbeitenden Gewerbe (499), im Handel und KFZ Gewerbe (498) und im verarbeitendem Gewerbe (476).

Der Blick in die Wirtschaftsbereiche zeigt aber auch, dass in medizinischen und Pflegeberufen mit über 900 Stellenangeboten noch immer ein hoher Bedarf besteht. Längst sucht auch die Bauwirtschaft mit über 900 Stellenangeboten händeringend nach Arbeitskräften. Dass im Verkehrs- und Logistikbereich über 1.500 Leute gesucht werden, hat nur zum Teil mit den Anwerbungen von DHL & Co. zu tun, sondern auch mit einem steigenden Bedarf an Fahrerinnen und Fahrern vom Güterverkehr bis zum ÖPNV.

Der Arbeitsmarkt im Juli in Zahlen

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im Juli 2023 waren 6.526 Menschen langzeitarbeitslos, 33 mehr als im Juni. Im Vergleich zum Juli 2022 waren 95 Langzeitarbeitslose weniger gemeldet.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB III von Juni auf Juli um 432 auf 8.215 Personen gestiegen. Das waren 1.586 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juli 2,5 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 2,0 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von Juni auf Juli um 614 auf 16.297 Personen gestiegen. Das waren 2.387 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juli 4,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,3 Prozent.

In Leipzig gab es im Juli 30.775 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 165 weniger als im Vormonat und 985 weniger als im Juli des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 39.015 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einer Verringerung um 9 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr verringert sich die Zahl um 1.049 Personen.

Im Juli waren 2.893 Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 130 Stellen bzw. 4,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Gegenwärtig sind davon noch 1.028 Ausbildungsstellen unbesetzt.

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