Im Juli nimmt Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau Abschied von ihrer Arbeit in der Leipziger Stadtverwaltung. Der Posten des Dezernenten für Stadtplanung und Bau steht in der Ratsversammlung zur Wahl. Und dort nutzen die Grünen ihr Vorschlagsrecht. In der Auswahlkommission des Stadtrates wurde ihr Vorschlag zur Besetzung der Stelle des Beigeordneten für Stadtentwicklung und Bau mit Thomas Dienberg (Grüne) angenommen. Dienberg wird somit in der Ratsversammlung am 8. Juli als einziger Kandidat zur Wahl stehen.

„Mit Thomas Dienberg wird der Ratsversammlung ein Kandidat mit großer Erfahrung und bundesweitem Renommee vorgeschlagen“, erklärt dazu der Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter. „In seiner Amtszeit als Göttinger Stadtbaurat hat er vieles von dem verwirklicht, was wir in Leipzig noch anstreben. Mit ihm wollen wir die Mobilitätswende, eine soziale und klimafreundliche Stadtentwicklung und eine qualitätsvolle Baukultur in Leipzig voranbringen.“

Dienberg war von 2004 bis 2019 Dezernent für Planen, Bauen und Umwelt in Göttingen. Zuletzt wurde er vom Göttinger SPD-Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) vorfristig freigestellt, weil ihre Vorstellung von der modernen Stadt deutlich auseinandergingen.

Aus Sicht der Leipziger Grünen ist das sogar ein echter Pluspunkt: ein Kandidat, der auch Rückgrat zeigt, wenn seine fachliche Kompetenz mit der des Oberbürgermeisters in Konflikte kommt.

Dienberg genießt als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Instituts für Urbanistik, des größten Stadtforschungsinstituts im deutschsprachigen Raum, einen herausragenden Ruf als Experte der Städtebaupraxis. Er hat in Göttingen zahlreiche Projekte, u. a. das Kunstquartier und die Entwicklung und Umsetzung des Gestaltungskonzepts Innenstadt umgesetzt und berät als Mitglied der Expertenkommission „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bundesweit Kommunen im Bereich Stadtentwicklung und Bau.

In diesem Zusammenhang ordnet Tobias Peter auch das vorzeitige Ende der Göttinger Dienstzeit von Dienberg ein: „Als bundesweit renommierter Fachmann und engagierter Verfechter einer qualitätvollen Baukultur hat Thomas Dienberg im Konflikt mit dem Göttinger Oberbürgermeister Haltung gezeigt. Sein klares Eintreten für die europäische Stadt ist angesichts der vielen städtebaulichen Herausforderungen wie z. B. am Leuschnerplatz kein Makel, sondern geradezu Qualitätsausweis. Thomas Dienberg hat eine eindrucksvolle Bilanz bei der Verwirklichung der Mobilitätswende vorzuweisen. Von seinen Erfahrungen kann Leipzig bei der Umsetzung des beschlossenen Nachhaltigkeitsszenarios nur profitieren.“

Während unter Dienberg der Anteil des Umweltverbundes am Gesamtverkehr Göttingens auf 66 Prozent stieg, sank der Anteil des Autoverkehrs (MIV) von 42 % auf 34 %. Im Rahmen der von Dienberg verantworteten Radverkehrsstrategie stieg der Anteil des Radverkehrs auf 28 %, entstanden der erste Radschnellweg Deutschlands, der zentral durch die Innenstadt führt, zahlreiche neue Fahrradstraßen und die Erweiterung der Radstation am Hauptbahnhof. Im Ergebnis gewann die Fahrradstadt mehrmals, zuletzt 2018, den Fahrradklimatest des ADFC.

Als Göttinger Baudezernent hat Dienberg insbesondere Strategien der Bodenbevorratung, der sozialen Baulandnutzung und der Konzeptvergabe vorangetrieben.

„Die bevorstehende Integration des Liegenschaftsamtes in das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau war uns Grünen ein wichtiges Anliegen“, betont Tobias Peter. „Mit seiner langjährigen Erfahrung in einer integrierten Liegenschafts- und Stadtentwicklungspolitik kann Thomas Dienberg diese Strukturveränderung nun mit Leben erfüllen.“

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In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters am Dienstag, 23. Juni, wurde der Vorschlag der Grünen bestätigt. Die Meldung der Stadt:

Neuer Beigeordneter für das Dezernat Stadtentwicklung und Bau

Oberbürgermeister Burkhard Jung schlägt dem Stadtrat Thomas Dienberg als neuen Beigeordneten für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig vor. Dies geht aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters hervor. Eine Auswahlkommission hatte zuvor Thomas Dienberg als geeignetsten Kandidaten im Auswahlprozess für die Besetzung empfohlen. Der neue Beigeordnete soll in der Ratsversammlung am 8. Juli gewählt werden.

Der 1962 in Bocholt geborene Dienberg soll die Nachfolge von Dorothee Dubrau antreten, welche nach siebenjähriger Amtszeit aufgrund des Erreichens der Regelaltersgrenze nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stand.

Auf die Ausschreibung waren insgesamt 24 Bewerbungen eingegangen. Die Auswahlkommission bestand aus dem Oberbürgermeister, Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrates sowie der Verwaltung. Die Stelle soll ab dem 1. September 2020 besetzt werden.

Thomas Dienberg war zuletzt als Stadtbaurat Leiter des Dezernates für Planen, Bauen und Umwelt der Stadt Göttingen. Er hatte diese Position für zwei Wahlperioden von 2004 bis 2020 über insgesamt 16 Jahre inne. Zuvor war der studierte Diplom-Ingenieur der Raumplanung und Assesor des Baufachs bereits für drei Jahre Leiter des Göttinger Stadtplanungsamtes gewesen. Weitere berufliche Erfahrungen konnte er im Bauordnungs- und Hochbauamt der niedersächsischen Stadt Northeim sowie in einem Beratungsunternehmen sammeln.

Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau ist in seinen Aufgaben maßgeblich vom Wachstum der Stadt geprägt und mit den damit einhergehenden Herausforderungen befasst. Es gilt, die Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes so umzusetzen, dass eine ausgewogene Stadt- und Quartiersentwicklung sichergestellt, ein vielfältiges Wohnangebot erhalten, die gewerbliche Entwicklung ermöglicht und die Mobilität für alle gewährleistet bleibt. Die zahlreichen Bautätigkeiten rund um die soziale Infrastruktur gehört zu den wichtigsten Gestaltungsaufgaben des Bereiches und seines Beigeordneten.

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