Der sogenannte Rundling in Leipzig-Lößnig gilt als architektonisches Highlight der Stadt. Angelegt 1929/30 in Zeiten grassierender Wohnungsnot, bietet die kreisrunde Siedlung heute Wohnraum für hunderte Menschen. Jetzt könnte ihr Zentrum, der Siegfriedplatz, als Naherholungsgebiet demnächst grundlegend überarbeitet werden.

Im nächsten Jahr feiert sie ihr 95. Jubiläum: Die höchst markante „Nibelungensiedlung“ in Leipzig (auch: „Rundling“), ab 1929 durch Stadtbaurat Hubert Ritter (1886–1967) in Form konzentrischer Kreise umgesetzt, befindet sich im Ortsteil Lößnig und hat den Siegfriedplatz zum Zentrum. Der steht, ebenso wie die runden Häuser, unter Denkmalschutz und soll nun eine grundlegende Überarbeitung erfahren. Dies beschloss der Stadtrat am Mittwoch, dem 20. September.

Höchste Zeit für eine Sanierung

„Der Siegfriedplatz im Zentrum des Rundlings, ursprünglich als hochwertige Aufenthaltsfläche dieses Wohnquartiers eingerichtet, ist dem Anschein nach seit 1989 nicht überarbeitet worden“, stellte die CDU-Fraktion fest, die den Antrag zur Neugestaltung des Platzes eingebracht hatte.

In ihrem Verwaltungsstandpunkt (VSP) zum Thema antwortete die Stadt wohlwollend auf das Ansinnen: Die Vorlage trage im Sinne des Zieles vom „Integrierten Stadtentwicklungskonzept“ (INSEK) zu einem der erklärten Ziele bei, wonach Leipzig auf Lebensqualität setzt, Handlungsschwerpunkt sei der Bereich „Qualität im öffentlichen Raum und in der Baukultur.“

Weiterhin führt der VSP ins Feld, dass der Siegfriedplatz als Kulturdenkmal unter besonderem Schutz steht und sich daraus eine Pflicht zur Erhaltung des Ortes ableitet. Für die Sanierung sei eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung vonnöten, es lägen jedoch schon eine durch das Landesamt für Denkmalpflege bestätigte Zielstellung sowie eine Vorplanung aus den Jahren 2013 bzw. 2014 vor.

Dass es allerhöchste Zeit wird, an eine Sanierungsmaßnahme heranzugehen, daran lässt der VSP keinen Zweifel: „Die Platzanlage ist vollständig verschlissen. Das ehemalige Planschbecken ist seit Langem nicht mehr in Betrieb, wodurch der Siegfriedplatz seine Spielfunktion verlor. Die Plattenfläche um das einstige Planschbecken weist zahlreiche Stolperstellen auf. Es hat sich ein nicht sicher zu begehender, den Platz und das Planschbecken querender Trampelpfad gebildet. Der aktuelle Zustand ist nicht denkmalgerecht und die Aufenthaltsqualität des Platzes gering“, heißt es.

Siegfriedplatz Lößnig.
Auf dem Siegfriedplatz in Lößnig, September 2023. Foto: Lucas Böhme

Wasser, Spielmöglichkeit und Biodiversität

Daher soll nun eine grundhafte Sanierung des Platzes erfolgen, der mit seinem längst versiegten Planschbecken einst nicht nur ein Erlebnis für die Kleinsten war, sondern zugleich bis heute eine wichtige Verbindung für Fußgänger bildet, um von der Wohnsiedlung aus rasch die Straßenbahnen 10 und 16 an der Zwickauer Straße sowie den Erholungspark Lößnig-Dölitz zu erreichen.

Als konkrete Maßnahme ist vorgesehen, die historische Einfassung des Brunnenbeckens zu ersetzen, dessen Bodenbelag soll überdies durch einen gut begehbaren Pflasterbelag ersetzt werden. Bänke und Abfallbehälter sollen ebenfalls saniert oder neu aufgestellt werden.

Wo früher das Planschbecken war, könnte es demnach eine nicht-wasserdurchlässige Kleinsteinpflasterung und dazu ein Wasserspiel geben. Spieloptionen für Kinder sind ebenso im Erwägungsprozess wie auch beispielsweise Bepflanzungen, gerade mit Blick auf die Anpassung an den Klimawandel. Im nächsten Schritt müsste eine Vermessung des Areals in Auftrag gegeben werden.

Finanzierung noch nicht sicher

Ein paar Fragezeichen bleiben allerdings noch bei der Finanzierung des ehrgeizigen Vorhabens: Die Gesamtkosten belaufen sich laut Vorplanung, die gestiegenen Preise seit der Vorplanung mit einkalkuliert, für den ganzen Siegfriedplatz auf etwa eine Million Euro, so der VSP.

Jedoch sieht der Doppelhaushalt 2023/24 insgesamt nur etwa 227.000 Euro vor. Auf Städtebaufördermittel könne hier nicht zurückgegriffen werden, bei Geldern der Denkmalförderung stünden im Fall der Realisierung nur etwa 20.000 Euro zusätzlich bereit.

Daher gilt: „Im Rahmen der anstehenden Entwurfsplanung wird geprüft, welche Maßnahmen mit dem im Doppelhaushalt 2023/2024 bereitgestellten Geldern sinnvoll durchgeführt werden können. Zur vollständigen Sanierung der Platzfläche sind weitere finanzielle Mittel erforderlich. Im Rahmen der Haushaltsplanung für den Doppelhaushalt 2025/2026 werden für dieses Projekt weitere Gelder angemeldet. In Abwägung der Priorisierung der notwendigen gesamtstädtischen Maßnahmen wird dann über das Projekt Sanierung Siegfriedplatz entschieden werden.“

Der VSP der Stadt wurde am Mittwoch einstimmig und ohne Diskussion verabschiedet. Damit soll nun noch in diesem Jahr die Planung beginnen. Je nach Ergebnis werden die ersten Maßnahmen dann möglicherweise ab 2024 umgesetzt, um den heruntergekommenen Siegfriedplatz wieder zu einem attraktiven Naherholungsgebiet zu entwickeln.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Ach, endlich! Es war immer schade, den verwahrlosten Platz innerhalb dieses sehr schönen und lebenswerten Wohngebiets zu sehen.

Schreiben Sie einen Kommentar