Als die Landesdirektion Sachsen den Leipziger Doppelhaushalt 2019/2020 am 16. Mai genehmigte, stand die Kommunalwahl kurz vor der Tür. Dann gab es ja noch eine Verzögerung beim Wahlergebnis und ein paar Ferien. Richtig zusammen kam der neue Stadtrat erst im Oktober. Und auch die Stadtverwaltung kommt jetzt erst so langsam zum Aufräumen. Denn stapelweise liegen noch Änderungsanträge zum Doppelhaushalt herum, die im Januar nicht mehr berücksichtigt wurden.

So ein Antrag ist auch der Antrag der Linksfraktion, die Besuche von vier wichtigen Dauerausstellungen in Leipziger Museen einfach kostenfrei zu machen.

„Die Verwaltung wird beauftragt, den kostenfreien Eintritt in die Dauerausstellungen der städtischen Museen zum Doppelhaushalt 2019/2020 einzurichten und haushälterisch darzustellen. Dies soll die folgenden Museen betreffen:

Museum für bildende Kunst

Naturkundemuseum

Stadtgeschichtliches Museum (Dauerausstellung im Alten Rathaus, d. Red.)

GRASSI Museum für angewandte Kunst.“

Begründet hat das Die Linke nicht weiter. Aber das Kulturamt hat sich ein Dreivierteljahr lang Gedanken darüber gemacht und jetzt einen etwas anderen Vorschlag dazu formuliert, der am 30. Oktober in der Ratsversammlung debattiert werden kann.

Denn man arbeitet ja schon an etwas viel Größerem:

„Das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig arbeitet derzeit an einer ,Museumskonzeption 2030‘, die im IV. Quartal 2019 dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll.

In der ,Museumskonzeption 2030‘ wird das Thema: ,Entgeltfreiheit in Dauerausstellungen‘ der im Antrag genannten Museen behandelt und dem Stadtrat ein Verfahrensvorschlag zur Entgeltfreiheit unterbreitet, außerdem wird über die finanziellen Auswirkungen informiert, welche bei Einführung der Entgeltfreiheit ab dem Doppelhaushalt 2021/2022 zu berücksichtigen wären.“

Das Nachdenken über kostenfreien Eintritt in die Museen geht ja schon seit Jahren. Die Museen bieten schon jetzt regelmäßig einmal im Monat Tage mit kostenfreiem Eintritt an – für Menschen, die sich die normalen Eintrittspreise nicht leisten können. Aber auch zum Neugierigmachen. Denn wenn die Leipziger nicht wissen, was ihre Museen an Schätzen zu zeigen haben, fehlt natürlich etwas Wichtiges. Auch eine emotionale Beziehung zur Stadt irgendwie.

Auch die „Nacht der Museen“ soll ja diese Neugier befeuern, die Menschen durch besondere Angebote dazu bringen, sich für die historischen und künstlerischen Sammlungen zu interessieren. Ein Stadtbürger, der die Schätze seiner Stadt nicht kennt, wie will der Verständnis gewinnen für Kunst, Geschichte oder auch den bürgerlichen Geist seiner Stadt?

Deswegen diskutiert das Kulturamt den Antrag der Linken auch nicht extra, sondern will jetzt einen Vorschlag machen, ab wann man die Dauerausstellungen in den vier Häusern ohne Eintritt freigeben könnte. Die Entscheidung, ob Leipzig sich das leisten kann, muss eh der Stadtrat treffen, dann muss auch eine Summe genannt werden, was die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern für die Dauerausstellungen am Gesamtbudget der vier Häuser tatsächlich ausmachen.

„In Abhängigkeit über die Entscheidung des Stadtrates zur ,Museumskonzeption 2030‘, ist eine Einführung der Entgeltfreiheit in die Dauerausstellungen der städtischen Museen frühestens für das Jahr 2021 geplant“, heißt es in der Vorlage des Kulturdezernats. „Die finanziellen Auswirkungen betreffen die Planungen des Doppelhaushaltes 2021/2022.“

Und dann denkt man an die Stadtratssitzung im Januar zurück, als die Stadtratsmehrheit ein Kulturticket für Studenten und Studentinnen in Leipzig ablehnte. Wegen der Finanzierung.

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