Für die diesjährigen Veranstaltungen zum 1. Mai hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Leipzig-Nordsachsen zur Demonstration vom Volkshaus in der Karl-Liebknecht-Straße zum Marktplatz und zu einem Fahrrad-Korso von der Sachsenbrücke zum Marktplatz aufgerufen. Ab 10.00 Uhr füllte sich der Platz vor dem Volkshaus zunehmend und wir baten die Geschäftsführerin des DGB Leipzig-Nordsachsen, Manuela Grimm, um ein kurzes Statement zum 1. Mai.

„Wir haben den 1. Mai organisiert, wir machen hier eine Kundgebung und Demonstration für gute Arbeitsbedingungen, für ein gutes Leben. Ich meine, der 1. Mai erinnert ja an die Auseinandersetzung in Chicago um den Acht-Stunden-Tag. Der ist wieder aktuell, also heute geht’s auch nochmal um den Acht-Stunden-Tag, den ja die große Koalition verändern will. Man will ja auf eine Wochenarbeitszeit und nicht mehr auf einen Acht-Stunden-Tag. Das ist uns aber wichtig, dass das bleibt. Deshalb sind wir heute hier.“

Gruppe von Demo-Sanitätern
Auch die Demosanitäter waren vor Ort. Foto: Thomas Köhler

Fast pünktlich, gegen 10.30 Uhr, setzte sich der beeindruckende Demonstrationszug in Bewegung über die Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Innenstadt. An der Spitze die Gewerkschaften des DGB, es folgten die Parteien und Organisationen. Die Transparente und Plakate hatten vielfältige Inhalte, es ging nicht nur um originäre gewerkschaftliche Forderungen, die Rufe nach Frieden, mit verschiedenen Intentionen, waren nicht zu überhören.

Während der Demonstrationszug unterwegs war, füllte sich der Marktplatz schon mit Kundgebungsteilnehmern und Neugierigen. An den Ständen der Gewerkschaften, Parteien und Organisationen kam es zu ersten Gesprächen.

Stand der Omas gegen Rechts auf dem Marktplatz
Stand der Omas gegen Rechts auf dem Marktplatz. Foto: Thomas Köhler

Gegen 11.30 trafen fast zeitgleich der Fahrrad-Korso und die Hauptdemonstration auf dem Marktplatz ein und Carsten Burckhardt, Mitglied im Bundesvorstand der IG BAU hielt die Eröffnungsansprache. In dieser ging er mit einem Rundumschlag auf verschiedene Probleme, vom Ukraine-Krieg bis zu den arbeitspolitischen Forderungen der Gewerkschaften ein.

„Als DGB-Gewerkschaften stehen wir für ein Europa des Friedens, der Solidarität und der Abrüstung. Aber es ist Putins gewollter Krieg. Der selbsternannte Zar und seine Oligarchen führen ihn, um die Ukraine zu unterwerfen. Und nur er kann ihn beenden. Wir fordern Putin und seine russische Regierung und die Oligarchen auf, beenden Sie diese Kriegsverbrechen, stoppen Sie das barbarische Morden unschuldiger Menschen und rücksichtslose Zerstörung der Ukraine. Herr Putin, treten Sie in Friedensverhandlungen und beenden Sie diesen Krieg!“

Carsten Burckhardt von der IG Bau auf der Bühne
Carsten Burckhardt von der IG Bau. Foto: Thomas Köhler

„Eines ist gewiss, allein auf die Politik oder gar auf die Arbeitgeber, können wir uns nicht verlassen. Im Gegenteil, wir als Gewerkschafter:innen wissen das. Als Gewerkschafter:Innen fordern wir faire und gute Arbeit. Unser positives Leitbild, unsere Vorstellung von Arbeit ist klar: Gut, sicher, qualifiziert, anständig bezahlt, unbefristet, am besten auch tarifgebunden, mit guter Aus- und guter Weiterbildung, mit der Chance sich auch zu entwickeln. Gesund und sicher bis zur regulären Rente, mit Mitbestimmung und Demokratie.

Das ist unser sicherer Maßstab in betrieblichen Konflikten, bei Tarifrunden und gegenüber der Politik. Und damit werden wir uns immer und immer wieder auch einmischen. Wir als Gewerkschaften haben da eine klare Vorstellung von guter Arbeit. Und es ist auch völlig egal, ob jemand im Westen, Norden, Osten oder Süden Deutschlands lebt und arbeitet. Dass die Arbeitgeber und die Politik nach nunmehr 34 Jahren deutsch-deutscher Wiedervereinigung immer noch nach Himmelsrichtungen unterscheiden und die Beschäftigten unterschiedlich entlohnen, das ist für mich ungeheuerlich. Es ist zum Kotzen, liebe Kolleginnen und Kollegen.“

Im Anschluss begann der Ansturm auf die Stände, zu Gesprächen, Diskussionen aber auch zu Speis und Trank.

Gedränge von Menschen an den Ständen
Gedränge an den Ständen. Foto: Thomas Köhler

Wir trafen noch drei Politikerinnen und Politiker und baten sie um kurze Statements.

Chantal Schneiß, Stadträtin und arbeitspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis90/Die Grünen in Leipzig, sagte uns zu ihrer Motivation:

„In den Zeiten, in denen wir gerade leben, wo Klimakrise herrscht, Hass überall immer höher wird, finde ich ist es besonders wichtig für Solidarität einzustehen und auch die Gewerkschaften zu unterstützen beim Arbeitskampf. Und da ist der 1. Mai perfekter Zeitpunkt dafür, auf die Straße zu gehen für alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und ihnen zu zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen.“

Wie zu erwarten war auch Sören Pellmann, Mitglied des Deutschen Bundestages für Die Linke, vor Ort und bereit für ein Statement.

„Heute am 1. Mai hier in Leipzig auf dem Leipziger Marktplatz sind wir als Die Linke Leipzig natürlich mit dabei, weil: Heute ist der Arbeiterfeier- und Kampftag. Heute geht es darum, soziale Rechte zu verteidigen. Für gute Arbeitsbedingungen, für guten Lohn, für eine Erhöhung des Mindestlohnes. Gewerkschaften und Parteien Seite an Seite, das zeichnet den 1. Mai auch 2025 aus.“

Buntes Treiben auf dem Marktplatz
Buntes Treiben auf dem Markt. Foto: Thomas Köhler

Auch die CDU hatte einen Stand auf dem Marktplatz, besser gesagt der CDA, wir fragten die Landtagsabgeordnete Jessica Steiner, was für sie der 1. Mai bedeutet.

„Ich stehe heute hier mit den Kollegen von der CDA, der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft, dem Sozialflügel der CDU in Deutschland. Und uns sind natürlich die Arbeitnehmerthemen wichtig, deswegen ist auch der 1. Mai wichtig für uns, hier zu sein, über Themen zu reden, die jetzt gerade auch auf Bundesebene besprochen werden. Wie zum Beispiel die Arbeitszeitflexibilisierung. Welche Chancen liegen darin und wo muss man aufpassen, dass Arbeitnehmer nicht vielleicht gezogen werden, benachteiligt werden, wie können wir es gestalten, dass es für alle ein Vorteil wird.“

Als wir die Veranstaltung verließen, waren die Diskussionen und Gespräche der Teilnehmenden noch in vollem Gange. Es war eine beeindruckende Demonstration zum 1. Mai.

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